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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02. Lodernde Leidenschaft
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kommen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, mich heute von meiner besten Seite zu zeigen, sämtliche Anstandsregeln zu beachten und meine abscheulichen Triebe streng unter Kontrolle zu halten.«
    »Versprechen Sie das?«
    Er grinste. »Ist das wirklich notwendig?«
    »O ja.«
    »Also gut. Ich verspreche Ihnen feierlich, mich korrekt zu benehmen, bis Sie sich meiner erbarmen und mich von diesem Versprechen entbinden.«
    Ihr heiseres Lachen klang wie Musik in seinen Ohren. »Ich werde Sie davon entbinden, wenn Sie so alt sind, daß Ihnen nichts mehr daran liegt - keinen Tag früher.«
    Sie kam jetzt auf ihn zu, den Sonnenschirm unter den Arm geklemmt, die Haube in der Hand, ein Lächeln auf den vollen Lippen, mit fröhlich leuchtenden Goldtupfen in den herrlichen Augen. Bei Gott, sie war ein bezauberndes Geschöpf!
    Er gratulierte sich zu seinem weisen Entschluß vom Vorabend, Silverley frühzeitig zu verlassen. Wenn er länger geblieben wäre, hätte es ihn immer wieder zu Roslynn hingezogen, aber er hatte genau gewußt, daß er ihr Zeit lassen mußte, bis ihr Zorn auf ihn verraucht sein würde. Deshalb hatte er sich zum Feiern ins Dorf begeben. Er hatte auch allen Grund dazu, trotz der Ohrfeige, denn es war ihm gelungen, ihre Sinne zu wecken. Und für seine eigene heftige Erregung hatte er im Dorf leicht Abhilfe zu finden erwartet.
    Als er sich jetzt daran erinnerte, wie anders alles gekommen
    war,
    mußte
    er
    insgeheim
    über
    sich
    selbst
    schmunzeln. Als er nämlich in der kleinen Taverne, wo er gelandet war, ein williges und halbwegs hübsches Mädchen gefunden hatte, war ihm plötzlich nicht mehr danach zumute gewesen, sich mit einer anderen Frau als Roslynn abzugeben. Deshalb hatte er, als wenig später James in derselben Taverne aufgetaucht war, die kleine Dirne
    bereitwillig
    seinem
    Bruder
    überlassen
    und
    sich
    dem Trunke ergeben, während er den nächsten Schach-zug plante.
    Roslynns Lächeln deutete darauf hin, daß auch sein in jener Taverne gefaßter Entschluß, es mit einer anderen Taktik zu versuchen, richtig gewesen war. Und nach einem
    ausführlichen
    Gespräch
    mit
    seiner
    Lieblingsnichte
    an diesem Morgen war ihm die perfekte Strategie eingefallen. Er würde der Dame etwas anbieten, das sie nicht zurückweisen konnte - seine Hilfe bei ihren Bemühungen, einen passenden Ehemann zu finden. Falls seine Ratschläge ihr allerdings mehr schaden als nutzen sollten, so würde ihm das natürlich keine schlaflosen Nächte bereiten. Sie hatten nun einmal nicht dasselbe Ziel vor Augen.
    Durch sein Versprechen glaubte sie sich jetzt in Sicherheit. Woher sollte sie auch wissen, daß seine Leiden-schaften für ihn wesentlich mehr Bedeutung hatten als irgendein
    alberner
    Ehrenkodex,
    zumindest
    im
    Umgang
    mit dem weiblichen Geschlecht.
    Er stieß sich vom Geländer ab und erklärte in nüchternem Ton: »Es wäre zu Ihrem Vorteil, Lady Roslynn, sich mit mir irgendwo ungestört zu unterhalten.«
    Sofort erwachte wieder ihr Mißtrauen. »Ich sehe nicht ein...«
    Mit einem entwaffnenden Lächeln fiel er ihr ins Wort.
    »Meine Liebe, ich sag' ›unterhalten‹ und nichts anderes.
    Wie soll ich Ihnen helfen, wenn Sie mir kein Vertrauen schenken?«
    »Mir helfen?« wiederholte sie verdutzt.
    »Selbstverständlich«, erwiderte er. »Das ist meine einzige Absicht. Kommen Sie.«
    Roslynns Neugier war so groß, daß sie ihm wider-spruchslos
    nach
    unten
    in
    die
    Bibliothek
    folgte.
    Sie
    konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wobei er ihr helfen wollte. Sie hatte im Augenblick nur zwei Probleme: die Faszination, die er auf sie ausübte, und ihre
    bislang
    wenig
    erfolgreichen
    Bemühungen,
    hinter
    die
    untadeligen
    Fassaden
    ihrer
    Kandidaten zu blicken.
    Aber darüber konnte er doch unmöglich Bescheid wissen, oder?
    Allein diese Vorstellung trieb ihr die Schamröte ins Gesicht, was Anthony zum Glück nicht bemerkte. Er geleitete sie zu einem Sofa und durchquerte sodann den gro-
    ßen Raum, um vor einer Anrichte mit Flaschen stehenzubleiben.
    »Brandy?« fragte er über die Schulter hinweg.
    »Um diese Zeit?«
    Ihr ungläubiger Ton ließ ihn vor sich hin schmunzeln.
    »Natürlich nicht. Wie dumm von mir!«
    Aber er benötigte dringend einen Drink, denn ihm drängte sich plötzlich der Gedanke auf, daß er endlich mit ihr allein war und nur die Türen zu schließen brauchte... Doch es war bestimmt klüger, sich an seinen ursprünglichen Plan zu halten.
    Er kippte den Brandy und kehrte zum Sofa zurück. Sie

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