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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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namenloses Grab findet?«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß man jemanden um Er-laubnis gebeten hat, jemanden, der Bescheid wuß-
    te ...«, antwortete Warren. »Andernfalls wäre das Grab wahrscheinlich an einen geeigneteren Ort verlegt worden – damals. Und es scheint doch ganz offensichtlich, daß das Grab älter als einer von uns ist, da keiner weiß, wie es dorthin kam und wer darin bestattet wurde.«
    »Ja, das rührt mich irgendwie«, mischte sich Reggie ein. »Es ist traurig, daß das Grab vollkommen vergessen wurde. Zumindest sollte der Name auf dem Stein ein-gesetzt werden auf dem nur steht ›SIE RUHT‹.«
    »Ich glaube, ich schließe mich eurem Ausflug nach Havers an«, meinte Amy. »Eigentlich wollte ich Molly heute nachmittag helfen, den Weihnachtsschmuck vom Speicher zu holen, aber das kann bis heute abend warten.«
    Molly war sicher, daß sie alles erfahren würde, was man in Havers Town herausgefunden hatte, im Augenblick aber interessierte sie es überhaupt nicht. Mit immer noch hochroten Wangen schlüpfte sie unbe-merkt aus dem Zimmer. Ihr ging bereits im Kopf herum, was sie Jason sagen würde, wenn sie heute abend allein mit ihm war.
    Das war gerade noch einmal gutgegangen! Wären seine Verwandten nicht mit diesem spannenden Thema beschäftigt gewesen, dann wäre zumindest einem von ihnen aufgefallen, mit welcher Innigkeit er sie angesehen hatte. Und das hätte das Ende ihres Geheimnisses bedeutet.
    Aber was hätte es genützt? Es würde nichts an ihrem Entschluß ändern, ihn nicht zu heiraten, obwohl sie sich das aus ganzem Herzen wünschte. Aber einer von ihnen mußte vernünftig bleiben. Auch wenn er sie heiratete, gesellschaftlich würde man sie nie akzeptieren. Sie würde nur einen weiteren Skandal der Malorys heraufbeschwören.

Kapitel Drei
    L eider erwies sich der Ausflug nach Havers Town als völlig unzufriedenstellend. John Markus lebte tatsächlich noch im Alter von sechsundneunzig Jahren. Er war zwar bettlägerig, aber für sein Alter geistig noch recht rege und erinnerte sich an das Grab.
    »Ja ... das Grab hab’ ich . .. na, wohl achtundsechzig Jahre lang gepflegt«, erklärte John stolz der Gruppe, die sich um sein Bett geschart hatte.
    »Du meine Güte!« rief Reggie aus. »Da warst du noch nicht einmal auf der Welt, Onkel Jason.«
    »Ja.« John Markus nickte. »Und ich selbst war nicht älter als dreizehn. Ich hab’ die Grabpflege später meinem Neffen übertragen, als ich vor fünfzehn Jahren in den Ruhestand getreten bin. Keinem andren hätt’ ich’s anvertraut. Er ist doch nicht nachlässig gewesen, oder?«
    »Nein, John, natürlich nicht«, versicherte Jason ihm, obwohl er das Grab seit über dreißig Jahren nicht mehr gesehen hatte und keine Ahnung von seinem Zustand hatte. Aber er wollte nicht, daß sich der alte Mann deswegen grämte und fügte hinzu: »Nein, im Gegenteil.
    Der junge Mann macht seine Arbeit ausgezeichnet, das muß man ihm lassen.«
    »Wir sind froh, einen Menschen gefunden zu haben, der über das Grab Bescheid weiß, Mr. Markus«, erklär-te Reggie ihm und kam auf das Thema zu sprechen, das der Anlaß für ihr zahlreiches Erscheinen war. »Wir sind natürlich neugierig, Mr. Markus, wer in diesem Grab bestattet wurde.«
    Der Alte zog die Stirn in Falten. »Wer dort liegt? Tja, das weiß ich selbst nicht genau.«
    Das überraschte Schweigen, das dieser Antwort folgte, zeigte ihre Enttäuschung. Dann fragte Derek endlich:
    »Warum haben Sie sich dann all die Jahre darum ge-kümmert?«
    »Weil sie mich darum gebeten hatte.«
    »Sie?« fragte Jason.
    »Nun, Ihre Großmutter, Lord Jason. Es gab nichts, was ich für diese freundliche Dame nicht getan hätte, und so empfand jeder auf Haverston. Sie war bei allen sehr beliebt, Ihre Großmutter, im Gegensatz zu Ihrem Großvater. Jedenfalls traf das zu, als er noch jung war.«
    Ein halbes Dutzend Brauen schnellte in die Höhe, dann sagte Jason ungehalten: »Wie bitte?«
    Der alte Mann kicherte. Er war zu alt, um sich durch den scharfen Ton eines Jason Malory einschüchtern zu lassen. »Das war nicht aus Respekdosigkeit gesagt, Mylord, aber der erste Marquis war ziemlich steif und von oben herab, wie eben alle Aristokraten zu seiner Zeit.
    Haverston wurde ihm von der Krone verliehen, aber das Anwesen und die Leute waren ihm ziemlich gleichgültig. Er gab London den Vorzug und erschien nur einmal im Jahr, um mit seinem Verwalter die Bü-
    cher durchzusehen. Und der war vielleicht ein wider-licher Stutzer, das

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