Man lebt nur ewig
Vayl und Cassandra auf Mary-Kate, Cole und ich auf Ashley, wobei ich so tat, als würde es mir überhaupt nichts ausmachen, dass mein sverhamin die Gesellschaft des Mediums mir vorgezogen hatte.
Keine große Sache. Tu nicht so, als wärst du das letzte Kind, das im Sportunterricht in die Mannschaft gewählt wird. In solchen Zeiten suchte ich bei meinem alten Freund und Zimmergenossen Trost. Bergman schenkte
mir von seinem Platz auf der Bank, wo er mehrere Lap- tops aufgebaut hatte, von denen ich einen als CIA-Aus- rüstung erkannte, ein trockenes Lächeln. Er sagte: »Ich habe es so eingerichtet, dass wir nur die Bilder von den Kameras im Partybereich sehen. Der Rest wird direkt vom Computer aufgezeichnet. Das Material können wir dann später sichten.«
»Was ist das?« Cole deutete auf einen schwarzen Kasten auf Ashleys Beistelltisch, der ungefähr halb so groß war wie ein DVD-Player. An der Vorderseite befanden sich acht Schalter und ein roter Knopf.
»Das Gehirn des Sicherheitssystems dieses Wohnmo- bils«, erklärte Bergman, während er auf seiner Tastatur herumtippte und gleichzeitig versuchte, alle Bildschirme auf einmal im Auge zu behalten. »Da ich keine Leitungen verlegen konnte, musste ich kreativ werden. Wir haben jetzt Kameras in den chinesischen Lampions, die wir vor- ne und hinten an den Markisen aufgehängt haben. Mit den Schaltern kann man sie kontrollieren, und sie aktivie- ren sich nur, wenn sie eine Bewegung wahrnehmen. In diesem Fall schaltet sich der Fernseher im Schlafzimmer automatisch ein und zeigt uns das Video. So kann sich niemand an uns heranschleichen.«
Okay, das erklärte auch das dünne Kabel, das von dem schwarzen Kasten ins Schlafzimmer führte. Ein anderes führte von dem Kasten an der Wand hinauf und ver- schwand in einem Lüftungsschlitz in der Decke. Ich ver- mutete, dass es draußen mit den Kameras verbunden war. Der gute alte Miles war fleißig gewesen wie ein Bienchen.
»Vayl sagte, ich sollte nicht am Türschloss herumspie- len. Merkt euch nur alle den Sicherheitscode. Vor die Tür habe ich eine Fußmatte gelegt, die ich gerade neu entwi- ckelt habe. Wenn wir Besuch bekommen, den wir nicht
haben wollen, drücken wir den roten Knopf an dem schwarzen Kasten. Die Matte wird dann einen Strom- schlag abgeben, der jeden umhaut.«
»Eindrucksvoll«, meinte Vayl.
»Danke.« Bergman rutschte auf seiner Bank herum und warf einen Blick durch das Fenster zu dem verschlosse- nen Anhänger, in dem sich immer noch ein paar Kartons mit Ausrüstung befanden, von denen er dachte, dass er sie vielleicht brauchen würde, die wir aber nicht sehen soll- ten. Er gehörte zu den Typen, die am liebsten in einem unterirdischen Bunker irgendwo im Herzen von Monta- na arbeiten würden. Und zwar mit einem speziellen Tre- sor ganz für sich allein.
»Gibt es bei Zauberern nicht so einen Vertrag, den ihre Lehrlinge unterschreiben müssen?«, fragte ich. »In dem sie unter Androhung der Todesstrafe versprechen, keine Geheimnisse preiszugeben?« Ich richtete die Frage an alle im Raum, sah dabei aber Cassandra an. Als Älteste sollte sie inzwischen so ziemlich alles wissen. Aber sie gab die Frage an Vayl weiter.
»Ich denke schon.«
»Setz so etwas auf, Bergman.«
Sein papageienhafter Ausdruck, mit dem er zwischen dem Anhänger, dem Monitor und dem Fernseher hin und her blickte, als würde irgendwo gleich ein Monster raus- springen und ihn fressen, verwandelte sich in den scharfen Blick einer Eule, als er mich ansah. »Was meinst du da- mit?« Beim letzten Wort kippte seine Stimme wie die eines Siebtklässlers beim Valentinstagsball. Er räusperte sich.
»Die räumliche Enge. Wir können es nicht verhindern, dass alle sehen, was du während dieser Mission vielleicht noch aus dem Anhänger holen musst. Also werden wir alle ein Papier unterzeichnen, auf dem wir garantieren,
dass wir niemals bei irgendjemandem ein Wort darüber verlieren werden, was wir gesehen haben, oder … na ja, das denkst du dir dann aus.«
Ruckartig bückte sich Bergman hinter seinen Laptop- bildschirm, sodass keiner von uns sein Gesicht sehen konnte. Nahm die Brille ab. Schob den linken Arm vors Gesicht, um die Tränen abzuwischen. Wir konnten ein paar Schniefer hören. Und dann: »Danke, Jaz. Ich werde mich gleich dransetzen.«
Zufrieden lehnte ich mich zurück, um Chien-Lung-TV zu schauen. Cole machte Popcorn und verteilte Limonade, und während der kommenden halben Stunde beobachteten wir, wie die Gäste vom Festland
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