MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
nichts, sondern betrachtete sein Gegenüber fragend.
„Ich gebe Ihnen fünfhundert Euro, bevor sie auch nur ein einziges Wort sagen.“
Bei der genannten Zahl zuckte der Spanier und schüttelte den Kopf.
„Jetzt warten Sie doch erst mal ab.“ Adrian funkelte sein Gegenüber an. „Den Betrag können Sie auf zweitausend Euro steigern, je nach der Qualität Ihrer Informationen.“
In diesem Moment schaute ein düsterer Mann durchs Fenster direkt zu Adrian, drehte sich jedoch sofort wieder weg.
Adrian erschrak, als sein Handy klingelte. Das Display zeigte Violettas Namen.
„Ich will mehr! … Dreitausend?“, brachte Joel hervor.
„Höchstens zweitausendfünfhundert.“
„In Ordnung“, antwortete Joel erleichtert.
Adrian legte die Fotokopie auf den Tisch. „Das ist die Waffe, von der ich am Telefon sprach.“
Joel betrachtete die Abbildung. Dann grinste er hämisch.
Kurz zuvor hatten Sebastian und Violetta mit Unbehagen einen Latino-Typen beobachtet. Er trug ein hässliches buntes Hemd, und seine pechschwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihm unter dem Hut auf den Rücken fiel. Das ständige Auf- und Abgehen des Mannes wirkte beunruhigend.
„Was fummelt der nur immer in seinem Sakko herum? Mit der versteckten Hand erinnert er mich an einen farbigen Napoleon“, hatte Sebastian nervös zu Violetta gesagt.
„Wie der ins Fenster starrt! Der ist nicht zufällig hier … Dann hatte sie Adrian angerufen.
Im selben Moment war dem Mann etwas heruntergefallen.
„Wo haben Sie das Foto her?“, fragte Joel.
„Was spielt das für eine Rolle?“
„Diese Messer wurden in großer Zahl in Spanien gefertigt.“
„Genauer?“
„Fünfzehnhundert Euro.“
„Tausend.“
Adrian steckte dem Spanier wieder fünfhundert Euro unter dem Tisch zu.
„Das sind nur fünfhundert!“, beschwerte der sich.
„Plus die fünfhundert von vorhin!“
Joel akzeptierte zähneknirschend.
„Vor etwa zehn Jahren wurden hier in Albacete mehrere hundert Presslinge hergestellt. Die sind dann woanders fertiggestellt worden.“
„Nun sagen Sie schon, wo!“
„Es gibt einen kleinen Ort, nördlich von hier. Dort wurden Messer aus den Rohlingen geschmiedet. Und graviert.“
Adrian rollte mit den Augen. „Welcher Ort?“, fragte er langsam.
„Villanuovo.“
Der Mann mit dem Pferdeschwanz bückte sich, um den Gegenstand aufzuheben.
„Den kenne ich!“, stieß Violetta hervor.
„Woher?“ Sebastians Augen weiteten sich.
„Der ist mir heute früh in der Hotellobby über den Weg gelaufen.“
„Siehst du das?“, zischte Sebastian.
Violetta sah ihren Bruder fragend an.
„Das Messer!“
Joel beschrieb den Ort, erwähnte allerdings Braulios Gruppe mit keinem Wort.
„Nennen Sie mir Namen! Leute, mit denen ich reden kann!“
„Keine Namen!“
„Hier, fünfhundert Euro.“
„Keine Namen!“
In diesem Moment sah Adrian von Zollern Violettas todernstes Gesicht vor dem Fenster. Sie machte eine Geste und formte ein Wort mit dem Mund.
Achtung!
Joel steckte das Geld ein.
Langsam begriff Adrian den Ernst der Lage. Ohne Waffe blieb ihm nur die Flucht. „Joel, das müssen wir begießen“, sagte er plötzlich.
„Herr Ober, eine Flasche Osborne und zwei Wassergläser.“
Der Spanier nickte erfreut.
Als der Ober die Flasche brachte, griff Joel sofort danach und schenkte sich ein. Er setzte das Glas an und trank es in einem Zug leer.
Adrian füllte sein Glas ebenfalls.
Der Mann mit dem Pferdeschwanz packte entschlossen das Messer und wirbelte herum. Dabei drehte er sich einen Augenblick in die Richtung der Bank, wo Violetta und Sebastian gerade noch gesessen hatten. Beim Anblick des gezückten Messers zerrissen ihre Entsetzensschreie die mittägliche Ruhe.
„Adrian, lauf weg!“
In der Bar traf der Schrei Adrian ins Mark.
Sebastian und Violetta sahen das hasserfüllte Gesicht des Mannes. Er rannte an ihnen vorbei, riss die Tür zur Bar auf und stürmte hinein.
Die nächsten Augenblicke erlebte Adrian wie in Zeitlupe. Er drehte den Kopf zur Tür und sah den Latino mit einem Messer auf sich zukommen. Gegenüber erhob sich Joel und zückte ebenfalls ein Messer. Der Mann erreichte Adrian, während Joel um den Tisch schlich, bereit, den neugierigen Frager mit einem schnellen Stich zu erledigen.
Adrian wusste nicht, wer die Regie seines Handelns übernahm. Mit einer fließenden Bewegung der linken Hand packte er das Glas und schüttete Joel den Brandy in die Augen, während sein
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