Maltas Geheimnis
später gebracht. Der Champagner war tatsächlich dabei. Sie mochte dieses Getränk grundsätzlich nicht und sie verstand auch nicht, was andere Menschen daran so liebten. Kurzerhand goss sie das wertvolle Getränk in ein Waschbecken.
Nach dem Frühstück wollte sie nach unten gehen, um beim Empfang nachzufragen, ob man schon etwas von Axel und Jens gehört habe. Und wieder begegnete sie auf dem Flur dem Kellner Jacomo, der sie erneut umgehend nach ihren Wünschen fragte. Als sie ihm erklärte, dass sie nur kurz in die Lobby gehen wollte, stellte er sich ihr in den Weg und zeigte dezent auf die Tür ihrer Suite »Würden Sie bitte so freundlich sein, und sich wieder auf ihr Zimmer begeben. Herr Dr. Magri wünscht Sie demnächst zu sprechen und er könnte bald kommen. Es wäre fatal, ihn warten zu lassen.«
»Herr Dr. Magri? Wer soll das sein?«, fragte sie ihn, sich allmählich ärgernd.
»Wie bitte?«, antwortete Jacomo, sichtlich aus dem Konzept gebracht. Sie bemerkte eine zunehmende Veränderung seines Gesichtsausdruckes, als er weiter sprach: »Du willst deinen »Big Spender« nicht kennen? Einen der reichsten Männer Maltas? An den habt ihr euch doch rangemacht, du und deine saubere Freundin. Deshalb hat er euch Beiden doch die besten Räume gegeben - und soll ich mal raten, was ihr für eine Gegenleistung dafür erbringt? Soll ich ihm deine Frechheit von eben etwa mitteilen? Dann ist ´s aber vorbei mit der Herrlichkeit, meine Liebe!«
Jetzt fiel es ihr wieder ein. Der Hoteleigentümer hatte sich damals mit diesem Namen vorgestellt. Sie hatte ihn nur vergessen. Aber wieso duzte sie Jacomo plötzlich wieder? Und was sollte diese Anspielung? Warum stellte er sich jetzt breitbeinig in den Weg? Tickte er etwa nicht mehr richtig? Diese Fragen jagten durch ihr Gehirn, als Jacomo begann, einen Arm um sie zu legen und sie an sich heran zu ziehen.
»Was du dem gibst, kannst du mir doch auch geben«, hörte sie ihn in ihr Ohr flüstern, um gleich darauf seine feuchten Lippen auf ihrem Hals zu spüren und eine Hand an ihrer Brust.
Sie wollte schreien, aber es gelang nicht. Mehr als ein heiseres Bellen kam nicht zustande. Es schien ihr, als würde der brutale Kerl dies als Aufforderung verstanden haben, sie noch intensiver zu betatschen.
»Hör auf!«, hörte sie sich krächzen. Die Stimmbänder machten nicht richtig mit. »Hilfe! Aufhören!«
Mehr konnte sie nicht mehr sagen. Sie verlor die Besinnung.
Als sie später wieder aufwachte, lag sie auf ihrem breiten Bett in ihrer Suite. Sie war sich nicht sicher, ob sie schlecht geträumt hatte. Erst als sie den Hoteleigentümer und den Polizeichef neben dem Bett und den Hoteldirektor an der Tür zum Ankleidezimmer stehen sah, wusste sie, dass dem nicht so war. Ihre noch vorhandene Kleidung und der fehlende Schmerz sagten ihr, dass scheinbar nicht mehr, als das, woran sie sich noch erinnern konnte, geschehen war. Sie wollte gerade diesbezüglich eine Frage stellen, als ihr der Polizeichef, nahezu hellseherisch, diese auch schon beantwortete »Es ist Ihnen nichts weiter geschehen. Wir sind genau in dem Moment angekommen, als Sie ohnmächtig wurden. Ich habe den Kellner verhaften lassen. Er wird seine gerechte Bestrafung erhalten, mein Fräulein, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Sie werden damit nicht mehr behelligt werden.«
»Auch ich muss mich für das Verhalten meines Angestellten entschuldigen. So etwas darf nicht vorkommen. Jedenfalls nicht in diesem Haus«, nahm auch der feiste Hoteldirektor Stellung zu dem Vorfall.
»Ach, sonst schon?« Alisha verschluckte diese Frage lieber und stellte dafür eine andere »Haben Sie Axel und Jens gefunden? Leben sie noch? Sind sie gesund?«
Sie wusste in demselben Augenblick, als sie fragte, dass ihre Fragen unsinnig waren. Hätten sie die Beiden gefunden und wäre diese noch am Leben und gesund, wären sie auch in diesem Raum. So aber… Sie spürte eine beklemmende Enge in ihrer Brust, als der Polizeichef, der diesmal eine Aktentasche bei sich hatte, langsam den Kopf schüttelte »Nein, leider nicht. Ich muss Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass Ihre Freunde verunglückt sind.«
Sein linkes Augenlid begann heftig zu flattern, als er etwas, was einem Seil glich, aus seiner Aktentasche holte und es ihr entgegenhielt. Bei genauerem Hinsehen stellte sie fest, dass es sich eigentlich um zwei Seilstücke handelte, die jeweils an einem Ende zerfranst waren.
»Wir haben diese beiden Seilstücke an einer Stelle bei den
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