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Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern

Titel: Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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an das leise Quieken des neuen Kindes und an seine schmierige Haut, die sie als Erste berührt hatte – und sie sich zur Feier des Tages, nachdem sie die Betten der Kinder gemacht und sich die Haare gerichtet hatte, einen besonders starken Kaffee aufbrühte; und während die Nachtschwester Doris am Bett ihrer Mutter saß, die Gardinen hatte sie aufgezogen und das Fenster aufgerissen, um den säuerlichen Dunst zu vertreiben, und ihr Kaffee mit viel Milch in einer rosa Schnabeltasse reichte; und während der Stationsarzt Dr.Monat sich im Arztzimmer die Schläfen massierte und an seine Verlobte dachte, die niemals Kinder wollte, aber nach der Trauung unbedingt eine Kreuzfahrt in südlichen Meeren; während Rudi H. im Großraumbüro der Stadtsparkasse Darlehensanträge bearbeitete, zwischendurch auf die Porzellanschweine schaute, mit denen jemand am Weltspartag die Theke geschmückt hatte, und versuchte, den säuerlichen Kaffeegeschmack im Mund und den violetten Kopf des Kindes zu vergessen; während der kaffeegetränkte Morgen langsam verstrich, lag Georg, der seinen Namen noch nicht kannte, mit einem Plastikband um das Handgelenk, auf dem sein Nachname stand, in einem Gitterbett auf der Säuglingsstation, hatte die Augen fest geschlossen und hörte um sich herum: die quietschenden Gummisohlen der Schwestern, das Sirren der Deckenlampen, den Wind am Fenster, das Atmen, Winseln, Husten und Schlucken der anderen und ein Rauschen, das sein eigener Atem war.
    2. Mit Nelken

    Wenn Rudi H. zur Besuchszeit mit Nelken vom Bahnhof auf die Wochenstation kam, hatte Birgit H. sich schon gekämmt und mit einem Kissen im Rücken aufgesetzt. Schwester Doris oder Schwester Frieda oder eine der vielen anderen, deren Namen sich Birgit H. nicht merken konnte – und sie gab sich keine Mühe, denn man hatte sie in ihrer schweren Stunde im Abstellraum vergessen, warum sollte sie also irgendwelche Namen lernen –, Rudi H. aber schon, denn er war geübt im Namenlernen, schließlich musste er seine Kunden auch mit Namen anreden, eine der Schwestern also brachte Georg und legte ihn Birgit H. in die Arme. Rudi H. stand rasch noch einmal auf und besorgte eine Vase für die Blumen und ein stilles Mineralwasser für seine Frau, es dauerte, bis er alles beisammen hatte, und schon war die Besuchszeit auf ein halbes Stündchen geschrumpft.

    Er hat das violette Ding nicht mehr, sagte Rudi.
    Er schläft, sagte Birgit, und sie beugten sich beide über Georgs Gesicht. Aber Georg schlief nicht. Unter den Lidern bewegte er langsam die Augen und horchte. Er sah ein gedämpftes Violett, das sich vermischte mit dem Klimpern des Mineralwassers im Glas, dem lauten Raunen der Stimmen, dem Wind am Fenster, dem Brodeln seines Bluts und dem Druck der Armbeuge, auf der sein Kopf lag.
    Ich weiß nicht, das mit dem Namen, sagte Rudi.
    Willst du ihn mal nehmen, fragte Birgit.
    Nein nein, er schläft doch, sagte Rudi schnell, ich habe ja noch ein Leben lang Zeit, ihn zu nehmen, und er lachte vorsichtig.
    Ohne das violette Ding sieht er hübsch aus, sagte Birgit, und dann kamen ihr plötzlich die Tränen, und sie versuchte, sich mit einer Hand die Nase zu putzen, ohne Georg zu wecken. Die Tränen fielen auf seine Finger, die aus den weiß gehäkelten Ärmeln herausschauten, und er spürte das weiche Kitzeln.
    Na komm, sagte Rudi, und weil er hoffte, es könnte sie trösten, sagte er, es wird Zeit, dass du nach Hause kommst, ich kann keine Spiegeleier mehr sehen, und Birgit weinte noch mehr und begann zu zittern. Schwester Doris, die zitternde Frauen nicht gut aushalten konnte, weil ihre Mutter immer zitterte, wenn sie nach der Nachtschicht zu spät nach Hause kam, brachte Beruhigungstabletten und holte Georg zur Fütterung, denn es war vier Uhr, Zeit für die Nachmittagsflasche, wenn er nur die Augen aufmachen würde, der kleine Faulpelz, auf Wiedersehen, Herr H., bis Morgen, Schatz.

    Abends, wenn das Graubrot und die Leberwurst abgeräumt waren und draußen die Amseln auf den Antennen sangen, wartete Birgit H., obwohl sie wusste, dass es ganz und gar unsinnig war, auf jemanden zu warten, der ihr gute Nacht wünschte, die Putzfrau vielleicht, aber die hatte sie nie wieder gesehen, die war für den Kreißsaal eingeteilt und kam nicht zu den Wöchnerinnen. Dann versuchte sie aufzustehen, Rudi hatte ihre Pantoffeln mitgebracht, sie

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