MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Frau begrüßte ihre Kunden. Adrian las Alisa auf ihrem Namensschild und fragte sie nach historischen Werken über Messer des 14. und 15. Jahrhunderts. Violetta zeigte ihr das Foto der Tatwaffe. „Haben Sie Werke, die sich mit so etwas beschäftigen?“
„Nein, tut mir leid, wir führen keine antiquarischen Waffenbücher. Was ich Ihnen anbieten kann, ist ein Buch über Schusswaffen des 19. Jahrhunderts.“
„Unser Interesse gilt ausschließlich alten Messern“, sagte Sebastian. „Führen Sie vielleicht andere Werke über Waffen aus diesem Zeitraum? Oder Regionalgeschichtliches, Handwerkstraditionen, so etwas in der Art?“
Alisa schaute unschlüssig. Dann fragte sie: „Suchen Sie nur Originale? Echte Handschriften aus dieser Zeit gibt es selten zu kaufen.“
„Uns geht es in erster Linie um Informationen, weniger um den bibliographischen Sammlerwert. Aber Ihre Frage lässt vermuten, dass Sie etwas anzubieten haben?“
„Vielleicht. Vor ungefähr zwanzig Jahren hat die Universität über einen längeren Zeitraum alte Schriftbestände restauriert. Vieles
davon war unerforschtes Rohmaterial, das archiviert werden sollte. Mittlerweile müsste es in digitaler Form vorliegen, doch natürlich kommt man da nicht so einfach heran.“ Jetzt lächelte sie verschmitzt in die Runde.
Sebastian schmökerte derweil in einem Folianten.
„Aber Sie haben diese Möglichkeit?“ Adrian versuchte sie mit jenem Lächeln zu gewinnen, das so viele Frauen an ihm liebten.
„Ich kenne da jemanden, den ich ansprechen könnte. Der kann unter Umständen …“
Violetta setzte sich mit Alisa auf das Sofa bei der Kasse und erklärte ihr, wonach sie suchten.
Adrian lauschte, während er ein Regal voller antiquarischer Orchesternoten durchblätterte.
„… brauchen wir sehr schnell, am besten morgen … Ausdrucke wären ausgezeichnet … können auch mit PDFs leben … Kürze der Zeit …“, sagte Violetta nach einer Weile.
Als es konkret wurde, spitzte er die Ohren.
„Beides ist möglich. Können Sie morgen gegen Abend wiederkommen?“
„Das ist zu spät. Wir brauchen es morgen Mittag.“
„… viel zu wenig Zeit!“
„Sie schaffen das!“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Wir müssen noch über den Preis reden.“
„Tausend Euro pro Werk“, war Alisas pfeilschnelle Antwort. Violetta schüttelte ungehalten den Kopf. „Tausend Euro für Kopien, von denen wir nicht einmal wissen, ob sie uns helfen?“
„Das ist der Preis für die einmalige Chance, Dinge zu bekommen, von deren Existenz Sie ohne meine Hilfe nichts wüssten. Aber selbst wenn Sie Kenntnis davon hätten, kommen Sie nicht alleine weiter. Zumindest nicht in so kurzer Zeit. Also …?“
Violetta musste zugeben, dass Alisa recht hatte.
„Tausend Euro vorab!“, verlangte Alisa unbeirrt.
Spanien, Ende des 15. Jahrhunderts
Es war Rubén, der die Stille durchbrach. „Wo sind die Arbeiter und unsere Freunde, die auf dem Anwesen leben?“
„Sie sind bei ihren Familien im Dorf. Einige sagten mir im Angesicht des Scheiterhaufens, dass sie aus Treue zu Ignacio und dir, Yago, die Olivenfarm nie wieder betreten werden.“
Yago saß die ganze Zeit mit verbissenem Gesichtsausdruck auf dem Boden und versuchte, Ordnung in seine Gedanken und Gefühle zu bringen. Doch dann sagte Alba: „Yago, ich muss dir noch mehr berichten. Der geliebte Ignacio hat nicht nur sein Leben verloren!“
„Sondern?“
„Deiner Familie wird jeder Besitz genommen, denn …“
Yago sprang auf. In die tiefe Trauer um seinen Vater mischte sich Zorn. „Wer raubt unser Eigentum?“
„Der Inquisitor war in Begleitung eines Notars. Dieser betrat nach der Hinrichtung die Finca und erklärte, dass das Eigentum des Verurteilten beim Inquisitionsprozess verloren ist. Das Vermögen deiner Familie wird an drei Landadelige verteilt, und die Inquisitionskommission erhält einen Anteil, genauso die untersuchenden Amtsträger“, erklärte Alba.
Hass funkelte in Yagos Augen. „Was geschehen ist, können wir nicht ungeschehen machen. Noch weiß ich nicht, wie es zu all dem gekommen ist, aber ich werde es herausfinden! Und dann …“
Unruhig ging er im Zimmer auf und ab, und sein Blick wanderte zwischen Rubén und Alba hin und her. Ob das, was Alba angab, der Grund war für den Mord an seinem Vater? Der Raub seines Vermögens? Hatte sein Vater sich mit dem Erfolg nicht zahlreiche Neider und sogar Feinde gemacht? So musste es gewesen sein! Diese Heuchler hatten ihn verraten und bei der
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