Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Buch zu interviewen, hatte ich, seitdem Isa mir das erste Mal von ihr erzählte. Denn wer könnte Müttern – wie mir und uns – besser den Zusammenhang zwischen Erfolg, Intuition und den richtigen Begegnungen zur richtigen Zeit erklären? Natürlich Yasmine, die eben nicht nur eine Primaballerina auf dem schnelllebigen Berliner Society-Parkett ist, sondern zu Hause auch einfach nur »Mama« gerufen wird.
Eine »moderne Salonfrau«, schrieb Die Süddeutsche über sie, »die Herrin der Gästelisten«, die während der Fashion Week VIP-Partys organisiert. Sie selbst sieht sich als eine (Über-)Lebenskünstlerin, die ihr Leben immer aktiv gestaltet hat und in Interessen und Lösungen von Herausforderungen denkt. Sie hat schon immer gerne beobachtet, wie gesellschaftliche Bedürfnisse Bewegungen produzieren oder selbst welche initiiert – und dabei hat sie immer auch eine soziale Nachhaltigkeit im Auge.
So zieht sie zwar die Fäden hinter den Kulissen der hippsten Openings und Happenings der Hauptstadt, legte aber in ihrem Berufsleben immer Wert auf die leisen Töne und Diskretion. Ein einseitiger Zeitungsartikel nur über sie – das entsprach bisher überhaupt nicht ihrer Eigenwahrnehmung. Nach einer langen inneren Reise, durch die sieimmenses Selbstvertrauen in ihren professionellen und persönlichen Weg gefunden hat, gehört dieser selbstbewusste Schritt nach Außen jedoch jetzt genauso dazu.
Yasmine spricht leise, und jedes ihrer Worte wirkt sehr bedacht. Ihre Sätze sind zum Mitschreiben. Direkt in den Block. Sie spricht von Yoga und Bewusstheit, davon, dass alles in ihrem Leben und in ihrem Denken intuitiv passiert, von ihrer Suche nach Weiblichkeit, von Trauer und Verlusten und davon, dass ein Buch über ihr Leben »Finding Trust« heißen müsste. Sofort ist klar, dass es zwischen der Oberflächlichkeit, dem Party-Lärm, den Bussi-Bussi-Empfängen zu Wodka-Mischgetränken, dem Geschäft mit Events und Blitzlicht und der zierlichen Person mit vielen Sommersprossen, einer Glatze und Kopftuch, die offensichtlich völlig in sich ruht, keinen stärkeren Kontrast geben könnte.
Und trotzdem gehören sie zusammen. Yasmine, die Natur und das gesellschaftliche Leben. Yasmine und ihr abgeschiedenes Wochenendleben mit ihrer Tochter und vielen befreundeten Nachbarn, in ihrer Datsche auf einer Insel im Tegeler See. Um neue Ideen entwickeln zu können, braucht sie einen Ort der Ruhe, von dem aus sie von außen auf die Großstadtgeflechte und das Gewühl blicken kann, sagt sie. Genauso wichtig seien Meditation und Yoga für sie. Yoga ist der Seismograph ihres aktuellen Zustands. Geht es ihr gut und ist sie fokussiert, gelingen die Balancefiguren auf der Matte, geht es ihr schlecht oder grübelt sie zu viel, kommt sie aus dem Gleichgewicht.
Yoga gehört auch zu ihrem Business, betont sie gleich zu Beginn des Gesprächs, es hat sie Disziplin und Loslassen gelehrt, und in den vier Stunden unseres Gesprächs lerneich einen großen Ausschnitt des Systems Yasmine kennen. Ich blicke hinter ihr Erfolgsgeheimnis und die Balance, die zwischen ihrem Privatleben als alleinerziehende Mama mit Kinderfrau, Mitte-Appartement, Datsche, Kita und ihrem vielseitigen Arbeitsleben herrscht. Denn in Wirklichkeit hat Yasmine viele Jobs. Sie betreut den von ihr initiierten Co-Working-Space Château Fou , arbeitet als Guest Managerin für exklusive VIP-Events wie zum Beispiel Partys für Mac Cosmetics mit Beth Ditto oder für William Rast , das Denim Label von Justin Timberlake, und schließlich managt sie auch noch das von ihr gegründete Netzwerk Goerlzclub.
Das eine kann nicht ohne das andere, das Laute nicht ohne das Leise und auch keine Yoga-Schülerin und Mutter – das weiß ich aus eigener Erfahrung – ohne Exzess.
»Von Yasmine können wir echt eine Menge lernen«, habe ich Isa nach dem Gespräch am Telefon gesagt. Und damit meinte ich nicht nur die Essenz der Lebensgeschichte einer sehr außergewöhnlichen Frau, die ihren Beruf als Creative Connector – wie auch ihre Agentur heißt – selbst erfand, sondern vor allem auch, dass ich die Notwendigkeit erkannte, dass wir Frauen uns gegenseitig helfen müssen, um das, was wir tun, besser tun zu können. Sich zu Netzwerken, Clubs, Gruppen, Treffs oder was auch immer zusammenschließen, machen Männer schon seit Jahrhunderten, in Herrenclubs, Sportvereinen oder nach Feierabend in Kneipen: Sie »klüngeln«, wie der Kölner sagen würde, oder tauschen sich aus und helfen sich
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