MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
solches Attentat plant?“
„Was geht Sie das an?“, fragte Braulio Ostrogón drohend.
„Sie haben mir bisher nicht gesagt, wer Sie sind und welche Rolle Sie spielen. Aber wenn ich eine solche Meldung ans FBI gebe und diese den Tatsachen entspricht, dann finden die mich …“
Gelassen fuhr Braulio fort: „Ich sagte Ihnen schon, dass ich, genau wie Sie, Mandanten betreue. Mein Auftraggeber weiht mich nicht in Details ein. Er hat einen Grund für diese Meldung ans FBI, den er weder Ihnen noch mir mitteilt …“
Wenige Stunden später landete ein Schreiben bei SAC Peter Milton. Der Special Agent in Charge warf einen flüchtigen Blick auf das mit „Priorität D“ versehene Blatt. Weil Wichtigeres auf seinem Schreibtisch lag, legte er es weg. Dabei fiel sein Blick auf die Worte IWF und Attentat. Er las den gesamten Text.
„Nach langer und leidvoller Erfahrung wird die Familie Ostrogón Rache nehmen am uralten System der Knechtschaft des Geldes und dem Missbrauch von Macht. Ein Kämpfer der vor langer Zeit gegründeten Organisation KNIFE wird nach einem Attentat in Berlin den IWF in Washington auslöschen. Nach diesem finalen Akt löst KNIFE sich auf. Anonymus“
Florenz
Am Morgen markierte Adrian die Adressen auf einer Karte. Zunächst wollten sie alle Poppelianis aufsuchen, die in der Altstadt lebten. Wenn dabei nichts herauskam, würden sie das Suchgebiet ausdehnen. Elf Namensträger verteilten sich auf einer Fläche von weniger als zwei Quadratkilometern. Zwischen der Via del Giglio im Westen, der Viale Antonio Gramsci im Osten, der nördlichen Via Guelfa und Via degli Alfani erstreckte sich das Suchgebiet. Die südliche Grenze bildete der Arno.
Nach einem kurzen Spaziergang klingelten sie an der ersten Tür. Obwohl es schon zehn Uhr schlug, gähnte sie ein ungepflegter Greis im Morgenmantel an.
„Haben Sie einen Sohn, der sich in Spanien aufhält?“
Poppeliani kratzte sich mit seinen rauhen Händen ausgiebig an der Nase. Offensichtlich wusste er wenig anzufangen mit der Frage, erkundigte sich allerdings auch nicht nach dem Grund der Frage.
„Nee“, sagte der Alte nur und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.
Die Freunde schauten einander verdutzt an und gingen zum nächsten Ziel: Via de Rondinelli. Dort trafen sie auf die Witwe eines kürzlich verstorbenen Pierino Poppeliani.
„Nein, mein Mann und ich haben keine Kinder“, sagte sie.
Sie verabschiedeten sich und gingen zu den Poppelianis in der Via del Melarancio.
Nichts.
Ihre gute Stimmung trübte sich bereits, als sie der Via Ghibellina folgten. Keiner der acht befragten Poppelianis entsprach dem gesuchten Muster, und alle mussten von der Liste gestrichen werden.
„Sollten wir nicht Tosci anrufen?“, fragte Sebastian.
„Jetzt nicht“, brummte Adrian.
Beim neunten Versuch öffnete ein Mann die Tür.
Seine Besucher starrten ihn an wie vom Donner gerührt. Dort stand die dreißig Jahre ältere Ausgabe des Pierino, der in Villanuovo festgenommen worden war. Routiniert spulte Adrian von Zollern seine Einleitung herunter und blickte in ein Gesicht voller Teilnahmslosigkeit.
Der Alte bat sie herein, und sie setzten sich an den Küchentisch. „Kaffee?“, fragte er.
Die Deutschen lehnten ab.
Adrian von Zollern hatte das Gefühl, dass der unerwartete Besuch eine Abwechslung im eintönigen Leben des Frührentners darstellte, und das offenbar aufgestaute Redebedürfnis eines einsamen Menschen ergoss sich über die Deutschen. So erfuhren sie, dass er, Claudio Poppeliani, wegen eines chronischen Nervenleidens pensioniert worden war und seit dem Tod seiner Gattin allein lebte.
„Er ist einfach verschwunden“, antwortete Poppeliani mit gesenktem Kopf auf Sebastians Frage, ob er einen Sohn namens Pierino habe.
Claudio Poppeliani nickte fahrig und brach plötzlich in Tränen aus. Er beruhigte sich erst, als Adrian von Zollern ihm sagte, dass sein Sohn gefunden worden sei.
Voller Hoffnung schaute er ihn an: „Hat man ihn aus der Sekte befreit?“
Sebastian fand als Erster die Sprache wieder. „Ihr Sohn ist Mitglied in einer Sekte?“
Wieder schluchzte Claudio Poppeliani und brachte schließlich hervor, dass er nicht wisse, welchen Verführern der leichtgläubige Pierino aufgesessen sei. Er habe ihm gegenüber nie von dieser Gemeinschaft gesprochen. Doch dem Vater war der schlechte Umgang seines Sohnes nicht entgangen.
„Sie haben ihn beeinflusst, das habe ich genau gespürt. Erst hat Pierino seine Schreinerlehre vernachlässigt
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