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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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der Applaus ver- klang, dann drehte sie sich zum Ess- und Entertainment- bereich um und verbeugte sich so tief, dass sie ihre ei- genen Knie hätte anknabbern können, wenn sie das Bedürfnis danach verspürt hätte. Der Rest der Menge ver- beugte sich ebenfalls, als Chien-Lung aus den Schatten und in die Reichweite der Kamera trat.
    Ich hatte Fotos von Lung gesehen, die während seiner früheren Reisen in die Staaten gemacht worden waren. Sie hatten einen kräftigen Mann von durchschnittlicher Grö- ße gezeigt, mit elegant gestutztem Bart, scharfen braunen Augen und einer arroganten Ausstrahlung, die sofort ver- riet, dass er völlig an das Konzept von rassenbezogener Überlegenheit glaubte. Diese Aufnahme von Lung zeigte einen radikal veränderten Mann. Er hatte so viel Gewicht verloren, dass die Haut direkt am Schädel zu haften schien, ohne einen Millimeter Fett oder Muskeln als Pols- ter. Sein Kopf war völlig kahl. Er hatte nicht einmal Au- genbrauen, die die scharfen Konturen seines Gesichts weicher gemacht hätten. »Hat er Krebs?«, fragte Cole.
    Niemand wusste eine Antwort.
    Die Tänzerin streckte den Arm aus. Lung legte eine Hand darauf. Zunächst dachte ich, er trüge Handschuhe. Dann wurde mir klar, dass ein dunkles Material beide Hände bedeckte. Irgendetwas an ihrer Form beunruhigte mich, doch bevor ich sie mir genauer ansehen konnte, drehte die Tänzerin sich um und führte ihn zu einem ge- polsterten Stuhl, der genau gegenüber der Tür, durch die er erschienen war, für ihn aufgestellt worden war. An dem Sonnensegel hingen nun zwei Fahnen, die vorher nicht da
gewesen waren. Sie umrahmten den Stuhl, und obwohl sie in der sanften Brise leicht flatterten, konnte ich erkennen, dass auf dem tiefgrünen Hintergrund goldene Drachen abgebildet waren.
    Lung schwebte in gemessenem Tempo an seinen Gästen vorbei, wobei seine bodenlange goldene Robe bei jedem Schritt rauschte. Als er den Stuhl erreicht hatte, stellte sich die Tänzerin vor ihn und verdeckte die Sicht auf ihn, wäh- rend er seine Kleidung ordnete. Als sie zurücktrat, saß er bereits. Auf seinen Knien.
    »Okay, das ist einfach nur seltsam«, sagte ich.
    Es folgten das Dinner und gepflegte Konversation, während die Tänzerin auf einem Instrument spielte, das sie von drinnen geholt hatte. Auch wenn es nicht die Art von Musik war, zu der man tanzen kann, passte sie zu Drinks und Appetithäppchen. Dann begann sie zu singen.
    »Heilige Scheiße«, rief ich. »Das klingt ja, als würde ihr jemand mit Zahnseide die Nase polieren!«
    Cole steckte sich die Finger in die Ohren. »Bist du si- cher, dass nicht sie unsere Zielperson ist? Denn man könnte bestimmt überzeugend darlegen, dass dieses Ge- kreische die nationale Sicherheit bedroht.«
    »Bergman«, sagte Vayl, der unsere kindischen Anwand- lungen einfach ignorierte, »hast du eine Ahnung, warum Lung auf seinen Knien sitzt?«
    »Keinen blassen Schimmer. Jeder Quadratzentimeter von ihm, abgesehen vom Kopf, ist bedeckt, ich kann also nicht sagen, wie die Rüstung mit seinem Körper inter- agiert.« Sehr professionell formuliert, aber darunter zitter- te Bergmans Stimme vor Wut, die schrie: »Wenn ich diesem Hurensohn allein begegnen würde, würde ich ihm den Kopf abreißen und ihn auf einer Stange durch die Straßen tragen.«

    In Reaktion auf diese unausgesprochenen Gefühle sagte ich: »Vayl, vielleicht sollten wir beide noch mal da rausge- hen.« Diesmal in einem seetauglichen Boot. »Lung ist im Moment ein perfektes Ziel.«
    Vayl nickte. »Es scheint so. Aber er hat nicht so lange überlebt, weil er nachlässig war.« Er dachte eine Weile nach. »Wir warten«, entschied er dann. »Lassen wir ihn glauben, dass seine momentanen Sicherheitsmaßnahmen ausreichend sind.«
    »Sind sie wahrscheinlich auch«, bemerkte Bergman gleichzeitig deprimiert und stolz. »Sobald die Rüstung eine Gefahr spürt, wird die Haube automatisch seinen Kopf bedecken. Dieser Vampir wird nicht durch konven- tionelle Waffen sterben.«
    »Er muss eine Schwachstelle haben«, sagte ich und un- terdrückte den Drang, etwas gegen die Wand zu werfen. Zum Beispiel Bergman. »Du willst deine Erfindung doch wiederhaben, oder?«
    »Natürlich!«
    »Dann wirst du einen Weg finden müssen, wie man sie schlagen kann!«
    Bergman tippte ein wenig auf der Tastatur und sagte dann: »Meinst du, ich könnte irgendwie an ein Stück von der Rüstung herankommen? Dann könnte ich ein paar Tests machen.«
    »Warum kannst du nicht einfach noch

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