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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02. Lodernde Leidenschaft
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vergangenen Nacht nicht einschlafen können, weil ihr vielerlei im Kopf herumgegangen war. Seit ihrer Rückkehr nach London hatte keiner ihrer Herren ihr seine Aufwartung gemacht, und sie war sich darüber im klaren, daß sie nicht einfach viel zu beschäftigt
    waren.
    Anthonys
    unschuldiges
    ›Sich-um-die-Gäste-
    kümmern‹ hatte ihr beträchtlich geschadet.
    Und wenn sie sich an all das so deutlich erinnern konnte - wie war es denn möglich, daß sie nicht wußte, wie sie in diese gräßliche Kammer gelangt war? Anthony würde doch nicht... Nein, völlig ausgeschlossen. Und es war auch höchst unwahrscheinlich, daß Frances den Verstand verloren und so etwas arrangiert hatte. Folglich gab es nur eine plausible Erklärung, wenn sie nicht annehmen wollte, daß sie schwer krank war und im Fieber fantasierte, und dazu war alles viel zu real. Geordie! Irgendwie mußte er es fertiggebracht haben, sie aus dem Haus in der South Audley Street in Mayfair zu entführen und hierher zu bringen. Unvorstellbar, aber offensichtlich wahr.
    Und doch wollte sie noch immer nicht akzeptieren, daß Geordie gewonnen hatte, hoffte sie immer noch, daß es eine andere Erklärung geben könnte, und so war es für sie ein arger Schock, als sie sich mit der Realität konfrontiert sah. Ihr brach vor Angst der Schweiß aus, und ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, als Geordie Cameron mit triumphierender Miene das Zimmer betrat.
    Roslynn hatte sich so oft ausgemalt, was passieren wür-de, wenn er sie in seine Gewalt bekam, daß sie ihn zu-nächst nur schreckensbleich anstarren konnte.
    »Ah, ich freue mich wirklich, daß Mrs. Pym recht hatte, als sie mir meldete, du seist endlich aufgewacht«, rief er in breitestem schottischem Dialekt. »Sie war so nett, draußen vor der Tür zu sitzen und zu horchen, ob du dich bewegst, um mir gleich Bescheid sagen zu können.
    Sie weiß, wie ungeduldig ich bin, und zweifellos haben auch die Münzen in ihrer Tasche zu ihrer Beflissenheit beigetragen. Glaub aber nur nicht, daß du sie auf deine Seite ziehen kannst, Mädchen. Ich habe ihr nämlich eine hübsche Geschichte erzählt, wie ich dich befreit habe, um dich in den Schoß deiner Familie zurückzubringen.
    Sie wird dir kein Wort glauben, wenn du etwas anderes daherplapperst.«
    Nach dieser langen Einleitung lächelte er, und dieses Lächeln war schon immer einer der Gründe gewesen, weshalb Roslynn diesen Cameron nicht ausstehen konnte. Es war nie ein freundliches Lächeln, sondern stets ein hämisches,
    höhnisches
    oder
    hinterlistiges
    Grinsen,
    bei
    dem seine kalten blauen Augen boshaft funkelten.
    Er war Roslynn. immer groß vorgekommen, bis sie die Malorys
    kennengelernt
    hatte.
    Sein
    karottenrotes
    Haar
    hing zottelig herab, was vermutlich daran lag, daß er während der Verfolgungsjagd keine Zeit zur Körperpfle-ge gehabt hatte. Er war nicht dick, aber so massiv gebaut, daß er sie mühelos überwältigen könnte, sollte sie versuchen, ihm zu entkommen. Alles in allem war er durchaus ein gut aussehender Mann, und zu Roslynns Leidwesen hatte er sogar große Ähnlichkeit mit ihrem Großvater in jungen Jahren, wie das einzige Porträt von Duncan Cameron auf Cameron Hall bewies.
    »Du bist ja so ungewöhnlich still«, spottete Geordie, als sie ihn weiterhin schweigend anstarrte. »Hast du für deinen
    einzigen
    Vetter
    keinen
    warmen
    Willkommens-
    gruß übrig?«
    Diese Unverschämtheit riß Roslynn aus ihrer Erstarrung und ließ heftigen Zorn in ihr aufsteigen. Daß er es tatsächlich wagte zu tun, was sie befürchtet hatte! Natürlich war sie nur deshalb nach London gekommen, nur deshalb suchte sie nach einem Mann, und nur deshalb hatte sie Anthony als Berater akzeptiert, obwohl sie genau wußte, daß sie eigentlich einen weiten Bogen um ihn machen sollte. Aber feststellen zu müssen, daß ihre Be-fürchtungen
    nur
    allzu
    begründet
    gewesen
    waren!
    Bei
    dem
    Gedanken,
    wieviel
    Unannehmlichkeiten
    ihr
    dieser
    habgierige Kerl schon beschert hatte, geriet sie so in Ra-ge, daß sie sogar ihre Furcht vergaß.
    »Warmer
    Willkommensgruß?«
    schnaubte
    sie.
    »Ich
    möchte nur eines wissen, Vetter, nämlich, wie du das geschafft hast!«
    Er
    lachte
    selbstzufrieden,
    überaus
    stolz
    auf
    seine
    Schläue und zudem heilfroh, daß sie nicht wissen wollte, warum sie hier war. Offenbar war ihr das klar, und somit konnte
    er
    sich
    lange
    Erklärungen
    sparen.
    Vermutlich
    würde sie dann auch einsehen, daß sie keine andere Wahl hatte als mit

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