Malory
Herzog von Windfield verheiratet worden. Er hatte Lady Caroline seit drei Jahren nicht mehr gesehen und den Trennungsschmerz längst vergessen.
»Wir haben uns schon gefragt, wohin du wohl verschwunden bist, Nicky«, sagte Pamela gerade. Sie thronte unaufgefordert auf einer Stuhlkante dicht neben seinem Schreibtisch. »Im Salon wird gerade der Tee serviert. Es sind noch mehr Leute gekommen. Ich kenne sie nicht- ein paar Gutsherren oder...Oh! Und deine bezaubernde Frau hat sich endlich blicken lassen. Ein ganz reizendes, süßes Mädchen. Ich habe sie natürlich schon früher getroffen, das ist ja klar, in der vorletzten Ballsaison. Sie war unglaublich begehrt. Die jungen Kerle haben sich um sie geschart und alles für ein Lächeln von ihr getan. Ich war sogar ein bißchen neidisch, bis offensichtlich wurde, daß etwas...
Nun ja - daß etwas nicht mit ihr stimmt, das arme Ding.«
Er hatte von Anfang an gewußt, daß dieses alberne Ge-plapper auf irgend etwas hinauslaufen würde, aber trotzdem zuckte er jetzt zusammen. »Soll ich jetzt vielleicht raten, was du meinst?«
Sie lachte zwitschernd. »Ich hatte gehofft, daß du es mir sagst. Alle sind schon schrecklich gespannt darauf, es zu erfahren.«
»Es zu erfahren?« wiederholte Nicholas barsch.
»Ja, klar - zu erfahren, was deiner Meinung nach bei ihr nicht stimmt.«
»Ich bin nicht der Ansicht, daß bei meiner Frau etwas nicht stimmt, Pamela«, antwortete er kühl.
»Du wirst also nicht aus der Schule plaudern? Galant von dir, Nicky, aber nicht allzu aufschlußreich«, sagte sie seufzend. »Du kannst dir ja vorstellen, was für einen Auf-ruhr du ausgelöst hast. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, daß einer der begehrtesten Junggesellen heiratet und seine Frau dann praktisch schon vor dem Altar verläßt. Es wird gemunkelt, einer von Lady Reggies Onkeln hätte dich ihr in Ketten vorgeworfen.«
Er machte es Pamela nicht leicht zu erkennen, daß sie ins Schwarze getroffen hatte. Nur die Spannung in seinen Händen zeigte seinen Zorn. Sie wollte erreichen, daß er in helle Wut ausbrach. Pamela hegte für diesen Mann einen größeren Groll als für ihre bisherigen und zukünftigen Liebhaber zusammen. Sie hatte ernste Pläne mit Nicholas Eden gehabt, und er hatte diese Pläne vereitelt. Dieser verdammte Schwerenöter, dieser miese Schürzenjäger! Es freute sie, daß er jetzt ausgerechnet bei einer Frau hängen-geblieben war, die ihm nicht paßte.
»Dieses Gerücht ist absolut absurd, Pamela«, entgegnete Nicholas mit gepreßter Stimme. »Ich bin nur deshalb in James Malorys Gesellschaft nach England zurückgekehrt, weil er so freundlich war, mir eine Kajüte auf seinem Schiff zur Verfügung zu stellen, als ich in der Karibik festsaß. Und«, fuhr er eilig fort, ehe sie etwas sagen konnte, »ich enttäusche dich zwar nur ungern, aber es waren Geschäfte, die mich gezwungen haben, mich von meiner Braut zu trennen. Ein. Notstand auf einem meiner dortigen Anwesen, der augenblicklich behoben werden mußte.«
»Ein anderer Mann hätte seine Frau wahrscheinlich mitgenommen, für ausgedehnte Flitterwochen und so weiter«, warf sie ein. »Merkwürdig, daß du nicht auf die Idee gekommen bist.«
»Ich hatte keine Zei t ... « begann er, aber sie lächelte und stand auf.
»Es wird sicher interessant, euch beide zusammen zu sehen. Seltsam, daß du so kurz nach deiner Hochzeit schon Empfänge gi bst ... «
»Diese kleine Feier war nicht meine Idee.«
»Ja, deine Mutter hat die Einladungen verschickt, aber du warst bereits hier, und daher nehme ich an, daß du ein Fest veranstalten wolltest. Es heißt ja schließlich, das beste Mittel gegen Langeweile sei eine Party. Ich hoffe nur, du hast mich nicht auf die Gästeliste gesetzt, um ein privates Fest mit mir zu feiern. Verheiratete Männer reizen mich nicht, wenn du verstehst, was ich meine.«
Sie huschte aus dem Zimmer, ehe er etwas darauf erwidern konnte. Nicholas blieb sitzen und starrte die Tür an.
Er war eiskalt abgewimmelt worden, ohne auch nur einen Vorstoß versucht zu haben. Eine solche Dreistigkeit!
Ein starker Beschützerdrang bemächtigte sich seiner.
Mit Reggie sollte etwas nicht stimmen! Das war doch wohl der Gipfel. Er verließ die Bibliothek mit den besten Absichten, seine Frau zu finden und sich ihr hingebungsvoll zu widmen, solange auch nur noch ein einziger Gast im Hause war. Aber als er aus der Bibliothek kam und einen Blick in die Eingangshalle warf, sah er Selena Eddington, die gerade
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