Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
gegenseitig in beruflichen Dingen, ohne daraus großes Aufheben zu machen – eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Bei Frauen ist das noch selten.
Und so kam die frisch nach Berlin gezogene Yasmine vor neun Jahren auf die Idee, eine Mail an 30 ausgewählte Frauen, Leuchttürme aus der damaligen elektronischen Musikszene, zu richten, mit der Idee, einen Club für Kreative Macherinnen zu gründen. Mit unter den 30 Auserwählten waren zum Beispiel die Elektro-Ikonen und DJanes mit eigenen Labels Monika Kruse und Ellen Allien.
Yasmine war damals gerade 26, angekommen in einem Berlin, in einer Stadt, in der wie heute alles noch im Aufbruch war. Die Techno-Szene mit der Love Parade um die Siegessäule, wo sie auch später einen eigenen Wagen veranstaltete, und Clubs wie das WMF und das Watergate waren auf dem Höhepunkt ihrer Feiereien. Ihre Booking-Agentur Orange Ape , die sie aus Köln mitgenommen hatte und die Künstler wie Warren Suicide und Kate Wax betreute, vermischte sich mit der neuen pulsierenden Hauptstadt wie eine homogene Masse, und sie bekam Lust auf mehr. Weil jeder an den Wochenenden irgendwie zusammen feierte, sich kannte, küsste und umarmte, aber doch in seinem eigenen Kiez für sich »sein eigenes Ding« lebte und mit der Großstadtisolation zu kämpfen hatte, fand Yasmine, es sollte mehr sein – und so entstand ihr Goerlzclub -Verteiler, ein kreatives Netzwerk mit der Mission vom »Miteinander anstatt Nebeneinander«. Erst als offener E-Mail-Verteiler, dann oft als 30-seitiger Newsletter, den Yasmine wöchentlich mit den für die Zielgruppe relevanten Hauptstadtthemen und Gästelistenplätzen für Parties und die schicksten Ausstellungen zusammenstellte. Er deckte soziale Bedürfnisse wie Jobs, Wohnungen, Kreativwettbewerbe ab und zeigte schon früh den Trend der Berliner Yogabewegung und von nachhaltiger Lebensweise auf.
Damals wollte sie allerdings nur der Motor sein, die Initialzündung. Jedoch zeigte sich schon bald, dass es der Start für eine sich konstant entwickelnde Vision sein sollte, die für die moderne Weiblichkeit steht und lebt. Es entstand eine Community, ein sogenannter Membersclub für registrierte Mitglieder.
In den Jahren zuvor war sie bereits durch die unterschiedlichsten Szenen und Städte geflossen, war ein Teil von ihnen geworden, hatte auf Ibiza und bei Viva viele Leute aus der Musik-Branche einschließlich der DJ-Ikone Sven Väth kennengelernt, natürlich viel gefeiert und dabei konsequent und diszipliniert ihre berufliche Laufbahn weiter verfolgt, die immer vermittelnd oder veranstaltend ihre Spuren hinterließ.
Yasmine wuchs zwischen zwei Kulturen als Tochter einer Deutschen und eines Inders, die Restaurants betrieben, in Ratingen bei Düsseldorf auf. Die Eltern trennten sich früh, ihr Vater war ein ziemlicher Hallodri, wie sie selbst sagt, der ihr aber zwei wichtige Dinge beigebracht hat: spielerisch durchs Leben zu gehen und Mut zum Unkonventionellen zu zeigen. Von ihrer Mutter wiederum erbte sie ihr Wertesystem und ihr Organisationstalent. Während ihrer Kindheit wurde ihr in ihrem Elternhaus viel Stress und Streit zugemutet. Yasmine erlebte ihren ersten Schicksalsschlag und verlor mit 13 Jahren durch ein traumatisches Erlebnis ihre Haare, die bis heute, jetzt mit Mitte 30, nicht nachgewachsen sind. Eine Autoimmunerkrankung, sagen die Ärzte, tiefsitzende Ängste, die erst den Körper wieder komplett verlassen müssten, sagt ihre spirituelle Heilerin, die sie alle halbe Jahre konsultiert.
Sie selbst sieht es genauso, trug in ihrer Jugend Perückenund heute Kopftücher, ihr Markenzeichen mittlerweile, war seitdem konstant auf Entdeckungsreise zu sich selbst und zu ihrer Berufung und ist dabei oft unkonventionelle Wege gegangen. Es ist mitunter sicher auch die Abwesenheit ihrer Haare, die diesen außergewöhnlichen und schönen Menschen unterstreichen, sie vielleicht auch in den 2000er-Jahren zu einem »It-Girl der Techno-Szene« machten und zu der gut vernetzten Geschäftsfrau, die sie heute ist.
Sie habe damals wie heute den Fokus auf Frauen gelegt, erzählt sie, weil sie zum einen nach ihrer eigenen Weiblichkeit suchte und gleichzeitig fasziniert war von den vielen großartigen Frauen, die diese Stadt hervorbrachte. Aber es war auch die Erkenntnis, dass berufliches und unterstützendes Netzwerken unter Frauen nicht wirklich etabliert war, und sie sich in das Ideal verliebte, Frauen müssten ihr Einzelkämpfertum ablegen und viel häufiger etwas
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