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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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te, waren sie nun gekrümmte Klauen, mächtige Waffen durch das Gift, das er mit tödlicher Effizienz einsetzte, indem er tiefe Furchen in Gesichter, Hälse und Brustkör- be schlug. Seine Gegner wanden sich am Boden, als er der nächsten Welle entgegentrat.
    Diese Gruppe hatte verschiedene Maschinenpistolen bei sich - Uzis, MACros und MP40, wahrscheinlich alle direkt vom Lastwagen gekauft -, mit denen sie auf Lungs Gesicht zielten. Erschien mir sinnvoll. Augen, Nasen- löcher und Mund, das alles sollte eine Runde durchlassen, vor allem wenn sie mit einer Geschwindigkeit von neun- zig Metern pro Sekunde unterwegs war. Aber genau wie Bergman gesagt hatte, wehrte die Rüstung die Munition ab, indem sie sich mit Lichtgeschwindigkeit über den ver- wundbaren Stellen schloss. Und während die Attentäter sich auf Lungs Kopf konzentrierten, trat sein Schwanz in Aktion.
    Er hatte ihn die ganze Zeit über hinter seinem Körper
gehalten. Nun fegte er durch die Schützen wie ein gerisse- nes Gummiband und hinterließ eine Spur aus abgetrenn- ten und gebrochenen Knochen.
    »Das ist neu«, stellte Bergman fest. Er raufte sich die Haare. Der Wissenschaftler in ihm war fasziniert. Der Schöpfer in ihm war noch nie so missbraucht worden.
    Lungs Kollegin hatte ebenfalls gewütet, doch sie bevor- zugte den direkten Nahkampf, angereichert mit dem ei- nen oder anderen tödlichen Biss. Ich beobachtete ihre Arbeit mit widerstrebender Bewunderung. Sie wirbelte herum, um einen Tritt gegen den Kopf zu führen, und ihr Gegner wählte dieselbe Abwehrtechnik, die ich auch be- nutzt hätte. Funktionierte aber nicht.
    »Schau dir nur an, wie schnell sie ist«, murmelte ich, als ihre Bewegungen vor meinen Augen verschwam- men. Der Mann ging zu Boden, und sein Hals war unge- schützt ihrer letzten Attacke ausgeliefert. Plötzlich ver- spürte ich den Drang nach altmodischem körperlichen Training, begleitet von mitreißender Musik, sagen wir mal Rocky IV . Nur für den Fall, dass sie und ich anei- nandergeraten sollten, wollte ich mich nicht auf meinem Hintern wiederfinden, mit ihrem Fuß als letztem Bild in meinem Leben.
    Innerhalb von drei Minuten war alles vorbei. Lung und seine Partnerin standen triumphierend in einer immer größer werdenden Blutlache, während die verängstigten Partygäste langsam wieder an Deck kamen. Nun sprach Lung zum ersten Mal. Mit ausgestreckten Armen forder- te er die Menge heraus. Auf Chinesisch.
    »Was sagt er?«, fragte ich Cole.
    Der hatte während der Action vollkommen reglos da- gesessen, wie ein Kleinkind bei seinem ersten Kinofilm. War es ihm besser gelungen als einem Kleinkind, die Bil-
der im Fernseher mit der Realität in Verbindung zu brin- gen? Ich musterte ihn aufmerksam. Gesicht und Schultern entspannt. Doch seine Ferse bewegte sich heftig auf und ab, und eine Hand griff in die Schüssel auf dem Tisch, in die er seine Kaugummis geschmissen hatte. Erleichtert darüber, dass unser Neuling nicht so grün war wie die Schüssel, wartete ich auf seine Übersetzung. »Seht mich an. Hört meine Worte. Ich. Bin. DRACHE!« Lung ließ seinen Blick langsam über die Menge gleiten. »Ihr habt meine Feinde gesehen. Obwohl sie versucht haben, mich zu zerstören, sind sie machtlos gegenüber meiner Kraft. Ich werde euer nächster Kaiser sein!« Nie- mand sagte etwas. Einer nach dem anderen verbeugte sich tief vor ihm.

12
    W ir saßen im Wohnmobil und sahen zu, wie Lungs Cocktailparty zu einer Putzaktion wurde.Nieman- dem war nach Reden zumute. Nicht auf der Jacht, und auch nicht bei uns im Bus.
    Cassandra hatte die Arme um die Knie geschlungen, ihre schimmernden Zöpfe verdeckten ihr Gesicht.
    Cole wärmte einen neuen Kaugummi an und sah alle paar Sekunden vom Fernseher weg, um sich davon zu überzeugen, wie es uns ging.
    Ich konnte aus Vayls Miene nichts ablesen, aber wenn ich hätte raten müssen, hätte ich gesagt, dass er so aussah wie ein römischer Krieger, der im nächsten Moment von der Lanze des Feindes aufgespießt werden würde.
    Und dann war da noch Bergman, der die Namen der Gäste aufzählte, als die Software die Daten zu ihren Bil- dern fand.
    »General Sang Lee und Frau.«
    »General Ton Sun und Frau.«
    »General Wing Don.«
    Ganz offensichtlich hatte Lung es auf die Volksbefrei- ungsarmee abgesehen. Zweifelsfrei hatte er die überle- benden Generäle davon überzeugt, sich mit ihm zu ver- bünden. Und wenn er erst einmal herausgefunden hatte, wie man die Rüstung vervielfältigen konnte, wäre

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