MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
foltern. Das Schicksal der Gefangenen war ohnehin besiegelt.
Er ging zur Tür und klopfte dreimal kräftig.
Wenig später betrat Gonzalez den Raum. Beim Anblick Adrian von Zollerns grinste er wölfisch. „Dachtest wohl, du wärst mir heute Nachmittag entkommen …“
Adrian erschrak. Nicht wegen des unerwarteten Anblicks seines
Verfolgers. Viel schlimmer war die Konsequenz: Violetta musste hier sein, wenn ihr Entführer sie nicht irgendwo zwischen Albacete und Villanuovo abgeladen hatte. Sie ist hier!, dachte er bestürzt. Plötzlich spürte er den kalten Würgegriff der Panik. „Was habt ihr mit Violetta gemacht?“
„Ich zeige es dir“, sagte Gonzalez und verließ den Raum.
Álvaro stand im Türrahmen. Er schmatzte und leckte sich über die Unterlippe. Seine Kleidung starrte vor Schmutz, und er wirkte erschöpft.
Gonzalez kam zurück und herrschte Álvaro an: „Mach sofort draußen weiter!“ Dann legte er ein Handtuch auf den Tisch und faltete es langsam auseinander. Zuerst verstand Adrian nicht, was da vor ihm lag. Auf dem blutverschmierten Handtuch lagen zwei …
„Oh Gott, nein!“, schrie Adrian, „Du verdammter Hund hast ihr die Finger abgeschnitten!“ Adrian zitterte vor Entsetzen. Er machte eine ruckartige Bewegung, wie um sich auf Gonzalez zu stürzen, doch die Fesseln verhinderten es.
Der Quellenhüter tanzte vor ihm herum und schlug sich auf die Schenkel. „Aber das Beste …“, er schnappte nach Luft, „das Beste habt ihr noch vor euch … eine Spezialbehandlung …“, frohlockte Gonzalez.
Als das gedämpfte Hämmern endete, brüllte er: „Álvaro, wie weit bist du?“
„Is jetz fertig. Krieg ich aber nich alleine hingetragen.“
„Dann weck die beiden anderen!“
Álvaro ging zu der Schlafkammer. Einer der beiden, ein Mitglied der spanischen Gruppe, schlief. Der andere, Pierino, war bereits aufgewacht. Man hatte ihn vor einiger Zeit aus Italien abkommandiert, damit er bei den Bauarbeiten in Villanuovo half.
„Raus hier! Ihr helft mir jetzt sofort!“, rief Álvaro ihnen zu.
Javier Solano kam von der Toilette zurück.
„Javier, komm. Du nimmst ihn, und ich nehm die Kleine“, sagte Gonzalez.
Der Hüne nickte. Er band Adrian los. Der stand zitternd vom Stuhl auf, und der Hüne stieß ihn vor sich her aus dem Raum.
„Adrian!“ Violetta schluchzte laut, als sie sich auf dem Flur begegneten.
Ihre Blicke trafen sich einen Augenblick.
„Was haben die vor?“, flüsterte Violetta.
„Ich weiß es nicht. Aber was ist mit deiner …“, antwortete Adrian.
„Schnauze!“, zischte Álvaro.
„Adrian, ich habe Angst", flüsterte Violetta, während sie nach draußen geschoben wurden.
Sie betraten das weitläufige Grundstück hinter dem Haus. Trotz des spärlichen Mondscheins konnten sie große Erdhaufen erkennen und Schachtaushub, gestapelte Abwasserrohre, Steinpaletten und weiteres Baumaterial.
Man führte sie zum hinteren Bereich des Anwesens, wo Fundamente gegraben wurden. Adrian von Zollern beobachtete das Gelände aufmerksam und was von der Landschaft drum herum zu erkennen war.
„Stopp!“, sagte Gonzalez. Sie befanden sich nun an der östlichen Begrenzung des Grundstücks. Mit seinen schmutzigen Händen zeigte Álvaro nach unten und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. „Da!“
Ungläubig starrten Violetta und Adrian in die Baugrube. Der Boden war an dieser Stelle auf einer Breite von mehreren Metern etwa vier Meter tief ausgehoben worden. An vielen Stellen zeichneten sich die Umrisse von Rohren ab, die dem Grubenboden eine reliefartige Struktur verlieren. Adrian sah, dass das dickste Rohr direkt unter ihnen seitlich in die Grube ragte. Darauf hatte man eine große Holzkiste gestellt. Beim Anblick der geöffneten Kiste dachte Adrian an ein gieriges Maul, das nur darauf wartete, Violetta und ihn zu verschlingen.
„Entschuldigen Sie die späte Störung, aber wir müssen uns sofort im Büro treffen.“
Peter Kant gähnte, bevor die Stimme des Chefs in die Tiefen seines verschlafenen Gehirns vordrang. Der Wecker zeigte 3:24 Uhr.
„Was ist denn passiert?“
„Später. Bitte beeilen Sie sich.“
Selten hatte Karl-Werner Ponisega so angespannt geklungen. Kant warf sich in Jeans und Sweatshirt, fünf Minuten später saß er bereits im Auto, und nach einer weiteren Viertelstunde war er im Büro. Sein Chef wirkte unruhig.
„Sie klangen sehr besorgt“, sagte Peter Kant.
Karl-Werner Ponisega kam sofort zur Sache. „Die Routineüberwachung hat mich
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