MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
sich vor und nahm ihren linken Arm. Sie versuchte, sich loszureißen, doch vergeblich. Grob drückte Gonzalez den Arm mit der Handfläche nach unten auf den Tisch. Wie eine Schere ließ er sein Instrument mehrmals auf- und zuschnappen. Das metallische Knarzen verstärkte Violettas Panik. Dann legte der Mexikaner Violettas kleinen Finger in das Gerät und fragte noch einmal: „Du bleibst dabei?“
Violetta nickte kaum merklich.
„Álvaro!“
Álvaro erhöhte den Druck seiner Hand auf Violettas Brustkorb und presste sie noch fester gegen den Stuhl. Im selben Moment spürte sie den kalten Stahl einer scharfen Schneide am Fingernagel.
„Du schweigst immer noch?“
Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst, doch sie brachte wieder ein Nicken zustande.
Gonzalez drückte zu, und die Schneide des Gerätes schnappte zu. Violetta bäumte sich auf und schrie gellend. Ein unsäglicher Schmerz schoss ihr durch die Hand. Ihr Finger pochte. Augenblicke später übergab sich Violetta über Álvaro, der ihr fluchend einen Tritt gegen das Bein versetzte. Tausend Nadeln bohrten sich durch die Hand und schienen beißendes Gift hineinzujagen, während der bleierne Schwebezustand aus tobendem Schmerz und die Ungewissheit an Violettas Bewusstsein zerrten.
Ermattet sank sie auf dem Stuhl zurück und hörte noch die spöttische Bemerkung des Folterknechts. „Na, hab ich dir zu viel versprochen?“
Er hatte ihr das Endglied des kleinen Fingers abgetrennt. Mit dieser Erkenntnis kam die Nacht.
Tick, tick, tick.
Eine Weile geschah nichts. Nur die Standuhr meißelte ihren monotonen Rhythmus ins Dunkel der Wohnküche.
Plötzlich gellte ein markerschütternder Schrei durch die Nacht. Adrian von Zollern schrak zusammen.
Die Tür öffnete sich einen Spalt. „Was soll ich tun? Es geht ihr schlecht“, fragte jemand.
„Du bist hier der Boss, wieso fragst du mich?“
Der Angesprochene schluckte. „Du hast mehr Erfahrung mit so was.“
„Hat sie geredet?“
„Nein.“
„Bekommst du noch etwas aus ihr heraus?“
„Ich habe ihr Schmerzen zugefügt. Sie schweigt trotzdem. Soll ich weitermachen?“
„Ich schau mir das selbst an.“ Wortlos verließ I den Raum.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Tür wieder geöffnet wurde. Solano schaltete das Licht ein und starrte Adrian an. Wenig später zerriss ein weiterer Schrei die Nacht.
„Was ist das? Da schreit eine Frau!“, fragte Adrian voller Entsetzen.
„Halten Sie den Mund!“ Solano diente der Gruppe schon lange und unterstützte deren Ziele von ganzem Herzen. Doch er verabscheute Gewalt. Das Töten von Menschen stellte eine beinahe unüberwindliche Hürde für ihn dar. Joels flehentliche Blicke, wie er mit schmutzigen, ausgemergelten Händen nach ihm gegriffen hatte und um Gnade winselnd um seine verkorkste Existenz kämpfte. Etwas in Solano hatte aufbegehrt, als er ihm Gift einflößte. Niemals würde er das vergessen.
Doch kaum hatte Gonzalez vorhin Meldung an Braulio gemacht, traf umgehend der Befehl ein. Daraufhin erbleichten beide. Niemals zuvor in der langen Geschichte der Gruppe war Lösung Stufe 1 befohlen worden. Obwohl Gonzalez und Álvaro die Morde durchführen und die Leichen beseitigen würden, ließ die Sache Solano nicht kalt. Außerdem würde der Kollege Liasseg nicht lange brauchen, um sein doppeltes Spiel zu entlarven. Deshalb musste Solano so schnell es ging untertauchen. In ein paar Stunden würde er ein One-Way-Ticket am Internationalen Flughafen kaufen und nach Japan verschwinden. Damit war seine Karriere im Geheimdienst beendet.
Violetta schrak aus der kurzen Ohnmacht auf, als ein scharfer Geruch ihr in die Nase zog. Sie wandte den Kopf ab und betrachtete zitternd ihre verstümmelte Hand. Von den beiden Fingern jagte ein pulsierendes Pochen durch ihren Körper, das sich bis in den Kopf fortsetzte, so dass der schmerzhaft dröhnte. Wo vorher die Endglieder des kleinen Fingers und des Ringfingers ihrer linken Hand gewesen waren, sah sie nur noch blutigen Matsch und rohes Fleisch.
Álvaro grinste und wischte sich über das Gesicht. „Du wolltest ja nich reden … Jetz sind die Fingerkuppen weg!“
Im Haus war es still. Dann hörte sie plötzlich Stimmen aus einem anderen Zimmer. Violetta hob ganz leicht den Kopf.
„Hier, damit du nich alles vollblutest!“, sagte Álvaro und warf Violetta einen schmutzigen Lappen vor die Füße.
Adrian von Zollern antwortete nicht auf Is Fragen, trotzdem verzichtete der darauf, den Deutschen zu
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