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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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der Grillmeister? Oder vielleicht hätte Cole es zwischen den Spielstunden mit der chinesi- schen Mutter und Baby-hab-mich-lieb erwähnt.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Mühsam brachte er seine Stimme auf ein Vielleicht- hören-sie-uns-so-nicht-bis-nach-Mexiko-Niveau. »Ich würde gerne mal an einem Abend aufwachen, ohne mich fragen zu müssen, ob du noch am Leben bist, um mich zu begrüßen!«
    »Ich bin, was ich bin, Vayl! Ich gehe Risiken ein. Manchmal bedeutet das, dass ich verletzt werde. Irgend- wann wird das bedeuten, dass ich sterben werde. Und ich werde nicht zurückkommen. Damit wirst du leben müssen.«
    »Warum sollte ich das, wenn du wie ich sein könntest?« Die Worte sprangen ihm von der Zunge, als habe eine unsichtbare Hand sie ihm entrissen. Er zuckte zusammen, als hätte ich ihm eine runtergehauen. Dabei hätte ich gar nicht die Energie dazu gehabt. Seine letzte Frage hatte mich völlig erschlagen. Vayl wollte mich verwandeln? Damit ich für immer mit ihm rumhängen konnte? Ich wusste nicht, ob ich heulen oder kotzen sollte.
    »Bitte entschuldige«, sagte er. »Ich hatte kein Recht …«
    »Nein, das hattest du wirklich nicht.«
    Schweigen. Dann seufzte er schwer, und plötzlich frag- te ich mich, ob es für ihn ein besonderer Genuss war, die
süße Luft tief in sich einzusaugen, nachdem er den ganzen Tag keinen Atemzug genommen hatte. Urteilte man nach seiner momentanen Haltung, eher nicht. Er hatte mir sein Profil zugewandt, sodass er auf die Bucht hinausblicken konnte, und seine Beinhaltung erinnerte an einen Base- ballspieler, bereit, den Ball hinaus bis zur Jacht zu dre- schen.
    »Die Träume.«
    »Ja.«
    »Ohne Gregorys Hilfe … hast du irgendeine Idee, was du jetzt tun könntest?«
    »Ja.«
    Er wandte sich zu mir und sah mich überrascht an. »Wirklich?«
    »Ich denke, ich muss mit David sprechen.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du damit nicht ein Telefonat.«
    »Nö.«
    »Ich möchte...« Er knirschte mit den Zähnen. »Würde es dir etwas ausmachen, das zu tun, während ich wach bin? Ich würde es wirklich schätzen, wenn ich die Mög- lichkeit hätte, dabei auf dich aufzupassen.«
    »Kein Problem.«
    Vayl trat vor mich, schob mir eine Locke aus dem Ge- sicht und strich dabei mit den Fingerspitzen über meine Wange. Ich verstand nicht, warum seine Berührung - da seine Kräfte doch so eng mit der Kälte verbunden wa- ren - mich nicht frieren ließ. Doch dieses Glück hatte ich nicht. Diese leichte Reibung von Haut auf Haut hatte bereits kleine Funken durch meine Blutbahn gejagt. Es war mühsam, nicht zu keuchen. Er ist dein Boss. Der dich im Geiste durch das gesamte Mensch-zu-Vampir-Szenario gejagt hat. Wo bleibt dein Stolz, Frau? »Bitte glaube mir«,
sagte er. »Egal, wie sehr ich es mir auch wünschen mag, ich würde dich niemals bitten, ein Vampir zu werden. Ich weiß es besser.«
    »Das will ich auch hoffen!« Da ist er ja! Weiter so, Mädchen. Zumindest, bis er dich wieder anfasst!
    Er nickte. »Aber ich wünschte, du würdest dir etwas mehr Mühe geben, dein Leben zu verlängern.«
    »Jetzt klingst du schon wie Pete.« Hey, Wahnsinn, jemand muss den Gong schlagen. Ich hatte gerade den Hauch eines Grübchens entdeckt. »Ich beherrsche diesen Job, Vayl. Gerade du müsstest das eigentlich wissen.«
    »Das tue ich. Es ist nur … Seit der Sache in Miami wer- de ich von dem Bild verfolgt, wie du leblos zwischen den Kiefern der Tor-al-Degan hängst. Das hat mir brutal vor Augen geführt, wie verletzlich du bist.«
    Wow, wie oft hat man die Gelegenheit, aus seiner selbst- bezogenen Sichtweise herauszutreten? Und ich hatte ge- dacht, ich sei die Einzige, die immer noch Alpträume von dem fauligen Gestank und den leuchtend roten Tentakeln dieses Monsters hatte.
    »Jaz!« Bergmans Stimme drang aus der Tür des Wohn- mobils. »Halbe Stunde, dann ist Showtime.«
    »Muss mich in mein Kostüm zwängen«, erklärte ich Vayl. Ich lächelte strahlend und tat so, als hätte mein Ma- gen sich nicht gerade völlig verknotet. Du schaffst das, Jaz. Kein Problem. Tu einfach so, als wärst du wieder am Strand, und nicht in einem Zelt voller Fremder.
    »Bist du nervös?«, fragte Vayl.
    »Wer, ich? Natürlich nicht! Warum sollte ich? Ha, ha, ha!« Ich verschwand in Richtung Wohnmobil und igno- rierte das unmissverständliche Geräusch hinter mir - Vayls Kichern.

17
    B ergman hatte geschätzt, dass auf unseren fünfzehn doppelten Bankreihen ungefähr hundertfünfzig Leute bequem Platz finden

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