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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Weile lang standen Vayl und ich schweigend da, während ich herauszufinden versuchte, wie sehr er sich gleich aufregen würde. Letzten Endes spielte es keine Rolle. Wir hatten einen Auftrag, was hieß, dass das Team an erster Stelle stand. Sogar über unseren persönlichen Gefühlen.
    Ich entschloss mich, direkt zu sein: »Was hast du ge- tan, dass sie so gereizt ist?«

    »Nichts, soweit ich weiß.« Ich spürte, wie seine Kraft erwachte, und die Temperatur fiel um ein paar Grad.
    »Diese Vampirscheiße brauchst du bei mir gar nicht zu versuchen«, sagte ich. »Wenn du nicht über etwas reden willst, sag es einfach.«
    »Mir ist nicht danach, das zu diskutieren.« Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, was, wie ich inzwi- schen wusste, eine Herausforderung darstellte. Komm schon , sagte es, versuch doch, mich umzustimmen. Wir werden ja sehen, wer sturer ist.
    »Auch gut«, sagte ich. »Aber wir wissen beide, dass es nicht nur falsch, sondern auch dumm wäre, wenn du zu- lässt, dass die Suche nach deinen Jungs sich zwischen dich und die Leute drängt, die dir dabei helfen, diese Mission zu erfüllen. Und ich werde nicht noch einmal ein Team verlieren, weil eines seiner Mitglieder sich blöd anstellt.« Vayl glaubte daran, dass Cassandra ihm möglicherweise helfen konnte, eine Verbindung zu den Männern herzu- stellen, die in einem anderen Leben vielleicht seine Söhne gewesen waren. Eine lange Reihe von Sehern hatte ihn darin bestärkt, dass sie Amerikaner waren. Aber er hatte bei seiner Suche noch kein Glück gehabt.
    »Ich bin kein amateurhafter Metzger, der das Unheil auf eine weitere Gruppe deiner Gefährten herabbeschwört«, sagte Vayl. Seine Stimme wurde tiefer, was normalerweise geschah, wenn er ernsthaft verstört war. »Ich will nur das, was mir gehört.«
    Und da wären wir wieder auf dem Mit-dem-Mannkann-man-nicht-reden-Gebiet. Wenn seinen Jungs ihre normale Lebensspanne vergönnt gewesen wäre, wären sie trotzdem seit über zweihundert Jahren tot. Aber er konn- te und wollte sie nicht loslassen. Und wer war ich denn, ihn zu verurteilen, wenn der Schmerz über meine eigenen
Verluste mich immer noch in die Knie zwang? Ich hätte nichts weiter gesagt, wenn es bei diesem Job nur um uns beide gegangen wäre. Aber wir hatten eine Gruppe zu- sammengetrommelt, die ich aus meinem tiefsten Inneren heraus beschützen wollte; schließlich hatte ich es nicht geschafft, mein erstes Team zu beschützen.
    »Du musst einfach Geduld haben …«
    »Ich bin es leid, geduldig zu sein!« Vayl schrie die Wor- te aufs Wasser hinaus, als wollte er irgendeine unsichtbare Gottheit herausfordern, die all die Jahre mit seinen Jungs Verstecken gespielt hatte. Dann sah er mich an. »Ich will wissen, wo sie sind. Ich will sie sehen. Mit ihnen sprechen. Ihnen alles sagen, was ich in meinem Herzen verschlossen habe, seit dem Tag, an dem sie gestorben sind. Cassandra kann das für mich erreichen. Sie könnte mich mit ihnen zusammenführen, wenn sie es nur versuchen würde! Also hör auf, sie zu bemuttern, und lass sie ihren Job machen!« Jetzt klang seine Stimme verzweifelt. Rau und wütend. Absolut unfair.
    »Cassandra wird sich nicht irgendeine Vision aus dem Hintern leiern, nur damit du Ruhe gibst. Aber sie wird dir sagen, wo du sie dir hinstecken kannst, wenn du sie weiter so bedrängst. Und wir brauchen sie, wenn wir diesen Job richtig machen wollen. Also hör auf damit!«
    Ich versuchte, einen eleganten Abgang hinzulegen, aber offenbar hatte Cassandra, was das anging, den Markt für sich gepachtet. Ich stolperte über einige Kabel, die Berg- man vom Wohnmobil zur nächsten Stromquelle verlegt hatte, und wäre fast auf die Schnauze gefallen.
    »Fuck!« Schon komisch, wie dieses eine Wort manch- mal alles sagt. Und wie ich mich, nachdem ich alles ge- sagt hatte, besser fühlte. Vielleicht würde ich ja sogar die nächsten acht Stunden durchschlafen.

    Natürlich tat ich das nicht. Nach nur fünfundvierzig Mi- nuten auf der Couch, die sich mehr wie ein Haufen Steine mit einer dünnen Polsterung anfühlte, war ich wach und wanderte rastlos durch das leere Wohnmobil. Da ich mir dachte, dass sie alle rausgegangen waren, um den appetit- anregenden Düften nachzuspüren, die vom Grill unserer Nachbarn aufstiegen, folgte ich ihnen.
    Bergman, Cole und Cassandra hatten sich verdünni- siert, aber mein Bruder saß an einem der Picknicktische und rührte in einer Schale mit Schleim, die einmal Eis- creme gewesen sein könnte. Es brach

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