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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Universität gebracht hatte. Sie schickten Schabowski anschließend ohne den Dolch zurück ins Polizeipräsidium.
    Im Café Central rief er sich wieder das merkwürdige Verhalten des Experten am Nachmittag ins Gedächtnis. Drosseling wurde immer unruhiger, als er das Mordwerkzeug in den Händen hielt. Die Tatwaffe war nach Abschluss der offiziellen Untersuchung von den Kriminaltechnikern nicht gereinigt worden. Das getrocknete Blut machte offensichtlich Eindruck auf den Professor.
    Während er den Dolch begutachtete, schüttelte Drosseling oft den Kopf und redete wenig. Er betrachtete den Dolch unter verschiedenen Lichtverhältnissen, wog die Waffe erst in der einen, dann in der anderen Hand, warf sie hoch und fing sie wieder auf, als wollte er die Flugeigenschaften testen, dann zuckte Drosseling unwirsch mit den Schultern. Dazwischen zog er in hektischer Folge gewichtige Folianten, einige mussten mehrere hundert Jahre alt sein, aus dem Regal und ließ den Blick zwischen Büchern, Waffe und Adrian in ständigem Wechsel hin- und herschweifen.
    Als Adrian von Zollern zu dem Schluss gekommen war, die Zeit sei reif für eine Meinung des Experten, fragte er ihn danach.
    Der Professor erwachte wie aus einer Trance.
    „Wir haben hier ein seltsames Exemplar … Einerseits kann ich Form und Art der Arbeit dem Spanien des ausgehenden 15. Jahrhunderts zuordnen. Dazu passt natürlich nicht, dass die Waffe aus Edelstahl gefertigt wurde …“
    Adrian nickte, damit der Professor fortfuhr.
    „Ich verfüge über umfangreiches Bildmaterial und technische Beschreibungen der meisten Waffen seit dem elften Jahrhundert. Die Grundform unseres Corpus Delicti passt zu diesem Messer, meinen Sie nicht auch?“, fragte Drosseling und drückte ihm einen dicken Wälzer in die Arme, der Adrian beinahe heruntergefallen wäre. Tatsächlich erkannte er sofort die Übereinstimmung. Doch etwas störte ihn.
    Es schien so, als hätte Drosseling seine Gedanken gelesen. „Nehmen Sie die Waffe in die Hand und folgen Sie mit den Augen dem Verlauf der Klinge!“
    Adrian tat es. Dabei kam er nicht umhin, die Eleganz des Waffendesigns zu bewundern. Sie lag angenehm in der Hand, und als er mit den Augen dem ausgewogenen Klingenverlauf folgte, empfand er eine gewisse Anmut. Das war es, was die Bilder vom realen Gegenstand unterschied! Adrian fühlte eine Verdickung, ungefähr in der Mitte, die auf den Bildern so nicht zu erkennen war.
    „Exakt!“, meinte Drosseling zu Adrians Feststellung. „Da wusste jemand, was er tat. Dazu muss ich Ihnen Folgendes erklären: Wenn Sie versuchen ein Messer wie das auf dem Bild zu werfen, werden Sie eine unkontrollierbare Flugbahn bekommen. Das hängt mit der Konstruktion zusammen. In unserem Fall hat der Hersteller das alte Design recht genau nachgebildet, allerdings mit einer Verlagerung des Schwerpunktes zur Mitte hin. Damit erreicht er eine bessere Balance, so dass das Messer hervorragend geworfen werden kann. Ein normales Messer würde trudeln, unser Exemplar weist hingegen eine saubere Flugbahn auf. Ich schätze, dass ein geübter Werfer damit über eine Distanz von mehr als dreißig Metern sein Ziel treffen kann.“
    Adrian nickte. Eigentlich hätte das von den Kriminalisten kommen müssen, dachte Adrian und rief sich den Zuschauerraum der Deutschen Oper ins Gedächtnis. Damit war klar, dass der Täter praktisch von überall aus geworfen haben konnte. „Das ist eine wichtige Erkenntnis, Professor. Wie genau ist diese Einschätzung?“
    „Es ist natürlich nur eine Schätzung, sie wird aber ungefähr stimmen. Kommen Sie mal mit!“, sagte Drosseling, zog ein Flipchart auf Rollen mit sich und wandte sich zum Ausgang des Büros.
    Adrian folgte ihm auf den Gang.
    „Bleiben Sie da stehen!“ Professor Drosseling zog das Chart mit klappernden Rollen über den langen Gang.
    Um diese Zeit waren die meisten Akademikerbüros bereits verlassen. Trotzdem bat Drosseling die wenigen Leute, die noch arbeiteten, in den nächsten Minuten ihr Zimmer nicht zu verlassen. Nachdem er das Flipchart am hintersten Ende des Flurs, etwa fünfundzwanzig Meter entfernt, abgestellt hatte, kam er zurück.
    „Hier ist ein Messer aus der Kaffeeküche. Nehmen Sie die Klinge und werfen Sie!“, forderte er Adrian auf.
    Adrian von Zollern lächelte wegen der ungewöhnlichen Idee des Professors. Dann warf er mit einer schnellen Bewegung. Wie Drosseling vorausgesagt hatte, geriet es ins Trudeln und fiel weit vor dem Ziel zu Boden.
    „Bravo, von

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