Maltas Geheimnis
erhalten auf dieser Etage jeweils eine Suite. Ich würde Sie bitten, hier vor Ort zu bleiben und zu warten, ob nicht vielleicht doch noch die beiden Abhandengekommenen von alleine wieder auftauchen. Von den Konzerten sind Sie selbstverständlich bis auf weiteres freigestellt. Bitte sprechen Sie zu niemandem ein Wort über den Fall, bis wir ihn gelöst haben. Wir können keine Publicity gebrauchen. Der Direktor wird in diesem Sinne hier im Hause alles regeln und ich kümmere mich um den Rest. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Ohne sich noch um Alisha oder Julia zu kümmern, gab er dem Hoteldirektor einen kurzen, herrischen Wink und verließ das Büro. Alisha sah Julias Gesicht und das des Hoteldirektors und hätte fast laut aufgelacht: Beide blickten mit einem, zu einem großen »O« geformten Mund dem Verschwindenden hinterher. Mit dem Zuklappen der Tür, klappten auch beide Münder gleichzeitig wieder zu.
»Die passen ja herrlich zusammen«, zischte Alisha in sich hinein. »Der Altersunterschied von gut dreißig Jahren scheint dich ja nicht zu stören, du Flittchen.«
Der Umzug in die oberste Etage war innerhalb einer Stunde vollbracht. Die Suite, in der Alisha untergebracht wurde, war Luxus pur. Drei Räume, ein riesiges Badezimmer und eine herrliche Terrasse. Der Blick über die Bucht und Teile Vallettas hätten sie für alles Bisherige entschädigt, wenn nur endlich ihr Axel wieder zurück gewesen wäre.
Bei Julia schien der Umzug noch nachhaltiger gewirkt zu haben. Vergnügt summend kam sie in ihre Suite und flötete sogleich los »Das ist ja himmlisch, Alishalein. Ach es tut mir so leid, dass wir uns in der letzten Zeit so oft gestritten haben. Aber das muss jetzt ja nicht mehr sein. Sind wir wieder Freundinnen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, tänzelte sie wieder aus dem Raum. Alisha fasste sich an den Kopf und warf einen Pullover, den sie gerade in der Hand hatte, gegen die Tür, durch die Julia soeben verschwunden war.
Am späten Nachmittag kündigte einer der Mitarbeiter in respektvollem Ton telefonisch den Besuch dreier Herren bei Alisha an. Noch ehe sie antworten konnte, war die Verbindung unterbrochen. Kurze Zeit später klopfte es und sie öffnete gespannt die Tür.
Vor ihr standen der Hoteleigentümer und der Direktor in Begleitung eines drahtig wirkenden, kleineren Mannes, dessen auffallendste Merkmale ein kräftiger Backenbart und ein nervöses Zucken seines linken Augenlides waren.
»Darf ich Ihnen Herrn Malcom Milster vorstellen, mein Fräulein«, übernahm der Hoteleigentümer sogleich das Wort und drängte sie förmlich in die Suite zurück. »Er ist der oberste Polizeichef Maltas. Unsere Familien sind bereits seit Generationen eng befreundet und er wird sich der Suche nach den Verschollenen persönlich annehmen. Es wäre hilfreich, wenn Sie ihm alles noch einmal erzählen würden.«
Also erzählte Alisha, nachdem sie sich gesetzt hatten, in wesentlichen Zügen die gesamte Story erneut und übergab dem Beamten auch den Ring. Dieser inspizierte ihn gründlich und holte dazu sogar eine Lupe aus seiner Jackentasche. Nach einer Weile gab er sein Urteil ab »Dieser Ring könnte ohne weiteres in einem der Souvenirläden erstanden worden sein. Dort werden solche und ähnliche Ringe zu Tausenden angeboten. Diese Ringe werden schon seit Jahrzehnten hergestellt und verkauft. Es handelt sich um eine der wichtigeren Einnahmequallen Maltas. Es könnte sich um Gold, aber auch um eine reine Vergoldung, handeln. Der Wert ist nicht sehr hoch, sagen wir mal so 50 bis 250 Euro. Das würde dann auch darauf schließen lassen, dass es sich, wenn er wirklich in der Höhle gefunden wurde, um eine kleinere Höhle handeln muss, die in letzter Zeit verschüttet und nun von ihren Freunden zufällig wieder freigemacht wurde. Unter diesen Umständen werden wir sie mit Sicherheit finden, denn wir haben ein Verzeichnis sämtlicher Höhlen und Vertiefungen. Nach Ihrer Beschreibung kommen allerdings sehr viele infrage. Trotzdem: Wenn Ihre Freunde noch am Leben sind, werden wir sie innerhalb 24 Stunden gefunden haben, mein Fräulein, das verspreche ich Ihnen – und ich hoffe, wir werden sie finden.«
Er legte den Ring in die fordernde Hand des Hoteleigentümers, der ihn wiederum intensiv betrachtete. Der Hoteldirektor blickte ihm dabei über die Schulter.
»Ich kaufe Ihnen den Ring für 250 Euro ab«, schaltete sich nun auch der Hoteldirektor ein, nachdem dieser bisher nur schweigend dabei gesessen hatte. »Das wird
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