Malory
wichtiger.«
Natürlich, er hatte ja recht. Der Kapitän war schließlich am wichtigsten, sie war doch nur ein kleiner, popliger Schiffsjunge. Ihre Bedürfnisse vor die seinen zu stellen, würde auf ihn wirken als sei sie ein verzogenes Kleinkind, das mit den Füßen aufstampft, wenn es seinen Willen nicht kriegt.
Ganz langsam ging sie um sein Bett herum und ließ sich scheu auf der Bettkante nieder. Nicht daran denken, wie er gesagt hat, und ihn vor allem nicht ansehen.
Ihre Augen hielten sich krampfhaft an den geschwunge-nen Säulen des Kopfteiles fest und verharrten auch dort, als er ihre Hände in die seinen nahm und festhielt.
Stell dir vor, es sei Mac. Für ihn oder deine Brüder würdest du es doch auch tun.
Er preßte ihre Fingerspitzen gegen seine Schläfen und bewegte sie in kleinen Kreisen.
»Entspann dich, George. Das wird dich schon nicht umbringen.«
So was Ähnliches war ihr ebenfalls gerade im Kopf her-umgespukt, wenn sie es auch nicht ganz so kraß ausgedrückt hätte. Was mußte er nur von ihr denken? Daß sie etwa Angst vor ihm hat? Doch, das hatte sie, obwohl sie nicht einmal mehr wußte, warum. Nach dieser Woche glaubte sie eigentlich nicht mehr ernsthaft daran, daß er ihr Gewalt antun würde, aber ...
»Jetzt mach alleine weiter, George. Immer die gleiche Bewegung.«
Die Wärme seiner Hände, die sie gehalten hatten, war weg, doch statt dessen fühlte sie nun die Wärme seiner Haut zwischen ihren Fingerspitzen. Sie berührte ihn tatsächlich -
und es war gar nicht so schlimm ... bis er sich ein wenig bewegte, und eine seiner Locken über ihren Handrücken fiel.
Wie weich sein Haar war, und so kühl. Welch ein Kontrast zu der Hitze, die sie umgab, und die von seinem Körper ausging. Er war nicht mit der dicken Steppdecke zugedeckt, sondern nur mit dem seidenen Laken, dem dünnen seidenen Laken, unter dem sich sein Körper bestimmt deutlich ab-zeichnen würde.
Es gab keinen Grund, ihre Blicke vom Kopfende des Bettes abzuwenden, überhaupt keinen. Und wenn er nun einschlie-fe? Mußte sie dann mit der Massage fortfahren? Vielleicht konnte sie an seinem Schnarchen feststellen, ob er schliefe.
Bis jetzt hatte sie ihn jedoch noch nie schnarchen hören. Ob er schon eingeschlafen war?
Schau ihn an und sieh zu, daß du zu Ende kommst.
Das tat sie auch, doch ihre innere Stimme hatte recht behalten: Sie hätte ihn nicht ansehen dürfen! Der Mann auf dem Bett sah unverschämt zufrieden aus, mit geschlossenen Augen lag er da, seine Lippen umspielte ein sinnliches Lä-
cheln - und er war schön wie die Sünde. Er schlief nicht, sondern genoß ihre Berührungen ... oh Gott! Wie Wellen brach es über sie herein, Hitze und Schwäche stürmten in ihrem Innersten los. Ihre Hände ließen von ihm ab, doch er ergriff sie so plötzlich, daß sie vor Schreck aufstöhnte. Langsam legte er sie zurück - auf seine Wangen. Sie hielt sein Gesicht in ihren Händen und versank in seinen Augen, flam-mend grüne, schillernde Augen. Und dann geschah es: Ihre Lippen berührten sich, öffneten sich, erglühten. Wehrlos versank sie in einem Strudel, ein wahrer Sog von Gefühlen zog sie hinab in unendliche Tiefen ...
Wieviel Zeit inzwischen vergangen war, wußte Georgina nicht, doch was geschehen war, das spürte sie genau: James Malory küßte sie mit all der Leidenschaft, die ein Mann nur in einen Kuß hineinlegen konnte, und sie erwiderte seinen Kuß, als ob ihr Leben davon abhinge. Ihr schummriges Ge-fühl im Magen machte sich stärker als je zuvor bemerkbar, aber diesmal fühlte es sich wunderbar an - und völlig in Ordnung. In Ordnung? Nein, etwas war ganz und gar nicht in Ordnung: Er küßte sie - nein, er küßte George!
Das blanke Entsetzen lief ihr heiß und kalt den Rücken hinunter, sie drückte ihn mit aller Kraft von sich weg, aber er hielt sie fest umschlungen.
»Kapitän! Halt! Sind sie verrückt geworden? Lassen Sie mich ...«
»Sei still, Liebste, ich kann dieses Versteckspiel nicht mehr länger mitspielen.«
»Welches Versteckspiel? Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt? Oder wußten Sie etwa ...«
Er wirbelte sie herum, und sein Gewicht drückte sie in die weichen Kissen. Das Kribbeln in ihrem Bauch wurde immer stärker, fühlte sich immer wunderbarer an, erfüllte ihren ganzen Körper und schaltete ihr Denken für unendliche Augenblicke ganz aus. Doch dann kehrte es um so klarer zu-rück. Liebste?
»Sie wußten es?« keuchte sie und drückte seine Schultern von sich weg, damit sie ihm
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