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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Zusammenhänge begriff, desto nützlicher konnte er bei den Vorbereitungen zur Erlösung sein. Allerdings erhöhte sich mit diesem Wissen die Gefahr des Verrats. Deshalb erneuerte er zuerst die alte Drohung. „Du bist dir im Klaren, dass diese Informationen zu deinem Schweigegelübde gehören?“
    „Natürlich.“
    „Wenn du uns verrätst, töte ich dich!“, zischte Braulio und blickte ihn finster an.
    Yasuhiro wusste, dass Braulio keinen Moment zögern würde.
    „Artjom war ein wichtiger Mann in der Organisation. Der wichtigste nach mir. Er wurde getötet, weil er unverzeihliche Fehler gemacht hat.“
    Ein Russe? So weit war die Organisation also gewachsen!
    „Er wäre der erste Führer geworden, der kein Ostrogón ist.“
    Yasuhiro blickte ihn verständnislos an.
    „Ich kann keine Kinder zeugen. Das Schicksal unserer Gruppe war uns in der Vergangenheit gewogen. Immer gab es einen männlichen Nachfolger …“
    „Eine Ahnenreihe seit Ignacio, Yago, David?“ Hier stockte Yasuhiro. Weiter waren Braulios Erzählungen noch nicht gekommen.
    „Und jetzt ich, Braulio. Seit Davids Sohn tragen alle männlichen Erstgeborenen diesen Namen.“
    „Hat das eine Bedeutung?“
    „Braulio steht für das Schwert! Das Schwert der Rache!“ Sein Gesicht glühte. „Bevor David 1572 starb, löste sich die Gruppe beinahe auf. David war wild. Die Mitglieder hielten ihn für böse, und er behandelte sie schlecht. So verlor er den Respekt in der Gruppe. Damals verriet er unsere Ziele, indem er sinnlose Überfälle auf reiche Menschen befahl. Unsere Rache gilt aber denen, die Reichtum und Macht zur Unterdrückung oder Vernichtung anderer einsetzen. Das hat David nie begriffen. Fast wäre es das Ende gewesen.“
    „Und dann?“, hakte Yasuhiro nach.
    „Sein Sohn war es, der erste Braulio Ostrogón!“
    „Hat er sich gegen seinen Vater aufgelehnt?“
    „Nein, das hätte er nicht überlebt. Braulio und sein Freund Edoardo, Sohn des damaligen Chronisten, der bereits drei Jahre
    Quellenhüter gewesen war, bildeten ein starkes Team. Edoardo lernte durch seinen Vater, den Chronisten, die Prinzipien der Gruppe. Und Braulio verinnerlichte mit Edoardos Hilfe diese Grundprinzipien wieder. Durch eine kluge Entscheidung schweißte er die Gemeinschaft erneut zusammen. Edoardo wurde nach Villanuovo geschickt, um die Chronik aus dem Versteck nach Florenz zu holen. Edoardos Vater ergänzte die Chronik. Dann trafen sich die Mitglieder und schworen wieder auf das alte Buch, das keiner von ihnen bisher gesehen hatte. Ein starkes Zeichen: Braulio gab damit den neuen alten Kurs vor!“
    Yasuhiro lauschte aufmerksam.
    „In das alte Versteck ließ der erste Braulio jenen Schuldschein legen, den sein Vater David den Fuggern gestohlen hatte. Ebenso wurde ein Dokument erstellt und besiegelt, das mit einer verschlüsselten Botschaft das von uns begangene Unrecht der Morde an den Medici und den Fuggern gestand und anprangerte. Er, Edoardo und der damalige Quellenhüter ritzten sich die Adern: Mit drei Federstrichen vom eigenen Blut auf dem Schuldschein der Fugger bekundeten sie, dass künftig solche Taten ohne Rechtfertigung durch die Chronik nie wieder geschehen sollten. Der Quellenhüter war von nun an für den Schutz der Kapelle und der Dokumente zuständig.“ Braulio atmete tief durch. „Feierlich wurde beschlossen, das alte Buch aus Villanuovo alle fünf Jahre vom Schreiber um die zwischenzeitlichen Ereignisse ergänzen zu lassen. Man verpackte es in einer der alten ähnlichen Damaszenerdose und wickelte es ebenso in Leinwand.“
    „Gibt es die noch? Wo ist sie?“, fragte Yasuhiro erregt.
    „Sie wurde vor langer Zeit nach Italien gebracht. Mehr erfährst du nicht.“
    Der Japaner schwieg.
    „Jetzt komme ich zu einer Mission, die der erste Braulio im hohen Alter durchführte. Sie wurde im Jahre 1614 in Ungarn und Russland vollbracht.“

U ngarn, A nfang des 17. Jahrhunderts
    Wie eine Spinne stand die schwarze Gräfin in der Mitte des Platzes, auf dem sich die zu Salzsäulen erstarrten Menschen eingefunden hatten, für deren Wohl und Schutz sie als Regentin der Grafschaft verantwortlich war. Zuvor hatte sie dafür gesorgt, dass die kleinen Straßen, die in alle Himmelsrichtungen von dort wegführten, nicht zur Flucht genutzt werden konnten. Ihre Leibwache, unnahbare Männer mit finsterem Blick, versperrten sämtliche Zugänge.
    Gefühllos glitt Gräfin Elisabeth Báthorys eiskalter Blick über die Menschen, besonders über Frauen und Mädchen.

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