Malory
es wunderbar war oder nicht, darüber konnte man streiten, aber Roslynn lächelte, denn sie wollte Reginas überschwengliche
Begeisterung
nicht
dämpfen.
Sie
hatte
ihre
Entscheidung
glücklicherweise
schon
während
der
langen Fahrt nach Silverley getroffen, denn seit ihrer Ankunft hatte sie keine ruhige Minute mehr gehabt. Zuerst war Nettie über sie hergefallen und hatte ihr eine - zu-gegebenermaßen verdiente - Strafpredigt über ihre Ge-dankenlosigkeit
gehalten.
Dann
hatte
sie
Reggie
alles
über die Entführung und ihr gefährlich knappes Entkommen erzählen müssen, denn Nettie hatte Lady Eden nur in groben Zügen informiert, um ihren unerwarteten Besuch zu erklären.
Zuletzt
hatte
Roslynn
dann
berichtet,
daß
Anthony
bald ebenfalls nach Silverley kommen würde, um ihre Antwort zu hören. Daß Regina nicht einmal gefragt hatte, wie diese Antwort ausfallen würde, war vielsagend.
Sie war natürlich voreingenommen und würde bestimmt nicht verstehen, daß jemand Bedenken haben konnte, einen
Mann
von
Anthonys
blendendem
Aussehen
und
überwältigendem Charme zu heiraten, selbst wenn er in der
Vergangenheit
ein
berüchtigter
Weiberheld
gewesen
war.
»Alle müssen benachrichtigt werden«, fuhr Reggie begeistert fort. »Das übernehme ich gern, wenn es Ihnen recht ist. Und sicherlich soll die Hochzeit stattfinden, sobald das Aufgebot...«
»Kein
Aufgebot,
Kleines!«
Anthony
hatte
unbemerkt
den Salon betreten. »Du kannst dem ganzen Familien-clan mitteilen, daß Glückwünsche angebracht sind, aber ich habe den Pfarrer für heute zum Abendessen eingeladen, und im Anschluß daran wird die Trauung vollzogen werden. Diese Eile ist dir doch recht, Roslynn, oder?«
Daß sie gezwungen war, ihm ihre Entscheidung so beiläufig
mitzuteilen,
entsprach
nicht
Roslynns
Vorstellun-
gen. Aber sein Blick war fragend auf sie gerichtet, und fast hätte man meinen können, er wäre nervös. Konnte ihre Antwort für ihn von solcher Bedeutung sein?
»Ja, diese Arrangements passen mir ganz gut - aber wir haben vorher noch einiges zu besprechen.«
Anthony atmete tief aus, und seine Lippen verzogen sich zu einem breiten
Grinsen.
»Selbstverständlich.
Du
entschuldigst uns, Kleines?«
Regina sprang auf und warf ihre Arme um seinen Hals. »Dich entschuldigen? Umbringen könnte ich dich!
Du hast nie auch nur eine Andeutung gemacht.«
»Diese
Überraschung
ist
mir
wirklich
gut
gelungen,
stimmt's?«
»Oh, es ist wundervoll«, rief sie glücklich, »und ich kann es kaum erwarten, Nicholas damit zu verblüffen.
Deshalb mache ich mich jetzt aus dem Staub.« Und lachend fügte sie hinzu: »Bevor du mich rausschmeißt.«
Anthony blickte ihr lächelnd nach - ein letzter kurzer Aufschub, denn er ahnte, daß Roslynn ihm gehörig den Kopf zu waschen gedachte. Na ja, er hätte sie vermutlich nicht so überrumpeln dürfen. Aber auch ihr ›einiges zu besprechen‹ hatte sich irgendwie unangenehm angehört.
»Ich hoffe nur, du wirst dich nicht immer so anmaßend aufführen?«
Roslynns Ton war schneidend. Anthony wandte sich ihr mit einem gespielten Lächeln zu.
»Aber nein! In den Händen der richtigen Frau kann ich geradezu Wachs sein.«
Sie war nicht amüsiert. Wenn es überhaupt möglich war, wurde ihre Miene noch eisiger. »Setz dich, Anthony. Bevor ich dich heiraten kann, müssen wir einiges vereinbaren.«
»Wird es weh tun?« Als er sah, daß ihre Augen sich zu Schlitzen verengten, seufzte er: »Fang an, ich bin auf das Schlimmste gefaßt.«
»Ich will ein Kind.«
»Nur eines?«
Sie hätte ihm am liebsten irgendeinen harten Gegenstand an den Kopf geworfen. Verdammt, konnte dieser Mann denn nichts ernst nehmen?
»Ehrlich gesagt, möchte ich mindestens drei, aber fürs erste genügt eines«, fauchte sie.
»Jetzt muß ich mich aber schleunigst setzen.« Er nahm neben ihr auf dem Sofa Platz. »Bevorzugst du ein bestimmtes Geschlecht? Ich meine, wenn du Mädchen haben möchtest und wir nur Jungen bekommen, bin ich gern bereit, es immer wieder zu probieren, dein Einverständnis vorausgesetzt.«
Trotz seines scherzenden Tons hatte sie den Eindruck, daß er es ernst meinte. »Du hast nichts gegen Kinder einzuwenden?«
»Mein liebes Mädchen, wir bist du nur auf die Idee gekommen,
ich
könnte
etwas
dagegen
haben?
Immerhin
gehört jener Akt, ohne den es keine Kinder gäbe, von jeher zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.«
Sie spürte, daß sie heftig errötete, und starrte
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