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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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seine Armee, die bereits die größte der Welt war, unaufhalt- sam.

    Es fühlte sich so an, als hätte jemand nicht nur einen Großteil der Luft, sondern auch jede Hoffnung aus dem Raum abgesaugt.
    »Diese ganze Sache nervt gewaltig«, sagte ich. Es war mühsam, von der Couch hochzukommen, was mich da- ran erinnerte, dass die Schlacht bereits begonnen hatte. Unser Feind hatte den ersten Zug gemacht. Und die Angst vor Drachen war kein Mythos. Doch als ich auf den Fü- ßen stand, ging es mir besser.
    Cassandra strich sich die Haare aus dem Gesicht. Mit einem Nicken in ihre Richtung fuhr ich fort: »Dieser Typ ist nichts anderes als eine aufgemotzte Version von Tam- my Shobeson.«
    Cole richtete sich auf und war ganz Ohr.
    »Wer ist Tammy Shobeson?«, fragte Vayl.
    »Die Nemesis meiner Kindheit. Wenn Gott gerecht ist, ist sie heute fett, pickelig und geschieden und leidet an einer chronischen Pilzinfektion.« Jetzt hatte ich sogar Bergmans Aufmerksamkeit. Das war unsere erste Ge- meinsamkeit gewesen, als wir auf dem College gewesen waren. Sein Folterknecht war ein rothaariger Idiot na- mens Clell Danburton gewesen, und ich glaubte, dass er manchmal immer noch Alpträume wegen ihrer Auseinan- dersetzungen hatte.
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte er, wobei er nicht mehr ganz so sehr wie ein Roboter klang und wieder mehr wie mein alter Joggingpartner.
    Ich sah ihm direkt in die Augen. »Kurz gesagt, Lung ist nur ein verzogenes Kind, das seinen Willen durchsetzt, indem es die Leute terrorisiert. Er mag ja einen überzeu- genden Weg gefunden haben, wie ihm das gelingt, aber für einen Profikiller ist er nicht unüberwindbar. Wir« - mit einer Geste umfasste ich alle Anwesenden - »werden da-
für bezahlt, diesem Raufbold in den Hintern zu treten. Und genau das werden wir auch tun.«
     
    Von unserem Aussichtspunkt an der Bucht aus gesehen, glühte Corpus Christi wie ein Versprechen. Die leichte Brise fühlte sich großartig an, belebend. Vielleicht war es aber auch unsere wiedergefundene Hoffnung, dass unsere Pläne funktionieren und wir es alle bis zum Ende der Mission schaffen könnten, ohne von Chefkoch Lung ge- braten zu werden.
    Zu fünft beobachteten wir, wie auf der Constance Malloy nach und nach die Lichter ausgingen. In schweigender Übereinstimmung hatten wir das Wohnmobil verlassen. Sogar Bergman hatte frische Luft schnappen wollen, als hätte das Massaker, das wir beobachtet hatten, irgendwie die Klimaanlage des Wohnmobils vergiftet. Er blieb nicht lange.
    »Ich muss mich aufs Ohr hauen, wenn ich morgen ir- gendetwas Brauchbares liefern soll«, sagte er. Mit »ir- gendetwas Brauchbares« meinte er eine neue Erfindung. Eine, die uns ein paar Stunden Brainstorming gekostet hatte, und mit der man, da waren wir uns einig, Lung vernichten konnte, wenn man ihn nur dazu brachte, sie zu schlucken.
    »Okay, dann übernehme ich die Monitore«, sagte Cole. Er würde wach bleiben, während der Rest von uns schlief. Und falls ich wieder träumen sollte, lag meine Sicherheit in seiner Verantwortung. Vielleicht ahnte Cole, wie sehr mich diese Sache beschäftigte, denn er klopfte mir auf die Schulter und grinste. »Keine Sorge, Jaz. Wenn du irgend- was Seltsames anstellst, überwältige ich dich und kitzele dich so lange, bis du dir in die Hosen machst.«
    »Super, da habe ich etwas, worauf ich mich freuen
kann«, stöhnte ich. »Mörderische Alpträume und Inkon- tinenz. Vielen Dank auch.«
    Er breitete die Arme aus und schenkte mir ein entwaff- nendes Lächeln. »Stets zu Diensten.« Kichernd folgte er Bergman zurück zum Wohnmobil.
    Cassandra blieb bei uns und starrte mit verschränkten Armen auf das dunkle Wasser.
    »Irgendetwas bedrückt dich«, stellte Vayl fest.
    Sie verdrehte nicht genervt die Augen, schien aber kurz davor zu sein.
    »Natürlich.«
    »Eine Vision?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts Genaues. Nur so ein Gefühl.« Sie richtete sich ein wenig auf, und man konnte fast sehen, wie sie alle Türen und Fenster verriegelte. »Ist nicht wichtig«, sagte sie dann.
    »Aber …«
    »Glaub mir Vayl, wenn ich irgendetwas wüsste, das uns weiterhilft, würde ich es dir sagen.« Sie starrte ihn an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie von zwei Dingen gleichzeitig sprach. Sie ging mit hoheitsvollen, kontrollierten Schritten davon, obwohl ich vermutete, dass sie ihm lieber auf den Fuß getreten wäre und wild gekichert hätte, bevor sie im texanischen Morgenlicht verschwand.
    Eine

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