MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
hin!“
Barnabá Dolloro betrachtete den Stein. Die Inschrift leuchtete hell vor dem dunklen Hintergrund, den die rußige Oberfläche bildete. Als er die Worte verstand, erbleichte er. Durch die gewaltige Kraft, mit der Yago den Stein gegen Barnabá Dolloros Stirn schlug, fiel der Inquisitor nach hinten.
Nachdem Yago den toten Wächter ins Zelt gezogen hatte, warf er die Öllampe auf den Boden. Dann rannte er zu seinem Pferd. Das Zelt brannte lichterloh.
Yago ritt nach Albacete, dem Zentrum des Schmiedehandwerks, wo Ignacio eine bedeutende Messerschleiferei gegründet hatte. Dort lebten einige Bekannte, die er selten traf. Dennoch musste er das Wagnis eingehen. Einem dieser Männer, dem Schleifmeister Diego Currazón, berichtete er, was gestern mit seinem Vater geschehen war. Dann schrieb Yago jene sechs Worte auf ein Blatt Papier, die sein Vater in den Stein geritzt hatte, Das Blatt gab er Diego und außerdem eine Skizze, die er selbst gemalt hatte.
„Graviere das in jedes Messer!“, Yago deutete auf seine Zeichnung, „Und dazu jeweils eines dieser Worte!“
Diego Currazón nickte unsicher.
„Wie viele Messerrohlinge sind das dort hinten?“
„Zweihundert.“
„Die nimmst du alle!“
„Aber die sind für einen Kunden in Montenegro.“
„Hörst du nicht, was ich dir sage? Du nimmst sie und handelst wie dir geheißen! Du hast dafür einen Tag Zeit, nicht mehr!“
Als Meister des Betriebs war Diego verpflichtet, Yagos Anordnungen zu befolgen. Auch wenn sie so seltsam erschienen wie diese. Er verschwieg dem Meister, dass die Schleiferei nicht mehr seiner Familie gehörte.
Am folgenden Mittag verließ Yago Albacete. Am Sattel befand sich ein schwerer Leinensack mit den gravierten Messern. Vor ihm lag ein langer Weg. Wenn der Plan gelingen sollte, musste er sich beeilen.
Nach einem anstrengenden Tagesritt erreichte Yago das Landgut des ersten Verräters. Er band sein Pferd in Sichtweite des malerischen Anwesens fest, nahm zwei Messer aus dem Sack und entschied sich für einen Umweg, der ihm bessere Deckung gab. Ein großer Hund baute sich plötzlich vor ihm auf. Das Tier zog die Lefzen hoch und knurrte, jeden Augenblick konnte es in lautes Gebell ausbrechen. Mit einer geschmeidigen Bewegung nahm er ein Messer, zielte und traf den Hund in die Brust, so dass der ohne einen Laut zu Boden fiel. Dann zog er das Messer wieder aus dem Körper des Tieres.
Am anderen Ende des Hofgevierts stand das Haupthaus, dem er sich in geduckter Haltung näherte. Nachdem er auf der Rückseite die Gesindetür ohne Schwierigkeiten geöffnet hatte, wollte er das Herrenschlafzimmer finden.
Plötzlich rief jemand: „Halt! Wer ist da?“
Yago suchte den Rufer hinter dem Rundbogen, der die große Wohnstube vom Küchenbereich trennte, und entdeckte einen schlaftrunkenen Mann, ein Diener ohne Zweifel, der seine Öllampe schwenkte. Mit einem Satz war Yago bei ihm, ein Schlag mit der geballten Faust setzte den Mann außer Gefecht. Yago knebelte ihn.
Hatte der Ruf des Dieners andere Bewohner aufgeschreckt? Für Yago gab es kein Zurück. Vorsichtig stieg er die Treppe hinauf und sah die breite Tür. Hier würde er den Kerl finden! Bevor er leise öffnete, lauschte er nach verdächtigen Geräuschen. Doch es blieb still. In dem großen Bett lag ein Mann. Er ging hin, riss die Decke weg und warf den Schlafenden auf den Rücken. Dann setzte er sich rittlings auf den Mann und drückte ihm die Arme aufs Bett. Auch die Beine hielt er durch seine geschickt darum geschlungenen Unterschenkel fest, so dass der Mann sich nicht mehr rühren konnte. Der Adlige wachte auf und glotzte in das fremde Gesicht, das sich über ihn beugte.
„Wer … seid … Ihr?“, stammelte er.
„Der Albtraum, den du meinem Vater geschaffen hast.“
„Wer ist Euer Vater?“, stammelte der Mann.
„Wie viele Menschen hast du elender Lügner verleumdet und angeklagt?“, fragte Yago zurück.
Die Gesichtszüge des Mannes verzerrten sich. Er zitterte am ganzen Körper, und seine Augen weiteten sich in entsetztem Erkennen, wen er da vor sich hatte.
„Warum hast du das getan?“, zischte Yago. Schweigen.
Langsam öffnete Yago seine Tasche. Zuerst zog er das unbenutzte Messer heraus, anschließend das mit Hundeblut beschmutzte. Er hielt dem Entsetzten beide Klingen vor die Augen und fragte: „Verstehst du die lateinische Sprache?“
Yago bemerkte das Kopfschütteln des Adligen. Bevor er dem Verräter die Klingen ins Herz stieß, nahm er sich Zeit für
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