MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
hatte ihn gebeten, die Geschäfte in Sardinien, Korsika und Montenegro und schließlich in Florenz zu überprüfen.
„Ich bin zu alt für lange Reisen, Yago. Unsere Handelsniederlassungen müssen wir persönlich aufsuchen. Merke dir, wenn wir das nicht tun, wird man uns betrügen. Erscheinen wir hingegen unangekündigt, so werden unsere Leute sich als verlässlich erweisen!“
Also beschlossen sie, dass Yago Rubén mitnehmen sollte. Der einzige Sohn von Abraham Seniors engstem Mitarbeiter war zwei Jahre älter als Yago. Abraham Senior hatte Ignacio vor einigen Jahren darum gebeten, Rubén aufzunehmen, nachdem dessen Vater gestorben war. Schnell schlossen die jungen Männer Freundschaft und wurden unzertrennlich.
Man verabschiedete sich und brach auf. Yagos Mission verlief gut. Er gewann neue Eindrücke und sprach mit den wichtigsten Partnern im Ausland. Obwohl sein Aufenthalt in den Städten immer nur kurz währte, gewann Yago das Vertrauen seiner Angestellten, weil er ihnen zuhörte. Er nahm sie ernst. Das strenge Regiment seines Vaters, der die Menschen nicht begeisterte und die Gefühle heraushielt, lehnte er ab. Auch wenn er den Angestellten mit seinen Kontrollen und Verbesserungsvorschlägen zusetzte, achteten sie ihn.
Zufrieden erreichte er das letzte Ziel, Florenz. Vor dem Treffen mit Lorenzo de Medici war Yago sehr angespannt. Der Empfang im Palazzo Medici zeigte jedoch, dass seine Sorge überflüssig war. Yago begegnete einem Fürsten, der sich offen und überaus willig zeigte, die gute Zusammenarbeit fortzusetzen und sogar noch auszuweiten. Zwar sparte Lorenzo de Medici nicht mit kritischen Bemerkungen über das spanische Wesen der Geschäfte, und wünschte sich eine bessere Anpassung an die örtlichen Gepflogenheiten. Hinter seiner Fassade wirkte der Medici jedoch außerordentlich zufrieden, daher ließ Yago es diesbezüglich bei einem Lippenbekenntnis bewenden. Gegen Ende seines Besuches wurde Yago im Palast eine besondere Ehre zuteil.
„Lasst mich einen besonderen Dank an Euch richten“, sagte Lorenzo de Medici. „Unsere Bürger lieben Eure Waren! Sie mögen Eure vortrefflichen Teller, Euer Geschirr, Eure Messer … Eure Olivenfrüchte und Pasten. Und wie Ihr seht, kann ich auch selbst nicht widerstehen“, dabei bediente er sich aus einer Schale. „… Ihr wisst, dass meine Familie selbst mit Handel aller Art zu bescheidenem Wohlstand gelangt ist, doch beobachten wir mit Freude und Stolz, wie unsere Freunde mit glücklicher Hand ihr Gewerbe zu meistern verstehen.“
„Den Dank gebe ich zurück, verehrter Fürst, und es ist meinem Vater und mir eine besondere Ehre, Eure Gunst zu genießen“, antwortete Yago.
„Florenz ist offen für Menschen, die es so wie Ihr verstehen, Wohlstand und Glück zu mehren. Deshalb ist es mir eine besondere Ehre, Euch und Eurer Familie, wann immer Ihr den Zeitpunkt für angemessen erachtet, die Bürgerrechte unserer Stadt zu verleihen.“
Weder Yago noch sein Vater wollten Bürger von Florenz werden.
Doch der Spanier war stolz, dass man seiner Familie dieses Vorrecht gewährte. „Nehmt mein Schweigen als Zeichen dafür, wie überwältigt ich bin! Lasst mich Euch sagen, dass wir in der Heimat noch viele Jahre in unseren Geschäften tätig sein werden. Gewährt uns daher Zeit und Aufschub, bis wir Eurem großzügigen Anerbieten nachkommen.“
„Eine andere Entscheidung habe ich nicht erwartet. Eure Familie soll wissen, sie ist immer willkommen in unserer Stadt!“
Die beiden verabschiedeten sich. Dass der Tod seinen Schatten auf die nächste Zusammenkunft werfen würde, ahnten sie in diesem Moment nicht.
Zur gleichen Zeit, in der zweiten Februarhälfte des Jahres 1492, im nebligen Morgengrauen eines düsteren Tages, ritt ein unscheinbarer Mönch mit zwei Begleitern nach Villanuovo. Die Bauern auf den Feldern konnten sich das nicht erklären, denn Klöster gab es im weiten Umkreis nicht, und Mönche waren selten unterwegs in dieser Gegend.
Auf der Höhe des Dorfbrunnens hielt er seine Stute an, gebot den Begleitern dasselbe und schaute sich langsam um.
Kaum wahrnehmbar bewegte er die Lippen, ohne zu sprechen, und fuhr sich mit der weißlich belegten Zunge unruhig über die Lippen. Als er schließlich redete, kam nur ein heißeres Krächzen aus seinem Mund, so dass niemand ihn verstand. Einige behaupteten, sie hätten etwas gehört, das geklungen habe wie „Ihr guten Christenleut’“.
Der Mönch saß ab und ging äußerst umsichtig, so als hätte er
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