Malory
gerechnet, daß er sich hier aufhalten würde. Und sein ständig mürrisches Gesicht raubte ihr zusätzlich die Nerven.
Sie müßte fortgehen, das wußte sie. Eine Scheidung kam nicht in Frage, aber sie brauchte nicht unter einem Dach mit ihm zu leben. Sie konnte nach Haverston zu-rückgehen. Onkel Jason wäre sicher hocherfreut.
Aber sie hatte nicht das Recht, Thomms von seinem Vater fernzuhalten. Und wie sie von Tess wußte, tauchte Nicholas mindestens zweimal täglich im Kinderzimmer auf und verscheuchte das Mädchen, um mit seinem Sohn allein zu sein. Er akzeptierte Thomas als sein Heisch und Blut, aber es war zu bezweifeln, ob er jemals eine richtige Ehe mit Regina führen würde.
Sie seufzte tief. Hatte sie nicht einmal gesagt, es wäre ihr gleich, wie ihre Ehe sich entwickelte, solange sie bloß nicht mehr auf die Jagd nach einem Mann gehen müßte?
Wie dumm und naiv sie doch gewesen war!
»Du hast Besuch, meine Liebe«, verkündete Eleanor, als sie ins Zimmer kam. Lord Dicken Barrett folgte ihr auf den Fersen. »George...? Ach, du meine Güte, ich kann mich nicht mehr erinnern.«
»George Fowler«, kam ihr Lord Barrett zu Hilfe.
»Ach ja, Fowler«, stimmte Eleanor zu. »Sayers hat ihn im Empfangszimmer untergebracht, weil das ganze Haus zu voll ist.«
Sayers stand in der Tür, und Reggie runzelte die Stirn, um ihr Erstaunen zu vertuschen. Sie stand auf. »Das ist nicht der richtige Ort für George. Führen Sie ihn in die Bibliothek. Zu der Tageszeit sollte dort niemand sein.
Und sorgen Sie dafür, daß ihm Tee serviert wird.«
Sie nickte, um Sayers zu entlassen, dann wandte sie sich an Eleanor. »Du hättest länger schlafen sollen, Ellie, wenn du noch müde bist.«
»Mir geht es gut, meine Liebe. Es ist eine lange Nacht geworden, aber es hat Spaß gemacht.« Sie sah Lord Barrett kurz in die Augen. »Ich bin hellwach, sowie ich meinen Tee getrunken habe. Kennst du deinen Besucher?«
»Ja«, erwiderte Reggie. »Aber ich weiß gar nicht, was er hier will.«
»Dann kümmerst du dich jetzt wohl am besten um ihn. Dicken und ich werden nur schnell einen Happen essen, ehe wir ausreifen.«
Eleanor und Ausreiten? Das mußte man sich mal vorstellen! »Ich wußte gar nicht, daß du gern reitest, Ellie.«
»Und wie gern! Aber es macht viel mehr Spaß, wenn jemand mitkommt.« Sie beugte sich vor und fügte hinzu: »Das mußt du mal mit Nicholas ausprobieren.«
Reggie gab eine nichtssagende Antwort und verließ das Zimmer.
George Fowler stand auf, als sie die Bibliothek betrat, und kam auf sie zu, um sich zu verbeugen und ihre Hand zu küssen. Sie hatte ganz vergessen, was für ein ansprechender junger Mann er war mit seinem dunkel-blonden Lockenkopf, dem gepflegten Schnurrbart, den dunkelgrünen Augen und der guten Figur. Er war ein wenig zu klein - nein, nicht wirklich. Sie durfte nicht jeden mit ihrem Ehemann vergleichen.
»Ich fürchte, ich komme ungelegen«, entschuldigte er sich. »Der Kerl, der mir meinen Hengst abnahm, brummte, in eurem Stall sei nicht einmal mehr Platz für ein einziges Pferd.«
»Es ist alles ein wenig eng, aber mir bereitest du überhaupt keine Ungelegenheiten.«
»Du hast Gäste, um die du dich kümmern mußt .. . «
»Keineswegs«, versicherte sie ihm. »Das hier ist eine Einladung meiner Schwiegermutter, die schon vor unserer Ankunft geplant wurde. Hauptsächlich ihre Freunde -
und die meines Mannes. Und um diese Tageszeit sind die meisten noch gar nicht aufgestanden. Nimm doch Platz, George.« Sie setzten sich einander gegenüber. »Du kannst gern bleiben, wenn du magst. Wahrscheinlich kennst du hier so ziemlich alle, und ich bin sicher, daß wir dich auch für die Nacht unterbringen können, wenn es dir nichts ausmacht, dir mit jemandem ein Zimmer zu teilen.«
Er strahlte fröhlich. »Ich würde die Einladung mit Vergnügen annehmen, wenn ich nicht bereits von meiner Mutter herzitiert worden wäre. Sie macht Urlaub in Brighton, und ich dachte, ich schaue mal vorbei, um herauszufinden, wie du zurechtkommst.«
Reggie lächelte ihn an. Er hatte einen großen Umweg gemacht, um sie zu besuchen. »Es ist lange her, seit wir uns gesehen haben, nicht wahr?« Sie kam freudig auf dieses Thema zu sprechen, denn sie erinnerte sich noch gut daran, wie charmant er sein konnte.
»Eine verflixt lange Zeit«, betonte er.
Hallie brachte Tee, und Reggie schenkte ein. »Wie geht es deiner Mutter, George?«
»So gut, wie man es bei ihrem Zustand erwarten kann.«
Er sagte das mit
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