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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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perfekt. Neben Lung und seiner Freundin, die ich be- wusst ignorierte, bestand es hauptsächlich aus Familien. Keine anzüglichen Pfiffe. Kein Jodeln und Grölen. Nur lautes, rhythmisches Klatschen, während ich sie durch die Musik führte, ihnen eine Geschichte erzählte, die sie tief
im Inneren verstanden, wo der Rhythmus eine universel- le Sprache spricht. Okay , gab ich zu, als ich mich mit einer Verbeugung für einen weiteren begeisterten Applaus be- dankte, das ist ein Riesenspaß .
    Das letzte Stück hatte kaum begonnen, als im Hinter- grund des Zelts Vayls Stimme erklang. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass es einen Text dazu gab, und noch viel weniger, dass Vayl einen gemeinsamen Auftritt daraus machen wollte. Doch da war er, kam durch den Mittel- gang auf mich zu, und sang mit seinem rauchigen Bariton einen rumänischen Text.
    Definitiv ein Liebeslied, entschied ich, als ich mich drehte und meine Hüften in seine Richtung schwang. Ich blickte über die Schulter. Sein Lächeln war eindeutig raubtierhaft. Ich schenkte ihm einen Bauchroller, und er belohnte mich mit einem Blick, in dem ein solcher Hun- ger lag, dass ich ihn fast angesprungen hätte. Wie wir es geschafft haben, während des restlichen Liedes jugendfrei zu bleiben, werde ich wohl nie erfahren. Doch der don- nernde Applaus am Ende sagte mir, dass es ihnen wohl riesig gefallen hatte. Ich stolzierte von der Bühne, winkte und verteilte Luftküsse an meine neuen Fans. Was wohl der Grund dafür war, dass ich, sobald ich hinter dem Vor- hang verschwunden war, voll gegen einen der Stützpfeiler knallte. Fast hätte ich das Zelt zum Einsturz gebracht. Ich hielt den Pfeiler möglichst ruhig und versuchte, nicht da- ran zu denken, was passieren würde, wenn es uns nicht gelang, Lung zu einem intimen Treffen zu locken, weil der Killer-Assistent mit dem Kopf gegen einen Metall- pfeiler geknallt war.
    Ein Geräusch rechts von mir erregte meine Aufmerk- samkeit. Es war sehr leise, irgendwo zwischen einem ge- dämpften Schnauben und einem unterdrückten Keuchen.
    Ich schlich mich aus dem Zelt und fand draußen Cole, der sich auf dem Boden wand.
    »Geht es dir gut?« Ich rannte zu ihm und versuchte, ihn still zu halten, damit ich sehen konnte, wo er verletzt war. Dann sah ich sein Gesicht. » Lachst du etwa?«
    »Oh mein Gott, du hättest dein Gesicht sehen sollen!« Er versuchte, es zu unterdrücken, damit das Publikum nicht von Vayls Gesang abgelenkt wurde. Doch er konnte sich das Lachen kaum verbeißen.
    »Hast du nichts Besseres zu tun?«, wollte ich wissen.
    »Als einer umwerfenden Frau beim Bauchtanz zuzu- sehen? Wir reden hier über mich , oder?«
    »Es war also gut?«
    »Ich konnte jedenfalls nicht erkennen, warum du dich darüber so aufgeregt hast. Zumindest bis zu dem Vorfall mit dem Pfeiler. Nur gut, dass dich niemand außer mir gesehen hat.«
    »Ich habe sie gesehen.« Cassandra stand plötzlich neben uns, und sie lachte so sehr, dass ihre Schultern zitterten.
    »Oh, ver… Bist du jetzt nicht dran?« Ich starrte sie böse an.
    »Ja, und ich hatte solche Angst davor, dass ich mich dreimal übergeben musste. Aber jetzt geht es mir besser.« Ihr Lächeln war so warm wie eine Umarmung. »Danke.«
    »Hey, wenn ich dich damit unterhalten kann, dass ich mich demütige, habe ich meinen Job gemacht. Was zur Hölle ist in letzter Zeit nur mit mir los?«, fragte ich mich laut. »Ich scheine keinen Tag mehr zu überstehen, ohne gegen irgendetwas zu laufen oder über irgendetwas zu stolpern. Und ich war im College immerhin Sportlerin!«
    Cassandra musterte mich ernüchtert. »Das Universum fordert Gleichgewicht, Jasmine. Deine Fähigkeiten als Empfindsame haben sich verstärkt, oder nicht?«

    »Na ja, schon.«
    »Vielleicht sind diese seltsamen Unfälle in letzter Zeit der Preis, den du für diesen Schub bezahlen musst.«
    »Also, wenn das stimmt, ist es zum Kotzen.«
    Sie nickte, war aber offensichtlich durch andere, wich- tigere Überlegungen abgelenkt. »Wirst du …« Cassandra befeuchtete sich nervös die Lippen, während ihr Blick zum Zelt wanderte, als könnte sie Lung durch zwei Pla- nen und einen schwarzen Vorhang hindurch sehen. »Wenn es so weit ist, wirst du doch in meiner Nähe blei- ben, oder?«
    »Ist im selben Raum nah genug?«
    »Wirklich? Ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin, das zu hören.«
    »Es war Vayls Idee. Wenn wir die Privatsitzung verlo- sen, geben wir noch eine private Tanzvorführung dazu. Dadurch werde ich die

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