MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
nachdenklich. „Ok, du musst sofort Kartenmaterial für uns erstellen und ein paar Dinge herausfinden“, sagte er. „Ich reise für zwei Wochen nach Europa.“
„Warum?“
Braulio sah ihn wieder streng an und schüttelte den Kopf.
Als der Spanier später den Keller verließ, rief Yasuhiro Atakamo das Dienstprogramm eines Datenservers auf. Niemals durfte Braulio erfahren, dass Yasuhiro dessen Datenverkehr aufzeichnete. Beim Telefonieren nutzte Braulio eine Verschlüsselung, die der Japaner bisher nicht knacken konnte. Alles andere hingegen war leicht zu decodieren. Vieles davon ergab keinen Sinn, doch einige Pläne und Dateien beunruhigten Yasuhiro.
Der Japaner verglich die neue Aufgabe mit den belauschten Gesprächsfetzen und anderen Informationen, die er gespeichert hatte. Als er schließlich den Sinn verstand, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. „Was will er bloß damit? Was haben die vor?“
In dem Moment kehrte der der Spanier zurück und riss ihn aus seinen Gedanken. „Nun erzähle ich die Geschichte weiter.“
Spanien, E nde des 15. Jahrhunderts
Jorge wartete lange.
Seit er mit Ignacio, einigen Dienern und den Arbeitern nach Villanuovo gekommen war, hatten sich die Dinge schlecht für ihn entwickelt. Früher, in Toledo, besserte er seinen kargen Lohn aus Ignacios dreckiger Keramikhölle mit kleinen Betrügereien auf. Doch dazu gab es auf dem öden Land keine Gelegenheit. Jorge erzählte keinem Menschen von dem Gespräch zwischen dem Juden Abraham Senior und Ignacio, das er belauscht hatte, doch seit dem vorletzten Jahr dachte er jeden Tag darüber nach. Dass der Krieg um Granada zehn Jahre dauern würde, konnte er nicht wissen, aber er verstand, dass der letzte Akt gegen Al Andalus begonnen hatte. Und er wusste, wer die spanischen Militärkosten finanzierte.
Nun, im Jahre 1482, fragte er sich, wie die Araber, besonders die mit Ignacio befreundeten, reagieren würden, wenn sie wüssten, dass der enge Freund und Handelspartner sie betrog. Um Leib und Leben betrog.
Der Zufall kam ihm zu Hilfe.
„Jorge, ich habe eine besondere Arbeit für dich!“, sagte Ignacio. Bei solchen Ankündigungen rechnete Jorge mit viel Schweiß und Dreck. Er brummte unwillig.
„Die Kontrakte über den Verkauf der Ernte sind fertiggestellt. Du musst sie nach Granada bringen.“
„Aber es herrscht Krieg! Warum geht Ihr nicht selbst dorthin wie sonst immer?“
„Ich bin dir keine Erklärung schuldig, doch ich verstehe deine Angst. Sei unbesorgt, es gibt sichere Wege. Du wirst weder den Kampf um Almaha mitbekommen, noch Leid durch andere Kriegshandlungen erfahren. Ich breche morgen in dringenden Geschäften nach Florenz auf, und du wirst für mich nach Granada gehen!“, bestimmte Ignacio.
Nachdem er Anweisungen und Dokumente bekommen hatte, bemerkte Jorge, wie aufgeregt er war. Sein Puls ging schnell, und er schwitzte. Eine unbekannte Spannung legte sich über ihn. Zwei Jahre hatte er sich schon den Kopf darüber zerbrochen, an wen er sich wenden sollte. Jetzt präsentierte Ignacio ihm die arabischen Partner, ohne dass er selbst Verdacht durch Fragen danach erregen musste.
Jorge erreichte Granada nach zehn schwierigen Tages- und Nachtmärschen. Er schlug den von Ignacio vorgeschlagenen Haken. Diese Strecke war bedeutend länger als die direkte Verbindung, doch der Weg durch die Sierra Nevada in südöstlicher Richtung ersparte es ihm, mit den Kriegsparteien in Berührung zu kommen. Der Umweg gewährte ihm eine Chance, die er nie wieder bekommen würde: den Anblick der erhabenen Gipfel des Alcazaba und des Mulhacén. Der Mulhacén reckte seinen beindruckenden Gipfelkamm mehr als 3.400 Meter in den Himmel.
Er betrat die prächtige Stadt Granada von Süden her, doch der Zauber ließ ihn kalt. Weder die Reize der Stadt noch die atemraubenden Panoramaberge erreichten sein Inneres.
Der erste Weg führte ihn in eine billige Taverne, wo er gegen die ausdrückliche Weisung Ignacios das Kostgeld in billigen Fusel steckte. Am Morgen wachte er mit Kopfschmerzen unter einem Baum auf und brach nach dem Bad im vorbeirauschenden Bach zu seinem Ziel auf.
Ignacios Wegbeschreibung war gut, Jorge fand das Haus ohne Hilfe. Ein Diener meldete seinem Herrn die Ankunft und übergab ihm Ignacios Anschreiben. Jorge wurde hereingebeten.
Jorge verglich das überwältigende Ambiente von spartanischer Eleganz in der maurischen Villa mit dem Dreckstall, den Ignacio seinen Arbeitern zur Verfügung stellte. Wieder loderte der
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