MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
großen Schwester beim Quälen der Mädchen gewährte, bleute sie ihr immer wieder das Wichtigste ein:
„Verletze nicht die zarte Haut am Rücken!“
Braulio und Edoardo konnten nicht glauben, was ihnen erzählt wurde. Doch als sie im Jahre 1609 die Niederlassung in Buda besuchten, sträubten sich ihnen die Haare. Bálint, Leiter des Kontors, schwor beim Leben seiner Mutter, es sei die Wahrheit und keins dieser seltsamen Märchen, die man sich in den Karpaten gern erzählte. Neben all den Ungeheuerlichkeiten erfuhren sie, dass das Grafengeschlecht der Báthory eine ganze Region in Ungarn beherrschte und zu den reichsten Familien des Landes zählte.
Den Freunden war klar, dass sie handeln mussten.
Čachtice lag drei Tagesritte entfernt, aber sie waren in Eile und verzichteten darauf, selbst nachzuforschen. Jedoch überredete Braulio einen Freund Bálints, Zeugen für die Geschehnisse zu suchen. Schließlich gelang dem Mann das Unmögliche! Zwei Jahre später fand er eine ehemalige Dienerin der Schwestern und brachte sie nach Florenz. Doch Gräfin Elisabeth Báthory hatte der jungen Frau die Zunge herausgeschnitten und drohte ihr, dass sie sie töten würde, wenn sie irgendjemandem über das Geschehen auf der Burg berichten würde. Sie blieb nur am Leben, weil sie Analphabetin war und deshalb kein schriftliches Zeugnis ablegen konnte.
Braulio erkannte schnell, dass sie eine hochintelligente Frau war. Er gab ihr die besten Lehrer, und bereits nach einem halben Jahr war sie in der Lage, seine Fragen schriftlich zu beantworten. Alles war noch viel abgründiger, als Balint berichtet hatte.
„Wie lange hast du den Frauen gedient?“
„Zehn Jahre lang“, schrieb die ehemalige Dienerin.
„Und wie haben sie dich behandelt?“
„Die jüngere Schwester sprach niemals mit mir und war eine ausgesprochen kalte Frau, obwohl sie sich außerhalb des Schlosses mädchenhaft und nett gab. Zumeist arbeitete ich für Gräfin Elisabeth Báthory. Und die behandelte mich schlecht. Sie war ungerecht, und jede Kleinigkeit wurde hart bestraft.“
„Kannst du uns Beispiele nennen?“
„Sie verlangte zur Nacht einen Becher warme Milch. Eines Nachts bin ich in ihrem Schlafgemach gestolpert und verschüttete etwas davon. Am nächsten Tag ließ sie mich auspeitschen, so dass ich mich sechs Tage nicht bewegen konnte.“
Braulio und Edoardo schwiegen.
„Für diese Zeit hat sie mir natürlich keinen Lohn gegeben. Andere Fehler bestrafte sie mit Fausthieben ins Gesicht.“
„Wie viele Menschen gehören zur Grafschaft?“, fragte Edoardo.
„Darüber hat sie nicht mit mir gesprochen. Aber Eszter hat einmal die Zahl zehntausend erwähnt.“
„Kannst du uns etwas zur Herkunft der Geschwister aufschreiben?“
„Nein. Nur, dass sie unermesslich reich sind.“
Die Augen der Frau schwammen in Tränen, und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigte und bereit war, erneut den Stift in die Hand zu nehmen.
„Es sind unbeschreibliche Dinge auf Burg Čachtice geschehen! Die blutigen Verbrechen hat Elisabeth Báthory begangen. Vielleicht war ihre Schwester sogar die Schlimmere von beiden. Ihr ging es dabei um die Erweiterung ihrer Kostümsammlung.“
„Kostümsammlung?“, fragte Braulio verständnislos.
„Eszter zog den Mädchen, die Elisabeth ermordet hatte, die Haut ab. Sie verwendete ausschließlich die Haut vom Rücken, weil die besonders weich ist.“
Edoardo ließ den Bierkrug fallen. „Sie zieht Leichen die Haut ab und …“, stammelte er.
„Dann hat sie daraus Leder hergestellt und es zu eleganten Kleidungsstücken verarbeitet. Wenn die beiden wieder ausrückten, um Kinder zu fangen, trug Eszter diese Kleider aus Mädchenleder. Niemand im Volk ahnte, dass die unauffällige kleine Schwester zu so etwas fähig war.“
Fassungslos sagte Braulio: „Nun berichte uns, was sie ihren Opfern angetan haben.“
Sie räusperte sich und begann zu schreiben.
„Ihre Opfer kamen nicht nur aus der Grafschaft. Nachts nahm Elisabeth die Kutsche und blieb mit ihrer Leibgarde manchmal tagelang verschwunden. Bis sie schließlich mit ihrer Beute wieder zurückkam. Die jungen Mädchen wurden in die riesige Empfangshalle gezerrt. Mit eiskaltem Blick schaute sich Elisabeth jede Einzelne genau an. Dann peitschte die Gräfin alle Mädchen aus. Mir ist in der langen Zeit allerdings aufgefallen, dass jene Mädchen, die sie in der folgenden Nacht missbrauchen wollte, weniger Hiebe erhielten.“
„Hast du die Jüngere auch bei ihren
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