Man lebt nur zweimal
passenden Körper, gesund, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit den richtigen Genen ausgestattet, also letztlich unter guten Bedingungen, auf die Welt zu kommen. Deswegen sollten die Menschen sich auch nichts darauf einbilden, wenn sie gut aussehen oder Erfolg haben. Sie haben – am Ende des Tages – einfach nur Glück gehabt. Letztlich lässt sich wohl alles darauf reduzieren. Als Ausrede sollte das allerdings nicht gelten.
Die Bandbreite zwischen sehr netten und sehr bösartigen Menschen ist gewaltig. Leider ist es keineswegs ausgeschlossen, dass Mitglieder der eigenen Familie zur letzteren Gruppe gehören können.
Insofern habe ich auch mit Oscar einfach Glück gehabt. Er schlägt in gewissen Dingen nicht zu sehr nach mir: Er hat seine Schule ordentlich zu Ende gemacht, war nach dem Abitur in L.A. auf einer Schule für Filmproduzenten, hat dann in Berlin als Assistent der Geschäftsführung der Ufa Cinema gearbeitet, dann ein Praktikum bei Til Schweiger gemacht und ist jetzt nach Süddeutschland zurückgekehrt: Seit 2011 studiert er an der Münchner Filmhochschule. Er interessiert sich also auch für die Branche seiner Eltern, strebt aber eher eine Karriere hinter der Kamera an. Wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages auch mal unter ihm als Produzenten drehen.
Oscar ist halbwegs regelmäßig bei uns zu Besuch. Wir verstehen uns gut und ich liebe ihn genauso wie meine beiden anderen Kinder. Vito und Maya bewundern ihren größeren Bruder. Manchmal fragen sie sich beziehungsweise Viktoria und mich, warum er immer eine andere Freundin mitbringt. Wir Lauterbachs, habe ich versucht zu erklären, verfügen über ein großes Herz. Wir können viele lieb haben. Für Vito war das okay. Maya sah mich schon skeptischer an.
Viktoria hat Oscar mal zur Seite genommen und gebeten, nicht immer andere Mädels mitzubringen. Die Kinder kämen ganz durcheinander.
Das letzte Mal hatte er dann tatsächlich wieder die alte Freundin dabei, allerdings bin ich nicht sicher, ob er sie nur uns zuliebe mitgenommen hat. Letztlich ist das natürlich seine Sache. Ich weiß nicht warum, aber ich habe beschlossen, seine Vorliebe für wechselnde Damenbekanntschaften familienintern nicht zu kommentieren.
ERZIEHUNG – DIE SCHWIERIGSTE SACHE DER WELT
Erziehung ist die schwierigste Sache der Welt. Und ausgerechnet das darf jeder. Und dem nicht genug; wer in diesem Bereich arbeitet – Pädagogen, Kindergärtner, Lehrer –, wird auch noch schlecht dafür bezahlt. Gute Lehrer sind gesellschaftlich viel nützlicher und wichtiger als Steuerberater zum Beispiel. Trotzdem verdienen sie nicht mal halb so viel.
Die Basis der guten Erziehung ist wohl, dass man selbst vorlebt, was man predigt. In dieser Hinsicht habe ich in meiner ersten Ehe als Vater natürlich komplett versagt. Von mir hätte Oscar zwar lernen können, wie man anderen Leuten Teppichflusen als Gras verkauft, eine Bong wieder richtig sauber bekam (mit Gebissreiniger nämlich) oder nach einem One-Night-Stand am freundlichsten das Weite sucht (die »Wo ist denn mein Hund?«-Nummer: Ich behauptete dann immer, meinen Hund in der Kneipe vergessen zu haben und rannte mit sorgenvoller Miene und unter mitleidigen Wünschen der Dame davon).
Wie man morgens rechtzeitig aufsteht, Hausaufgaben macht und bis zum Abitur auf ein und derselben Schule bleibt, das musste er sich selbst beibringen. Mit Hilfe seiner Mutter natürlich.
Vielleicht war meine Erziehung in Wirklichkeit auch ein Geniestreich. (Wenn auch ein ungewollter.) Weil sich Oscar irgendwann gesagt hat: So wie der will ich es bestimmt nicht machen!
Bei der Erziehung von Maya und Vito versuche ich vor allem, konsequent zu sein. Ich bin lieber ein bisschen zu streng als zu nett, auch wenn es mir manchmal schwerfällt – die beiden können schon unglaublich charmant sein. Letztlich glaube ich aber, dass man den Kindern keinen großen Gefallen tut, wenn man zu weich ist.
Schon bevor ich selbst zum ersten Mal Vater geworden bin, war ich häufiger mit Frauen zusammen, die bereits ein Kind hatten. Und da konnte ich das Spiel sehr schön beobachten.
Ich ging zum Beispiel mit einer meiner damaligen Freundinnen am See spazieren. Nennen wir sie Ute. Sie war das, was oberflächliche Männer als Schlaganfall bezeichnen würden, als glatten Einser. Ich spreche von der Sorte Männer, die Frauen in Kategorien aufteilen. Ekelhaft, aber es gibt sie. Ute sah wirklich umwerfend aus, hatte aber in Alltagsdingen einige Defizite. Als Köchin
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