Malory
allerdings, dass sie ohne besser dran ist.«
Die Lady erstarrte. Danny fuhr James an: »Hören Sie auf, an meiner statt Vermutungen anzustellen, Mann.
Und Ihre Beleidigungen können Sie sich auch sparen.«
James zog eine Augenbraue hoch und erwiderte sarkastisch: »Na, endlich keine Angst mehr vor mir, was?«
Danny wurde rot und verbarg das Gesicht wieder hinter Jeremys Rücken. Durch sein »Wir kümmern uns um die Unseren« hatte James Malory für alle Zeiten einen Stein bei ihr im Brett. Und sie fürchtete sich wirklich nicht mehr vor ihm. Hingegen traute sie sich immer noch nicht, ihrer Mutter gegenüberzutreten.
Evelyn hatte sie allerdings gehört, und obwohl sie nicht mehr von ihr sehen konnte als ihren Rock hinter Jeremys Beinen, schenkte sie nun Jeremy ihre volle Aufmerksamkeit und wollte wissen: »Warum versteckt sie sich?«
»Weil sie Angst davor hat, dass Sie vielleicht nichts von ihr wissen wollen«, entgegnete Jeremy. »Sie hat vor all den Jahren ihr Gedächtnis verloren und erinnert sich gerade erst wieder an einige Dinge.«
»Ersparen Sie mir das bitte«, sagte Evelyn verächtlich.
»Diese Ausrede haben vor Ihnen schon andere benutzt.«
Jeremy gab keine Antwort auf diese Bemerkung. Stattdessen wandte er sich um und hob Dannys Kinn an. »Du machst alles nur noch schlimmer, hörst du. Sie wird jedes Wort bereuen, das sie gesagt hat.«
»Oder uns noch einmal auffordern, uns fortzuscheren.«
»Soll sie doch. Dann fahren wir nach Hause, heiraten und fangen an, Kinder zu machen.« Jeremy grinste Danny an. »Wenn sie wirklich so etwas sagen will, Liebes, dann bringen wir es hinter uns. Es hilft nichts, die Sache hinauszuzögern.«
Danny seufzte. Natürlich hatte Jeremy Recht. Sie zog diese quälende Situation nur in die Länge, und vor Angst wurde ihr immer flauer im Magen. Als sie jedoch einen Schritt zur Seite trat und die verärgerte Miene ihrer Mutter sah, glaubte sie, das Herz rutsche ihr in die Kniekehlen.
Evelyn dagegen hatte mit einer weiteren Enttäuschung gerechnet und war immer noch wütend auf sie alle, weil sie versuchten, sie hinters Licht zu fuhren. Es dauerte einen Moment, bis sie Danny anschaute, wirklich anschaute, und dann war sie so fassungslos, dass sie kein Wort mehr herausbekam. Sie erblickte ein fast genaues Ebenbild ihrer selbst vor zwanzig Jahren – und das Kind, von dem sie geglaubt hatte, sie würde es nie Wiedersehen.
Danny hatte sich abgewandt, da ihre schlimmsten Be-fürchtungen sich bewahrheitet hatten. Sie schlang die Arme um Jeremy und vergrub das Gesicht an seiner Brust.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt; kaum presste sie die Worte heraus: »Bring mich nach Hause.«
Sie würde nicht weinen. Sie weigerte sich, hier vor Evelyn Hilary in Tränen auszubrechen. Später ...
»Danny!«
Sie schaute über die Schulter zurück. Ihre Mutter streckte ihr die Hand entgegen. Der Schock war ihr nun deutlich anzusehen – sie war leichenblass geworden.
»O Gott, Danny, bist du es wirklich?«
Nun flossen die Tränen doch. Danny trat einen Schritt auf ihre Mutter zu, dann noch einen. Die letzten Schritte rannte sie. Sie schluchzte jetzt schon hemmungslos und noch mehr, als ihre Mutter die Arme um sie schloss und sie in ihrem Gefühlsüberschwang fast er-drückte. Danny erkannte den Geruch wieder, die weiche Geborgenheit, und nun fiel ihr auch wieder ein, wie sehr sie hier geliebt worden war.
Sie war zu Hause.
Kapitel51
er Salon war groß und zweckmäßig eingerichtet; er D wurde geputzt, wenn er gebraucht wurde, was jedoch selten der Fall war. Nun saßen sie dort: Evelyn und Danny auf dem Sofa, Jeremy in einem Sessel gegenüber von ihnen. James stand als stiller Beobachter ein wenig abseits am leeren Kamin und gab nur hin und wieder eine passende – oder auch unpassende – Bemerkung von sich.
Evelyn hielt Dannys Hand. Sie hatte sie nicht mehr losgelassen, seit sie danach gegriffen hatte, um sie zurück zum Haus zu führen. Immer wieder flossen ihre Tränen von Neuem, ja im Grunde jedes Mal, wenn sie Danny anschaute; daher versuchte sie, den Blick stattdessen auf Jeremy zu richten. Auch Danny musste immer wieder weinen; beim geringsten Anlass begann sie erneut zu schluchzen. Sie hatte ihre Mutter wieder. Sie wusste wieder, wer sie war, hatte ihr wahres Leben zurück. Immer noch wartete sie darauf, aus dem Traum zu erwachen, denn sie konnte einfach noch nicht fassen, dass alles, was sie sich jemals erhofft hatte, Wirklichkeit geworden war.
Auf dem Rückweg zum Haus
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