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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Verbrechen beobachtet?, fragte Edoardo.
    „Ich habe oft gesehen, wie sie die Hautlappen der Toten in den Schober brachte, um sie zu gerben.“
    Edoardo nahm die ehemalige Dienerin in den Arm, streichelte ihr über den Kopf.
    „Wenn eine das Redeverbot brach, wurde ihr mit der Schere in den Hals gestochen und die Stimmbänder wurden durchtrennt. Wer von den anderen Gefangenen bei diesem Anblick am lautesten kreischte, musste als Erste in die Blutpresse …“
    „Blutpresse?“ Braulios Stimme klang tonlos.
    „Zuerst wurde das Mädchen auf den Stuhl gesetzt. Anschließend bohrten sich Dornen ins Fleisch, die an einem beweglichen Gerüst um das Opfer herum angebracht waren. Das Blut wurde in einem warmen Gefäß aufgefangen.“
    Die Frau stockte beim Schreiben.
    „Die Gräfin brauchte große Mengen, ständig rieb sie sich Gesicht und Busen ein. Das meiste Blut verwendete sie für ihre Hände.“
    Edoardo zog den Freund zur Seite. „Es reicht, wir wissen genug.“
    Braulio starrte an die Decke, während Edoardo geistesabwesend am Wein nippte. Längere Zeit sprachen sie nicht.
    „Gab es Mädchen, die das überlebt haben?“, wollte Braulio schließlich wissen.
    „Nein. Einmal ist einer fünfzehnjährigen Schönheit die Flucht aus dem Bett der Gräfin gelungen. Sie rannte durchs Burgtor in den
    Wald hinein. Am nächsten Tag fand man sie, von Wölfen zerfetzt.“
    „Oh Gott!“, stöhnten die Männer wie aus einem Mund.
    „Kannst du die Zahl ihrer Opfer benennen?“, fragte Braulio noch.
    „Nein, nicht genau. Einmal habe ich zufällig gehört, wie sie ihrer Schwester lachend berichtete, dass sie gestern das sechsthundertste Mädchen getötet habe.“
    „Sechshundert?“, entgegnete Edoardo tonlos.
    Die Frau nickte und packte ihn am Arm, bevor sie weiterschrieb.
    „Es gibt außerdem zwei Greueltaten, die nichts mit ihren perversen Gelüsten und blutigen Wahnvorstellungen zu tun haben.“
    „Welche sind das?“
    „Gräfin Báthory ließ die Menschen eines ganzen Dorfes lebendig begraben!“
    „Wie bitte?“ Braulio überlegte, ob er noch mehr lesen wollte. Aber die Frau schrieb bereits, obwohl ihre Tränen das Papier aufweichten.
    „Dort herrschte die Pest. Ich vermute, dass sie sichergehen wollte und deshalb alle, auch die Gesunden, ermorden ließ. Auf ein paar Dutzend Menschen mehr oder weniger kam es ihr nicht an.“
    „Wie viele Menschen hat sie damals umgebracht?“
    „Das weiß ich nicht. Auch die Zahl der ermordeten Juden kenne ich nicht.“
    „Juden? Was für Juden?“
    „Zur selben Zeit schickte sie ihre Häscher aus, die überall in der Grafschaft nach Juden suchen sollten. Jeder, den sie fanden, musste getötet werden. Damit die Männer sich auch daran hielten, zahlte sie eine Belohnung, wenn man ihr die abgeschnittenen Nasen
    vorlegte.
    Edoardo schnappte wieder nach Luft. „Warum hatte die Gräfin einen solchen Hass auf Juden?“
    „Weil sie glaubte, die Juden würden die Pest verbreiten.“
    Braulio nickte Edoardo zu, der daraufhin sagte: „Wir werden die Gräfin und ihre Schwester bestrafen.“
    Die Frau sah ihn überrascht an. Sie schüttelte energisch den Kopf und griff zum Stift: „Die Gräfin wurde schon bestraft!“
    „Was?“
    „Im vergangenen Jahr verhaftete man sie und machte ihr den Prozess. Alle Diener und Knechte hat man zum Tode verurteilt. Zum Glück war ich längst entlassen, sonst hätte man mich ebenfalls getötet. Die Gräfin nahm nicht am Prozess teil und erhielt nicht die Todesstrafe …“
    „Was für eine Strafe kann es sonst für sie geben?“, fragte Edoardo wütend.
    „Man mauerte sie in ihrem Schlafzimmer ein, und sie muss allein bleiben, ohne jede Verbindung zu den Menschen. Nur eine winzige Öffnung bleibt in der Wand, um ihr das Essen durchzureichen. Hoffentlich trocknet sie aus und verrottet!“
    „Und dort befindet sie sich noch?“
    „Wenn sie nicht gestorben ist, ja.“
    Die Männer ließen sich nichts anmerken. Wenn sie eingemauert war, wie konnten sie dann an sie herankommen?
    „Eszter wurde nicht angeklagt?“, fragte Braulio.
    „Nein, die Ankläger wussten nichts von ihrer Beteiligung an den Verbrechen. Sie lebt unbehelligt auf der Burg und ist die Einzige, die mit ihr sprechen darf.“
    Braulio und Edoardo entschieden, die Sache mit dem adligen
    Schwesternpaar und eine andere Aktion im fernen Russland zu verbinden. Dauer und Ausrüstung des Vorhabens erhöhten den Aufwand. Schließlich war es geschafft. Anfang Juli des Jahres 1614 brach die

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