Malory
doch nur nicht diese drei Brandys getrunken hätte!
Roslynn wurde aus diesen trüben Gedanken gerissen, als sie Anthonys Hand auf ihrem Gesäß spürte und ihn lachen hörte. »Wenn du wirklich im Bett bleiben möchtest ...«
»Geh weg!« brummte sie ins Kissen, wütend auf sich selbst, weil seine Berührung sie trotz ihres Katzenjam-mers erregte, und wütend auf ihn, weil er so frohgemut zu sein schien.
»Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte er. »Ich habe dir doch die lästige Aufgabe abgenommen, eine Entscheidung treffen zu müssen. Du bist jetzt wirklich und wahrhaftig kompromittiert, Liebste!«
Sie fuhr hoch. »Das ist unmöglich! Ich habe keinen Schmerz verspürt, nur...«
Sie verstummte, und eine heftige Schamröte stieg ihr ins Gesicht. »Ich gebe ja gern zu«, lachte er offen, »daß ich kein ungeschickter Tölpel bin, aber daß ich so talen-tiert bin, wußte ich noch gar nicht. Mein liebes Mädchen, ob du es nun glauben willst oder nicht - ich habe dir die Jungfräulichkeit
geraubt.«
Er
zog
fragend
eine
Braue
hoch und erkundigte sich scheinheilig mit einem noch breiteren Grinsen: »Und du hast es nicht bemerkt, sagst du?«
»Oh, sei still und laß mich nachdenken!«
»Worüber willst du denn nachdenken? Während du selig geschlafen hast, war ich fleißig und habe eine Sondererlaubnis eingeholt, so daß wir sofort heiraten können und dazu nicht nach Gretna Green fahren müssen.
Erst jetzt ist mir klargeworden, wie nützlich es sein kann, einflußreiche Leute zu kennen.«
Er war so verdammt stolz auf sich, daß sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte. »Ich habe nicht gesagt, daß ich dich heiraten werde.«
»Nein, das hast du nicht. Aber du wirst es, meine Liebe.« Er ging zur Tür, öffnete sie und erlaubte dem Butler, an den sie sich nur allzu gut erinnerte, einzutreten. »La-dy Chadwick hätte gern ihre Kleidung und ein Früh-stück, Dobson. Du bist doch hungrig, Liebste? Ich für meine Person bin nach einer Liebesnacht immer total...«
Das Kissen traf ihn mitten ins Gesicht, und er konnte sich kaum das Lachen verbeißen, als er die ungläubige Miene seines Butlers sah. »Das wäre alles, Dobson.«
»Jawohl, Sir, selbstverständlich, Sir.«
Der Ärmste war so verlegen, daß er das Zimmer gar nicht schnell genug verlassen konnte, und sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte Roslynn ihrem Zorn Luft. »Du bist ein ekelhafter Schuft, ein richtiges Dreckschwein! Warum mußtest du ihm meinen Namen verraten?«
Er zuckte die Achseln, nicht im mindestens schuldbewußt. »Nur zur Sicherheit, Liebling. Es würde Dobson natürlich nicht im Traume einfallen, über die zukünftige Lady
Malory
Gerüchte
zu
verbreiten.
Aber
anson-
sten...« Er ließ seinen Satz unvollendet, aber sie hatte trotzdem verstanden.
»Du vergißt, daß es mir jetzt nichts mehr ausmacht, wenn mein Ruf ruiniert ist.«
»Das versuchst du dir einzureden«, widersprach er ruhig, »aber es stimmt nicht. Es würde dir etwas ausmachen. Du weißt im Augenblick einfach nicht, was wichtig ist und was nicht.«
Das traf zwar den Nagel auf den Kopf, war aber uner-heblich. Sie ging rasch zum Angriff über. »Ich frage mich wirklich, warum ein Mann wie du plötzlich den Wunsch zu heiraten verspüren sollte? Ist es mein Vermögen, an dem du interessiert bist?«
»Großer Gott, wie kommst du denn auf diese Idee?«
Er war so entsetzt, daß sie sich schämte, ihm etwas Derartiges unterstellt zu haben. Trotzdem konnte sie es nicht lassen, ihm unter die Nase zu reiben: »Du bist ein vierter Sohn.«
»Das stimmt. Aber du vergißt völlig, daß du mich über deinen
ungewöhnlichen
Ehevertrag
informiert
hast,
den
ich übrigens bereitwillig unterschreiben werde. Und au-
ßerdem vergißt du die Tatsache, daß wir miteinander geschlafen haben, Roslynn. Du könntest zur Stunde schon mein Kind unter dem Herzen tragen.«
An ihrer Unterlippe kauend, wandte sie hastig ihren Blick ab. Er hatte natürlich recht, und dieser Gedanke hatte etwas Faszinierendes an sich.
»Was hast du dann von dieser Heirat?« fragte sie nüchtern.
Er
trat
wieder
ans
Bett,
entfernte
einen
trockenen
Grashalm aus ihrem Haar und betrachtete ihn lächelnd.
»Dich«, antwortete er kurz und bündig.
Roslynns Herz klopfte plötzlich zum Zerspringen. Das hörte sich so herrlich an, daß sie sich nicht mehr erinnern konnte, welche Einwände sie eigentlich hatte. So durfte es einfach nicht weitergehen!
Sie stieß einen tiefen Seufzer
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