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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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rechter
    Haken dem Informanten mit einem dumpfen Knirschen die Nase brach. Dann packte er die Flasche, holte aus und schmetterte sie dem Mann ins Gesicht, so dass sie zerbarst. Mit dem Mut der Verzweiflung versetzte er dem zweiten Gegner mit seiner schmerzenden Rechten einen heftigen Schlag ins Gesicht. Bei dem Knacken zuckte der Dunkle kurz zusammen. Dann ging er zu Boden.
    In dem zuvor ruhigen Lokal sprangen die wenigen Gäste erschrocken von den Stühlen auf. Adrian von Zollern brauchte einen Moment, um die Fassungslosigkeit abzuschütteln, die ihn zu lähmen drohte. Er, der Inbegriff von Ruhe und Ausgeglichenheit, oder wie Petra sagte, der Gleichgültigkeit, ausgerechnet er, der die Dinge laufen ließ und nur zupackte, wenn es sich nicht vermeiden ließ, schlug zwei durchgedrehte Südländer zu Boden. Sein Leben lang hatte sein Vater ihm vorgeworfen, er laviere sich durch, gehe stets den Weg des geringsten Widerstands. Nur einmal, kurz bevor er starb, erkannte Ernst von Zollern Adrians wissenschaftliche Leistungen an. Adrian straffte sich. Er stieg über die Körper der zu Boden Gegangenen hinweg aus der Bar. Dort stand die schluchzende Violetta neben dem regungslosen Sebastian. Dann rannten sie um ihr Leben.

New York, vor einiger Zeit
    Braulio war in Europa unterwegs. Einige Ziele kannte Yasuhiro aus den Rechercheaufträgen, die er für Braulio erledigt hatte. Doch was ging dort vor? Vielleicht sollte er Mummtaz ernster nehmen. Im Augenblick saß der Vogel ruhig auf der Stange. Yasuhiro gingen die gekrähten Wortfetzen nicht aus dem Kopf. WW1 stand wahrscheinlich für die gebräuchliche Abkürzung des Ersten Weltkriegs. Aber Essin ? Yasuhiro fand nirgendwo einen Hinweis darauf.
    „Mummtaz, was hast du dir nur dabei gedacht?“
    Liebevoll schaute er den Papagei an, der sich gerade mit dem Schnabel unter dem rechten Flügel kratzte. Dabei fiel sein Blick auf einen Standardband über Graupapageien, den er vor Mummtaz’ Anschaffung beinahe auswendig gelernt hatte. Das Kapitel über die Sprachbegabung fand er besonders interessant, und beim Durchblättern erinnerte er sich wieder. Phonetische Perzeption! Warum war ihm das nicht früher eingefallen? Sein Vogel nahm Sprache als Geräusch wahr und gab sie auch dementsprechend wieder. Yasuhiro spielte ein paar Klangmuster vor seinem inneren Ohr ab. Dann kam ihm der Gedanke, dass Essin aus dem Französischen stammen könnte. Also suchte er gezielt nach Worten, die in der französischen Aussprache so ähnlich klangen wie Essin . Schließlich fand er etwas.
    „ Essin hört sich an wie das Ende von Messines “, dachte der Japaner. Dieser Ort war ihm zufällig beim Betrachten einer Landkarte aufgefallen, als er an der Aufgabe für Braulio gearbeitet hatte. Er musste der Sache auf den Grund gehen. Schnell stieß er auf die gruseligen Einzelheiten: ein kleines belgisches Dorf mit einer schauerlichen Weltkriegsvergangenheit. Erster Weltkrieg und Messines. Die Erkenntnis traf Yasuhiro wie ein Blitz: Braulio suchte alten Sprengstoff!
    „Was hat er damit vor?“, fragte er sich, als sein Summer brummte. Der Spanier war zurückgekehrt.
    Braulio Ostrogón verhielt sich wie immer. Und doch sah Yasuhiro Atakamo an den tiefen Schatten um seine dunklen Augen, das
    etwas anders war als vor der Reise.
    Seit den grausigen Erzählungen über die Fugger und die Medici wusste er, dass Braulio ein Nachfahre von Ignacio und Yago Ostrogón war. Lange hatte er sich den Kopf über das Erzählte zerbrochen. Manchmal wendete er sich dabei, abgestoßen von den Bildern in seinem Kopf, mit Grausen ab. Welche weiteren Verbrechen gingen auf das Konto der wirren Gedankenwelt dieser Verrückten? Für Yasuhiro waren sie Verbrecher. Daran änderten auch Braulios Beschwörungen des schreienden Unrechts nichts, das seiner Sippe vor fünfhundert Jahren angetan worden war.
    „Wir haben alles durchgeführt wie geplant. Fast alles“, sagte Braulio Ostrogón zur Begrüßung.
    „Fast alles?“, fragte Yasuhiro vorsichtig.
    „Mein wichtigster Mitstreiter ist tot.“
    Zum ersten Mal, seit er ihn kannte, glaubte Yasuhiro, dass Braulio so etwas wie Rührung zeigte. Doch als der Spanier den Kopf hob, sah er Tränen der Wut in einem hassverzerrten Gesicht.
    Gegen seine Gewohnheit verlangte Braulio Bier. Die erste Flasche kippte der Spanier in einem Zug hinunter, danach löste sich seine angespannte Körperhaltung.
    Braulio hatte beschlossen, dem Japaner noch mehr zu erzählen. Je besser Yasuhiro bestimmte

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