MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Zorro“, witzelte Drosseling, „und jetzt werfen Sie das Corpus Delicti!“
„Dürfen wir ein Asservat durch die Gegend schleudern?“, fragte Adrian.
„Keine Ahnung, Sie sind der Ermittler!“, grinste Drosseling verschmitzt.
„Ich bin kein Ermittler, sondern unterstütze die Ermittlungen“, berichtigte Adrian.
„Jetzt werfen Sie schon!“
Als er die Klinge zwischen Zeigefinger und Daumen spürte, war es ein anderes, ein ganz eigenartiges Gefühl. Adrian spürte die Bedrohung, die von einer solchen Waffe ausging. Der Täter in der Oper musste die Waffe genauso gehalten haben, bevor er auf den Banker zielte. Obwohl er nie zuvor ein Messer geworfen hatte, erzielte Adrian von Zollern einen Treffer: Mit einem satten Paff prallte die Tatwaffe gegen das Chart.
„Grundgütiger!“, ließ Professor Drosseling hören, „vor Ihnen muss man sich ja fürchten.“
Adrian blickte nachdenklich.
„Quod erat demonstrandum“, bemerkte Drosseling. „Verstehen Sie jetzt, was ein ausgebildeter Werfer anrichten kann, wenn Sie über diese Distanz ein Ziel treffen können?“, fragte er.
Adrian nahm wieder einen Schluck Café crème und blickte auf den Zettel mit Daniel Comarras Kontaktdaten. Drosseling hatte sich während des Nachmittags tatsächlich als hilfreicher und freundlicher Kollegen herausgestellt. Bevor sie sich verabschiedeten, hatte er in Fachzeitschriften und Nachschlagewerken gesucht, bis er mit einem Lächeln sagte: „Hier ist er. Daniel Comarra von der Universidad de Sevilla! Einer der besten Experten für alte spanische Waffen.“
Er rief Comarra an und schilderte ihm den Sachverhalt. Zum Glück zeigte der Spanier Interesse. Während des Telefonats bedeutete Adrian von Zollern dem Professor, er möge ein Treffen in Sevilla arrangieren. Allerdings würde Comarra in den kommenden Tagen an einer Tagung in Barcelona teilnehmen.
Adrian von Zollern lächelte, als Drosseling Barcelona sagte. Barcelona!
Am kommenden Morgen schaute Adrian müde auf den Wecker. Vergangene Nacht hatte er bis zur Sperrstunde im Café Central gesessen. Er schlief bis um neun Uhr, weil erst am Nachmittag eine Vorlesung anstand. Das Handy zeigte Nachrichten. Klar, Petra hatte versucht, ihn zu erreichen. Das konnte warten. Sebastian war viel wichtiger.
„Wie ist es gelaufen?“
Sebastian gluckste. „Manchmal bist du ein Ekel! Petra ist wütend. Sie will dich anrufen. Das war das letzte Mal, dass ich dich aus einer deiner Geschichten rausgehauen habe!“
„Ja, ja“, sagte Adrian. Jetzt nahm er einen neuen Faden auf: „Wir müssen sofort nach Barcelona.“
„Wie bitte?“, entfuhr es Sebastian. Adrian erzählte von Professor Drosseling.
„Da musst du alleine fliegen, Dr. Langelb setzt mir schwer zu, und ich habe eine Menge mit der Konferenz zu tun. Ich kann frühestens morgen Nachmittag hier weg.“
„Komm so schnell wie möglich!“
„Wann verstehst du endlich, dass ich nicht einfach alles stehen und liegen lassen kann?“
„Jetzt hab dich doch nicht so.“
„Meine Güte“, sagte Sebastian verärgert, „im Gegensatz zu dir trage ich Verantwortung!“
„.Okay, verstanden. Also, wann kommst du?“
„Ich sehe, was ich tun kann“, antwortete Sebastian resignierend.
Petra ging nicht ans Handy, also erzählte Adrian der Mailbox, dass er für unbestimmte Zeit in Spanien sei. Sie würde ihm wieder kein Wort glauben, aber wenn er erst angekommen war, konnte er den Beweis erbringen.
„Da Ihre Leute unfähig sind, die Hintergründe der Waffe zu eruieren, nehme ich sie mit nach Spanien!“, eröffnete Adrian von Zollern dem Kriminalhauptkommissar am Telefon.
Ordna blieb stumm.
„Ponisega hat seine Zustimmung gegeben, dass ich sie mitnehmen kann“, log Adrian und nahm sich einmal mehr vor, seinen Chef so schnell wie möglich zu informieren.
„Ponisega hat wegen Bernaus Umfeld bei mir nachfragen lassen“, erklärte Ordna. Wir haben dazu mittlerweile Nachforschungen angestellt. Bis morgen wird ein Dossier geschrieben; das schicke ich Ihnen als Datei. Und was haben Sie für mich?“
„Ich schreibe keine Dossiers.“ Er gab dem Kriminalhauptkommissar eine knappe Zusammenfassung der Informationen, die er von Professor Drosseling erhalten hatte.
Am Spätnachmittag fuhr Adrian von Zollern zum Flughafen Berlin-Tegel. Von dort aus informierte er zunächst Ponisega über seinen Wissensstand, den Grad des Nichtwissens der Polizei, die Waffenentführung und die Barcelonareise. Nach der gewohnten Kritik an Adrians
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