Malory
habe ich dir klipp und klar gesagt.«
»Was?« Er richtete sich kerzengerade auf. »Jetzt wart mal einen Moment, Roslynn! Ich meinte doch nicht, daß es eine ausgezeichnete Idee wäre, nicht zu heiraten. Ich dachte, du meintest...«
»Das ist aber nicht der Fall!« rief sie aufgebracht, und ihr Temperament ging endgültig mit ihr durch. In breitestem Schottisch bekam er zu hören: »Und wenn du nicht bereit bist, deine Geliebten zu behalten, brauchen wir überhaupt nicht weiter zu diskutieren. Es ist ja nicht so, als wollte ich körperlich nichts mit dir zu tun haben.
Aber ich weiß, was du bist, Mann, und ich weiß, daß deine
Augen
wieder
umherwandern
werden,
sobald
der
Reiz des Neuen nachläßt. Du kannst nichts dafür. Es liegt nun einmal in deiner Natur.«
»Himmeldonnerwetter!«
Sie fuhr fort, als hätte sie seinen Fluch nicht gehört.
»Aber ich war trotzdem bereit, dich zu nehmen, Närrin, die ich bin. Du hättest mir hübsche Kinder geschenkt.
Du hättest mich vor Geordie gerettet. Das hätte mir ge-nügt. Um mehr habe ich dich nicht gebeten.«
»Vielleicht war ich aber bereit, dir mehr zu geben.
Aber auf diese Idee bist du vermutlich gar nicht gekommen, als du deine großmütige Geste ausgebrütet hast?«
Roslynn zuckte unter der beißenden Ironie zusammen, aber sie hatte sich jetzt wieder unter Kontrolle. »Es ist im Grunde ganz einfach, Anthony. Ich könnte dir in Bezug auf andere Frauen nie vertrauen. Falls - falls ich dich jemals lieben würde, könnte ein Betrug mich viel zu sehr verletzen. Deshalb wüßte ich lieber von Anfang an, daß du mir nicht treu sein wirst, denn dann bliebe unsere Beziehung auf
dem jetzigen
Stand.
Wir
wären Freunde
und...«
»Liebespartner?«
»Ja, genau. Aber nachdem du damit nicht einverstanden bist, können wir unser Gespräch als beendet ansehen.«
»Habe ich gesagt, daß ich nicht einverstanden bin?«
Seine Stimme klang jetzt wieder ruhig, aber seine düstere Miene und seine steife Haltung verrieten, daß diese scheinbare Ruhe trog, daß der Vulkan im Innern nach wie vor brodelte. »Laß mich kurz rekapitulieren, ob ich dich
auch
richtig
verstanden
habe,
meine
Liebe.
Du
willst ein Kind von mir, aber gleichzeitig willst du nicht, daß ich mich ausschließlich dir widme. Du wirst in jeder Hinsicht meine Frau sein, aber ich soll weiterleben wie bisher und kann soviel Mätressen haben, wie ich nur will.«
»Diskret, Anthony.«
»O ja, diskret! Ich verstehe schon, wer nach Möglichkeit nichts davon wissen soll, speziell da du mich sozusagen vor die Tür setzt, noch bevor ich überhaupt einen Fuß über die Schwelle getan habe. Wenn ich also zwei oder drei Nächte in der Woche nicht nach Hause komme, wirst du glücklich sein. So ist es doch?«
Sie zog vor, diese Frage nicht zu beantworten. »Bist du einverstanden?«
»Aber
selbstverständlich.«
Seinem
gezwungenen
Lä-
cheln fehlte jede Wärme, aber das fiel Roslynn nicht auf.
»Welcher
Mann
könnte
schon
widerstehen,
wenn
sein
Kuchenstück so dick mit Zucker bestreut wird?«
Diese Analogie sagte Roslynn nicht besonders zu, und sie wußte auch nicht, ob sein Nachgeben ihr gefiel. Er hatte wirklich nicht lange protestiert. Pro forma ein biß-
chen
Widerstand,
dann
widerwilliges
Einverständnis.
Ha, dieser elende Schuft! Er war zweifellos über ihre Bedingungen begeistert, und sie würde jetzt damit leben müssen.
Kapitel 21
Die Kutsche der Edens war bequem und gut gefedert, mit zusätzlichen Annehmlichkeiten wie Kissen und Dek-ken, Champagner und Gläser. Roslynn zog jedoch die Schulter ihres Mannes einem Kissen vor, und sie wollte auch keinen Champagner mehr trinken, denn bei der Feier nach der Trauung hatte sie bereits genügend Gläser geleert.
Sie
hatten
wirklich
und
wahrhaftig
geheiratet!
Eine
Liebesnacht, und tags darauf die Hochzeit. Es war einfach unglaublich, und Roslynn fragte sich, ob sie nicht unbewußt genau das ersehnt hatte, ob sie nicht vielleicht aus
diesem
Grunde
Anthony
aufgesucht
hatte,
anstatt
auf direktem Wege nach Silverley zu fahren. Aber nein, es würde ja keine ideale Ehe werden. Das hatte sie sich nun
mit
ihrer
wunderlichen
Bedingung
selbst
einge-
brockt, und sie durfte es nicht vergessen. Aber immerhin hatte sie Anthony bekommen. Er war ihr Ehemann, auch wenn sie ihn mit anderen würde teilen müssen.
Sie kuschelte sich lächelnd noch enger an ihn. Anthony nippte am Champagner und starrte nachdenklich aus dem Fenster.
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