MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
eingeschüchtert von der mächtigen Stimme. „Hat der BND Sie informiert?“
„Ja.“
„Wir sind in Florenz und möchten Sie treffen.“
„Wo finde ich Sie?“
Adrian nannte ihm das Café und legte auf.
„Der Klang seiner Stimme erinnert mich an den großen Cesare Siepi …“
„Den großen Don-Giovanni -Interpreten?“, fragte Sebastian.
„Genau den!“
Während sie auf Arturo Tosci warteten, studierten sie noch einmal Kants Bibliothekenliste.
„Schade, dass Poppeliani den Namen der Bibliothek nicht kennt.“ Sebastian gluckste aufgeregt. „Wir haben aber eine Adresse von ihm bekommen.“
Sie verglichen diese Anschrift mit den Adressen in der Datei, fanden jedoch keine Übereinstimmung.
Adrian wählte Kants Nummer, und der nahm gleich ab.
„Ja, kann schon sein. Vielleicht führen die nicht jede Untereinheit als eigenen Datensatz … Nein, weitere Angaben zu den Bibliotheken haben wir nicht“, entgegnete Kant auf Adrians Frage, ob es Lücken in der Bibliotheksliste geben könnte.
„Okay.“
„Wo ich Sie schon mal am Apparat habe“, fuhr Peter Kant fort, „der Stein aus Spanien ist angekommen und wird untersucht. Die DNA-Analysen von dem Blut auf den Urkunden haben die Kollegen ebenfalls schon gemailt.“
„Und, ist etwas dabei herausgekommen?“
„Nein, nichts. Jetzt vergleichen wir die DNA noch mit internationalen Datenbanken …“
„Adrian von Zollern?“, dröhnte Arturo Toscis sonore Stimme durch das Café.
Jäh drehten sich die Deutschen um und blickten verblüfft auf den irgendwie zu kurz geratenen Mann mit einem schwarzen Schnurrbart, einer dicken Brille und in einem braunen Mantel, der aussah, als würde er einem Kind gehören. Der Gegensatz zwischen der satten, tiefen Stimme und dem schmächtigen Äußeren hätte nicht größer sein können.
Tosci schien ihre Überraschung zu spüren, denn er kräuselte die Lippen unter dem Schnauzer. Die Stirn tief gefurcht, fuhr er sich nervös mit der Zunge über die Lippen, was der ohnehin wenig ehrfurchtgebietenden Erscheinung den letzten Rest von Männlichkeit nahm.
Die volltönende Stimme kam tatsächlich aus dem Körper des auf den Zehenspitzen wippenden Männchens.
Adrian von Zollern erhob sich, und der Italiener trat zu ihm. Sein schlechtes Gewissen, weil er den Kollegen nicht vor der Befragung der Poppelianis eingeschaltet hatte, meldete sich nun doch. Er begrüßte ihn höflich und stellte seinen Freund vor.
Arturo Tosci nickte fahrig, bevor er seinen braunen Mantel auszog, ihn über die Stuhllehne hängte und Platz nahm. Auch Adrian setzte sich wieder.
„Darf ich Ihnen etwas zu essen oder zu trinken bestellen?“, fragte Adrian von Zollern
„Nein“, antwortete Tosci knapp.
„Sebastian?“
„Ich hätte gern ein Wasser“, sagte Sebastian.
Adrian gab dem Kellner ein Zeichen. „Zwei Wasser bitte“, sagte er, als der Kellner an ihren Tisch kam.
„In der kurzen Zeit, die ich für das Aktenstudium hatte, konnte ich nicht genau herausfinden, was Sie hier suchen“, sagte Tosci und befeuchtete wieder seine offenbar ausgetrockneten Lippen.
Sebastian gluckste. So lächerlich Toscis äußere Erscheinung auch wirken mochte, schnell zeigte der kleine Mann den Deutschen eine professionelle Seite, die von ernster Arbeitsauffassung und Disziplin geprägt war. Tosci legte offenbar keinen Wert auf überflüssigen Smalltalk, sondern kam sofort zur Sache. „Von Nachforschungen über einen Bürger meines Landes einmal abgesehen.“
„Genau. Die ersten Träger des Namens Poppeliani haben wir bereits befragt und …“
Tosci unterbrach ihn. „Moment!“, schnurrte der tragende Bass.
„Diese Vorgehensweise entspricht nicht den Regeln. Mit Hauptabteilungsleiter Ponisega wurde vereinbart, dass Sie und ich die Untersuchung gemeinsam durchführen. Von dem da …“, Tosci wedelte mit der Hand in Sebastians Richtung, „… war keine Rede.“
Adrian von Zollern dachte kurz nach, dann erklärte er: „Sebastian Krix ist mit dem Fall vertraut und hat maßgeblich bei den Nachforschungen mitgewirkt. Er fungiert als beratender Beobachter“, schloss er.
Der Italiener nickte zweifelnd.
Den beiden Deutschen gelang es während ihres Berichts über die Poppelianis nicht, den spröden Agenten aufzutauen. Er stellte Fragen, nickte und sagte: „Gut, dann steht die Vorgehensweise fest. Brechen wir auf?“ Dabei blinzelte er unternehmungslustig hinter seinen dicken Brillengläsern.
Ein arbeitsamer und humorloser Italiener … Das ist so
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