Malory
aus dem Konzept bringen. »Ein älterer Mann ist be-ständiger,
weil
seine
wilden
Jahre
hinter
ihm
liegen.
Wenn ich in dieser Ehe treu sein soll, muß ich das auch von meinem Mann erwarten können.«
»Aber Sie werden Ihrem Mann nicht treu sein«, brachte er ihr in Erinnerung.
»In diesem Fall werde ich es auch von ihm nicht verlangen, aber andernfalls schon. Lassen wir's dabei. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen - es war mein Großvater, der mir zu einem reifen Mann mit vielen Erfahrungen geraten hat, und außerdem haben die jungen Männer, die ich bisher kennengelernt habe, mich nicht gerade beeindruckt. Nun ja, bis auf einen, und den habe ich jetzt auch auf meine Liste gesetzt.«
»Wer ist der Glückliche?«
»Justin Warton.«
»Warton?« rief Anthony erbittert und richtete sich kerzengerade auf. »Das ist doch ein Muttersöhnchen!«
»Sie brauchen nicht beleidigend zu werden«, sagte sie in eisigem Ton.
»Mein
liebes
Mädchen,
wenn
Sie
nur
Lobeshymnen
auf Ihre Kandidaten hören wollen, weiß ich nicht, inwie-fern ich Ihnen behilflich sein könnte. Nach außen hin sind all diese Herren selbstverständlich über jeden Zweifel erhaben. Ich dachte, Sie wären an dem Dreck unter dem Teppich interessiert.«
Sein Tadel ließ sie wieder leicht erröten. »Sie haben na-türlich völlig recht. Entschuldigen Sie bitte. Nun, welcher meiner Kandidaten würde Ihrer Ansicht nach den besten Ehemann abgeben?«
»Sie haben keinen Favoriten?«
»Eigentlich nicht. Ich finde sie alle recht sympathisch und ansehnlich, und bisher ist mir auch nichts Nachtei-liges über sie zu Ohren gekommen. Genau das ist mein Problem. Ich weiß nicht, für wen ich mich entscheiden soll.«
Anthony lehnte sich wieder entspannt zurück und legte seinen Arm unauffällig auf die Rückenlehne, hinter ihren Kopf. Sie bemerkte nichts davon, denn sie wartete ungeduldig auf seine Antwort, während er nicht die geringste Lust verspürte, sich dazu zu äußern.
Ausweichend schlug er deshalb vor: »Es wäre vielleicht ganz nützlich zu wissen, welche Eigenschaften Ihnen besonders wichtig sind.«
»Ein umgängliches, einfühlsames Wesen, Güte, Intelligenz, Nachsicht, wie bereits gesagt...«
»Großartig!« rief er mit boshaftem Grinsen. »Sie werden sich zu Tode langweilen, meine Liebe, und ich werde Sie sogar noch früher als erwartet in meine Arme schließen.« Ihr strafender Blick ließ ihn völlig unberührt.
»Aber bitte, fahren Sie doch fort.«
»Es muß auch ein Ehevertrag unterzeichnet werden«, sagte sie steif. »Auf diese Weise soll verhindert werden, daß mein Mann die Kontrolle über meine Besitztümer an sich reißt.«
»War das Ihre Idee?«
»Nein, die meines Großvaters. Er war ein eigenwilliger alter Mann, und er wollte ganz sicher sein, daß das Vermögen, das er mir hinterließ, tatsächlich meines blieb und nicht irgendeinem Unbekannten in die Hän-de
fiel,
der
ihm
vielleicht
zugesagt
hätte,
vielleicht
aber auch nicht. Er ließ den Vertrag kurz vor seinem Tod aufsetzen.«
»Warum hat er denn nicht selbst einen Ehemann für Sie
ausgesucht,
der
seinen
hohen
Ansprüchen
genügt
hätte?«
Ihr Blick wurde weich und versonnen. »Zwischen uns bestand eine sehr enge Bindung, Anthony. Ich wollte ihn nicht verlassen, solange er noch am Leben war, und er hätte mich nie dazu gezwungen.«
Anthony lächelte selbstzufrieden. Daß ihr soeben sein Vorname entschlüpft war, bewies deutlich, daß sie sich entspannt
hatte
und
sich
in
seiner
Gesellschaft
wohl
fühlte. Sie hatte sich ihm beim Reden auch zugewandt und saß jetzt fast seitlich auf dem Sofa. Er könnte ganz mühelos seinen Arm auf ihre Schultern hinabgleiten lassen und sie an sich ziehen...
Anthony rief sich energisch zur Ordnung. »Nun, ich glaube, daß nur Savage vielleicht etwas gegen diesen Ehevertrag hätte. Nicht, weil er Ihr Vermögen an sich rei-
ßen möchte. Soviel ich weiß, ist er finanziell so gut gestellt, daß Geld für ihn bei einer Heirat keine Rolle spielen dürfte. Aber er ist ein Mann, der keine Auflagen liebt. Doch wenn ihm viel an Ihnen liegt, könnte er durchaus über seinen Schatten springen.«
»Dann würden Sie also ihn empfehlen?«
»Meine Liebe, von den Eigenschaften, die Sie für wün-schenswert halten, besitzt er nur eine - Intelligenz. Aber keiner Ihrer Kandidaten wird Ihren Erwartungen gerecht werden können. Warton vielleicht noch am ehesten, aber wenn Sie ihn heiraten, müssen Sie quasi eine Ehe zu dritt
Weitere Kostenlose Bücher