Malory
romantisch, nicht wahr?« erkundigte sie sich leise und unglaublich scheu.
»Auch nicht sehr verliebt, aber ich hab schon verstanden, kleines Fräulein. Es hat dir offensichtlich Spaß gemacht, stimmt's?«
Unfähig zu einer Antwort nickte sie nur, doch als sie sein entzücktes Lächeln bemerkte, platzte sie übermütig heraus:
»Und dir?«
Georgie! Bist du verrückt geworden, ihn so etwas zu fragen? »Ich meine, äh ...«
Aus vollem Halse lachend ließ sich James zurück in die Kissen fallen, doch plötzlich packte er sie, wirbelte sie herum, bis sie auf ihm lag. Das war eine ganz neue Position für sie, sie blickte auf ihn herab und fühlte sich schon wieder ein wenig sicherer, doch nur einen kurzen Augenblick, bis er seine Schenkel spreizte und sie zwischen seine Beine zog.
»Was soll ich nur mit dir machen, George?« lachte er immer noch und hielt sie fest an sich gepreßt. Im Moment stör-te sie seine Belustigung gar nicht, obgleich sie wie üblich nicht genau wußte, warum es ging.
»Zunächst einmal damit aufhören, mich George zu nennen«, gab sie ihm Bescheid und bereute schon nächsten Augenblick zutiefst, was sie soeben gesagt hatte. Sie wurde ganz still und hoffte, daß durch ihre unbedachte Bemerkung nun nicht die Sprache auf ihr Täuschungsmanöver kommen würde. Auch er war plötzlich ganz ruhig. Zwar lag noch ein Lächeln auf seinem Gesicht, doch die Veränderung war ganz offensichtlich - er war wieder der alte hämische, selbstgefällige Schuft.
»Und wie zum Teufel soll ich dich nennen? Mit deinem richten Vornamen vielleicht?«
»Ich heiße tatsächlich Georgie.«
»Pah, das kannst du deiner Großmutter erzählen, laß dir was Besseres einfallen.« Sie gab keine Antwort, doch ihr Gesichtsausdruck wurde langsam trotzig.
»Muß ich dir denn die Wahrheit Wort für Wort aus der Nase ziehen? Oder möchtest du lieber die äußerst wirkungs-vollen Instrumente der Inquisition kennenlernen - Folter-bank und Peitsche?«
»Das finde ich überhaupt nicht witzig«, fauchte sie zurück.
»Ob du es glaubst, oder nicht, ich fände es sehr unterhaltend - Nein, Liebling, kein Grund zur Sorge, die ist im Moment völlig unangebracht. Jetzt will ich endlich eine Erklä-
rung von dir hören. Fangen wir doch gleich mit dem Wichtigsten an: Was sollte das ganze Verwandlungsthea-ter?«
Seufzend legte sie ihren Kopf auf seine Brust. »Ich mußte England verlassen.«
»Hast du in Schwierigkeiten gesteckt?«
»Nein, ich hätte es nur keinen einzigen Tag länger dort ausgehalten.«
»Warum hast du dir denn nicht einfach eine Schiffspassa-ge gekauft?«
»Weil nur englische Schiffe Richtung Atlantik ausliefen.«
»Was zum Kuckuck hast du denn gegen englische Schiffe?«
Sie hob den Kopf und blickte ihn stirnrunzelnd an. »Sie finden sicherlich nichts dabei, aber ich hasse eben alles Englische.«
»Ach, tatsächlich? Mich eingeschlossen?« Seine Augenbraue hob sich wieder zynisch.
»Bis jetzt schon. Ob sich das ändert, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
Er grinste, dann begann er zu kichern. »Jetzt sehe ich Land, George, Du bist doch nicht etwa eine dieser fanati-schen Amerikanerinnen, oder doch? Dein Akzent spricht ja beinahe dafür.«
»Und wenn es so wäre?«
»Dann würde ich dich selbstverständlich in den nächsten Frachtraum sperren. Das ist der sicherste Ort für Leute, die gerne Kriege anzetteln.«
»Wir haben doch nicht angefangen ...« Weiter kam sie nicht, denn sein Kuß versiegelte ihre Lippen. Ihren Kopf in beiden Händen haltend, küßte er sie so lange, bis sie soweit außer Atem war, daß er getrost den Disput beenden konnte.
»Darüber will ich mit dir nicht streiten, meine Liebe. Du bist also Amerikanerin? Na, das kann ich verschmerzen.«
»Wie können Sie ...!«
Wie schon vorher verschloß er ihre Lippen mit einem langen Kuß, bis sie ganz benommen - und er schon wieder derart erregt war, daß es ihm direkt leid tat, sie geärgert zu haben.
»Mir ist es scheißegal, woher du kommst«, flüsterte er zwischen ihren Lippen. »Ich war in diesen lächerlichen Krieg sowieso nicht verwickelt und hab mich auch nicht um die politischen Hintergründe gekümmert. Zu diesem Zeitpunkt lebte ich weit weg von allem auf den Westindischen Inseln.«
»Sie sind aber immer noch Engländer«, beharrte sie, wenn auch nicht mehr ganz so hitzig.
»Ganz recht. Aber davon lassen wir uns nicht stören, Geliebte«, flüsterte er betörend und knabberte dabei zärtlich an ihren Lippen. Sie
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