MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
denn?“, schaltete sich nun der verwirrte Liasseg ein.
Adrian von Zollern lachte. „Widmann hat den Grundstein zur Verwendung des Plus- und Minuszeichens bei Rechenoperationen gelegt. Und zwar in einem Buch, das er im Jahre 1489 geschrieben hat. Wenn jemand, wie die Verfasser unseres codierten Textes, ein paar Jahrzehnte später bereits darüber Bescheid wusste, dann muss er gebildet und belesen gewesen sein.“
„Aha“, bemerkte Sebastian unsicher.
„Schon bevor ich S+1 auf der Rückseite gelesen habe, war offensichtlich, dass der Buchstabensalat das Ergebnis einer Verschlüsselung ist. S steht für signo , also das spanische Wort für Zeichen . Also habe ich den Buchstabenwert der Vorderseite um 1 erhöht und habe eine Bauchlandung gemacht …“
„Adrian, nun rede endlich Klartext!“, forderte Sebastian ihn auf. „Mein Fehler! Stattdessen habe ich nun 1 abgezogen. Aus c wird b, aus p ein o und so weiter.“
Das Gesicht des Spaniers hellte sich auf.
„Ein erbärmlich einfacher Code! Aber völlig ausreichend für das damalige Bildungsniveau, als die meisten Menschen noch nicht einmal lesen konnten.“
Nun kam die eigentliche Schwierigkeit, die Interpretation des entschlüsselten Textes. Den Anfang machte wieder Adrian von Zollern. „Für mich sind die Schlüsselwörter Schwur , Chronik und Rache .“
„Der Text spricht von wir , also von einer Gruppe von mindestens drei Personen“, wandte Sebastian Krix ein.
„Wieso drei?“, fragte Liasseg.
„Drei rote Flecken! Ich glaube, dass die drei Personen in abnehmender Rangfolge zueinander standen. Vor- und Nachname, dann nur ein Vorname. Schließlich ein dritter Fleck ohne Buchstaben. Vielleicht ein Analphabet?“ Sebastian rieb sich nachdenklich die Nase.
„Wenn Sie mich fragen, sind die Flecken aus Blut. Die haben ihren Eid mit Blut besiegelt“, warf Liasseg ein.
„So was in der Art denke ich auch“, meinte Adrian. „Meine Herren“, fuhr er dann in feierlichem Ton fort, „vor uns liegt die Gründungsurkunde einer fünfhundert Jahre alten Terrorvereinigung!“
„Oh!“, bemerkte Sebastian und schüttelte sich, bevor er wieder zu den nüchternen Fakten zurückkehrte. „Wir dürfen auch die Namen nicht außer Acht lassen! Mit diesem Dokument kennen wir bereits drei Ostrogóns: Ignacio, den Verbrannten, Yago, den Kreditnehmer, und nun Braulio, den Verschwörer.“
„Du glaubst, die Namen weisen auf eine Verbrecherdynastie hin?“, fragte Adrian.
„Zumindest ist es auffällig, dass dieser Name bei den wichtigsten Spuren auftaucht“, antwortete sein Freund.
Liasseg, Adrian von Zollern und Sebastian Krix beleuchteten ihren Fund und diskutierten, was es mit der Reue über die Fugger- und Medici- Morde auf sich haben könnte. Aber sie fanden keinen Schlüssel. Dennoch kristallisierte sich ein neuer Aspekt heraus: die Frage nach jener Chronik, auf der die Rache beruhte. Was war die Chronik? Existierte sie noch, und wo befand sie sich? Konnte die Chronik sie auf die Spur der früheren Verbrecher bringen, um die heutigen zu enttarnen?
Adrian wandte sich an Liasseg. „Können Sie die Sachen zur Untersuchung nach Berlin schicken?“
„Selbstverständlich. Nach der Registrierung in meiner Behörde. Morgen gehen Sie per Kurier raus“, versprach er.
Sie verließen die Kirche und flogen mit dem Helikopter zurück zum Haus des Dorfarchivars. Adrian machte Fotos von allem, was sie gefunden hatten. Dann dankten sie Liasseg und verabschiedeten sich von ihm. Einer seiner Kollegen würde sie zum Flughafen bringen.
Am Ende informierte Adrian von Zollern seinen Chef, und der überzeugte Ponisega, DNA-Tests von den Blutflecken machen zu lassen, sobald die Originale in Berlin eintrafen.
„Ich lasse ein Dossier über alles erstellen und schicke es den Kollegen in den betroffenen Ländern. Herr von Zollern, wie geht es jetzt weiter?“
„Wir müssen nach Florenz“, sagte der und zwinkerte Sebastian zu.
New York, während des letzten Jahres
Yasuhiro Atakamo gab alle Informationen an Dr. Spiglar weiter, obwohl kein brisantes Material dabei war. Braulio Ostrogón hatte ihm mehrere harmlos erscheinende Aufgaben übertragen. So grenzte er Gebiete in Skandinavien ein, die Braulios Gruppe als zukünftige Heimat dienen könnten. Ein anderes Mal sollte er die Hintergründe eines Jachthafenprojekts in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Erfahrung bringen, damit Braulio es auf ein finanzielles Engagement hin prüfen konnte.
Aufgaben in Zusammenhang mit
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