Malory
mich gestellt wie deine blöde Mutter und wie der Alte, mögen sie beide in der Hölle schmoren!
»Möchtest du noch einen Sherry, Frances?«
Frances blickte von ihrem fast vollen Glas zu Roslynn hinüber, die sich gerade das zweite Glas einschenkte.
»Entspann dich doch, Ros. Wenn er bis jetzt nicht hier ist, kommt er vermutlich nicht mehr, meinst du nicht auch?«
Roslynn rang sich ein gezwungenes Lächeln ab. »Anthony taucht absichtlich immer dann auf, wenn man ihn am wenigsten erwartet, nur um mich nervös zu machen.«
»Und du bist nervös?«
Roslynn gab einen Laut von sich, der ein Lachen sein sollte, sich aber mehr wie ein Stöhnen anhörte, trank einen
großen
Schluck
Sherry
und
nahm
wieder
neben
Frances auf dem neuen Sofa Platz. »Dumm von mir, nicht wahr? Schließlich muß er sich ja anständig benehmen, wenn du hier bist, und ich habe ihm gesagt, daß du kämest.«
»Aber?«
Roslynns
Lächeln
hatte
mehr
Ähnlichkeit
mit
einer
Grimasse.
»Er
verwirrt
mich
mit
seinen
vielen
ver-
schiedenen
Stimmungen.
Ich
weiß
nie,
was
mich
er-
wartet.«
»Daran ist doch nichts Ungewöhnliches, meine Liebe.
Wir haben doch auch unsere Launen. Hör auf, dich verrückt zu machen. Sag mir lieber, was er zu dieser neuen Einrichtung gesagt hat?«
Roslynn kicherte jetzt fröhlich. »Er hat sie noch gar nicht gesehen.«
Frances machte große Augen. »Heißt das, daß du ihn vor dem Kauf nicht gefragt hast, ob ihm die Sachen gefallen? Aber diese Möbel sind so - so. . . «
»Zierlich
und
feminin?«
schlug
Roslynn
augenzwin-
kernd vor.
Franes schnappte nach Luft. »Großer Gott, du hast es absichtlich getan! Du hoffst, daß er die Sachen scheußlich findet, habe ich recht?«
Roslynn ließ ihre Blicke zufrieden durch den Raum schweifen, dem sie durch die eleganten Satinholzmöbel eine völlig neue Atmosphäre verliehen hatte. Jetzt sah er so aus, wie ein Empfangszimmer aussehen mußte, das nun
wirklich
zur
weiblichen
Domäne
gehörte.
Adams
war berühmt
für
seine
kunstvoll
verzierten
und
ver-
schnörkelten Möbel, die natürlich nicht jedermanns Geschmack waren, aber ihr persönlich gefielen die vergol-deten Gestellte an den zwei Sofas und Sesseln, und besonders gut gefielen ihr die Polsterbezüge aus Samtbro-kat mit ihrem Muster von silbernen Blumen auf olivgrü-
nem Grund. Die Farben waren nicht feminin. Hier hatte sie
eine
Art
Kompromiß
geschlossen.
Aber
ansonsten
entsprachen die Möbel zweifellos mehr dem Geschmack einer Frau als dem eines Mannes. Und wenn dann noch eine neue Tapete hinzukam. . .
»Ich glaube nicht, daß Anthony die Sachen scheußlich finden wird, Frances, und falls doch, so wird er wahrscheinlich
schweigend
darüber
hinwegsehen.
So
ist
er
eben.« Sie zuckte die Achseln. »Aber wenn er seinen Unmut wider Erwarten zum Ausdruck bringen sollte, kaufe ich einfach etwas anderes.«
Frances runzelte die Stirn. »Ich glaube, du bist viel zu sehr daran gewöhnt, Geld aus dem Fenster zu werfen.
Du vergißt, daß dein Mann nicht so reich ist wie du.«
»O nein, das ist das einzige, was ich nicht vergesse!«
Nach
kurzem
Schweigen
seufzte
Frances:
»Darum
geht es also. Nun, hoffentlich weißt du, was du tust.
Männer
reagieren
in
Geldfragen
manchmal
sehr
ko-
misch, weißt du? Manche zucken nicht einmal mit der Wimper, wenn sie zwanzigtausend Pfund verlieren. Andere gehen bei einem solchen Verlust hin und erschießen sich.«
»Mach dir keine Sorgen, Frances. Anthony gehört bestimmt zur sorglosen Kategorie. Möchtest du jetzt vielleicht noch etwas trinken?«
Frances betrachtete wieder zuerst ihr eigenes, noch immer halbvolles Glas, dann Roslynns leeres. Sie schüttelte den Kopf, aber nicht als Antwort auf die Frage ihrer Freundin. »Du willst die Sache auf die leichte Schulter nehmen, Ros, aber du kannst mir nicht weismachen, daß du nicht solch etwas Angst vor seiner eventuellen Reaktion hast. War er sehr - unangenehm, als ihr diese Auseinandersetzung
hattet,
über
die
du
nicht
sprechen
willst?«
»Es
war
keine
Auseinandersetzung«,
erwiderte
Ros-
lynn steif. »Und unangenehm ist er ständig, seit ich ihn geheiratet habe.«
»Na ja, du warst auch nicht gerade von überwältigendem Charme, als ich euch beide zusammen gesehen ha-be. Ich nehme an, daß seine Laune von der deinigen ab-hängt, meine Liebe.«
Roslynn verzog über diese weise Bemerkung nur den Mund. »Er kommt offenbar nicht zum Essen nach Hause,
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