Man lebt nur zweimal
Erfahrung. Die auch zu irgendetwas gut sein wird. Hoffentlich.
Ich glaube, dass es sowieso schwer ist, mit einem Erfolg umzugehen – so oder so. Je jünger man ist, umso schwieriger wird es vermutlich. Wenn man mit 18 Jahren seinen Namen in großen Buchstaben in jeder Zeitung findet, muss man schon sehr geerdet sein, um nicht abzuheben. Wenn man dagegen ein gewisses Alter erreicht hat, wie es bei mir zum Beispiel gewesen ist, dann kann man das schon besser verkraften und bleibt ein netter Mensch. So Gott will.
Am wenigsten missen möchte ich natürlich die Chance, dass wir jetzt zusammen arbeiten können. Das ist ein ganz großes Glück. Das können auch nicht viele Familien von sich sagen, dass sie mal zusammen einen Film gedreht haben.
Und meine kleine Eislaufmutti? Sie hat sich erstaunlich zurückgehalten und Maya einfach machen lassen. Viktoria fährt nie zu den Sets. Selbst mich hat sie früher schon nicht am Drehort besucht. In unseren ersten Jahren habe ich sie gebeten, ab und zu doch mal vorbeizukommen. Aber immer wieder hatte sie eine andere Ausrede. Bis sie mir eines Tages gestand, dass sie sich nicht ganz wohlfühle, wenn sie mir bei der Arbeit zuguckt. Zuerst dachte ich, es hätte mit der Art zu tun, wie ich spiele und war ein wenig gekränkt. Aber so ein Team arbeitet sehr intensiv zusammen und nicht selten unter außergewöhnlichen Umständen. Wenn man sich gemeinsam die Nächte um die Ohren geschlagen, eine schwierige Szene erst im hundertsten Anlauf hinbekommen hat und zehn Mal zusammen im Matsch versunken ist, dann schweißt das zusammen. Jeder Außenstehende ist da nur Fremdkörper.
Das geht selbst mir so. Wenn ich zu einem Dreh komme, an dem ich nicht beteiligt bin, fühle ich mich nie so richtig wohl. Ich kenne zwar die meisten Filmschaffenden, die mich auch freundlich grüßen: »Hey Heiner, was machst du denn hier? Wann drehen wir mal wieder was zusammen?!« Aber dann sind die sehr schnell wieder mit ihren eigenen Sachen beschäftigt. Andere haben da eigentlich nichts verloren. So ist das nun mal.
Und ein Regisseur, der den ganzen Tag von den Müttern seiner Darsteller umgeben wäre, die ihm vielleicht noch kluge Ratschläge geben, wie ihre Sprösslinge am besten zu handhaben sind, wäre wirklich nicht zu beneiden.
Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn Maya eine richtig gute Schauspielerin wird und vor allem die Freude am Spiel behält. Aber natürlich drängen wir sie da zu nichts. Sie hat noch genug Zeit, um das zu entscheiden. Wenn sie im nächsten Jahr anfängt, Basketball zu spielen oder in der Schulband Schlagzeug – auch okay. Ich habe immer gesagt: Für mich ist weniger entscheidend, was man macht, als wie man es macht. Wenn jemand mit Leib und Seele Busfahrer ist, seine Sache gut und leidenschaftlich macht, ist mir das lieber als jemand, der Schauspieler ist und seinen Beruf schlecht und uninspiriert ausübt.
Von Mayas Gage haben wir, wie gesagt, natürlich keinen zweiten Wagen gekauft. Ich hab’s im Casino verzockt.
SCHAUSPIELKURS FÜR ALLE
Zur erweiterten Familie gehören auch unsere Au-pair-Mädchen. Für die gibt es in Bayern sehr strenge Auflagen. Sie dürfen maximal 30 Stunden in der Woche im Haushalt helfen und sollten vorwiegend für die Kindererziehung eingesetzt werden. Sie müssen ein eigenes Zimmer und mindestens 260 Euro Taschengeld im Monat bekommen. Außerdem müssen wir eine Kranken- und Unfallversicherung für die Mädchen abschließen, ihnen einen Sprachkurs finanzieren, und schließlich ist das Ganze bei der Agentur für Arbeit anzumelden. Kein Problem, würde man meinen. Derzeit haben wir auch eine junge Dame aus Südafrika, die ganz gut deutsch spricht. Bei ihr war das wirklich kein Problem.
Aber das Mädchen davor, Kate, war Amerikanerin (ich schätze, sie ist es auch heute noch). Und Kate konnte nicht ein einziges Wort Deutsch (ich schätze, das kann sie heute noch nicht). Das Arbeitsamt verlangt jedoch »Grundkenntnisse« für die Anmeldung, sonst kann es Ärger geben mit der Arbeitserlaubnis.
Eines Tages kam ich in die Küche und verfolgte, wie Viktoria und Kate sich über dieses Problem unterhielten. Frei nach meinem Motto »Probleme sind Lösungen in Arbeitskleidung« machte ich etwas, was ein Mann normalerweise nicht machen sollte: Ich mischte mich in ein Frauengespräch. Und zwar brachte ich Kate etwas auf Deutsch bei, einen einzigen Satz. Er hieß: »Die hast du im Auto gelassen. Soll ich sie dir holen?« Erst als sie ihn auswendig gelernt
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