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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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Charakterbildung. Schon dem einen oder anderen Erwachsenen tut das nicht gut. Und sich als Zwölfjährige übergroß auf einer Leinwand zu sehen, erzieht vermutlich auch nicht gerade zur Bescheidenheit. Insofern glaube ich: Es ist durchaus mit einem Risiko verbunden, selbst wenn der Film ein großer Erfolg wird. Sogar gerade dann. Wenn der Film gut läuft, dann machen sie vielleicht noch fünf mehr davon. Und dann ist sie »die Kleene aus dem V8-Film« und wird vielleicht in eine Schublade gesteckt, aus der sie so schnell nicht wieder herauskommt.
    KINDERSTARS
    Es gibt Dutzende kleiner Kinderstars, die dann in ihrem weiteren Leben versagt haben und alles andere als glücklich wurden. Umgekehrt gibt es nur wenige Fälle von Schauspielern, denen es genützt hat, dass sie schon als Kind berühmt waren. Es kommt leider häufig vor, dass sie im späteren Verlauf der Karriere urplötzlich das Talent verlieren. Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Aber wer als Kind ein guter Schauspieler war, muss daher noch lange nicht als Erwachsener brillieren.
    Ein positives Beispiel ist Jodie Foster. Die hat auf ihren frühen Rollen später eine große Karriere aufbauen können. Umgekehrt Shirley Tempel, eine der größten Kinderstars der USA . Später wurde sie Botschafterin der Vereinigten Staaten in der Tschecheslowakei. Sicherlich auch kein schlechter Job. Aber dem war vorausgegangen, dass sie als Schauspielerin kläglich versagt hatte und an ihre frühen Erfolge nicht mehr anzuknüpfen vermochte.
    Oder Silvia Seidel, die als Ballerina Anna in Deutschland in den 1980er Jahren sehr bekannt war. Sie hat darunter, jedenfalls hat sie das in Interviews immer wieder gesagt, sehr gelitten. 2012 hat sich Silvia Seidel das Leben genommen.
    Drew Barrymore: Mit sechs Jahren war sie durch ihre Rolle in dem Spielberg-Film E.T. weltberühmt geworden, es folgten zahlreiche weitere Filme. 1985 wurde sie sogar für den Golden Globe nominiert. Doch der Ruhm ist ihr nicht gut bekommen: Mit neun Jahren das erste Mal betrunken, mit zehn der erste Joint und mit zwölf Kokain. Mit 13 folgte der erste Selbstmordversuch, dann Psychiatrieaufenthalte, Therapien und Entzugskliniken. Heute zählt sie wieder zu den gefragtesten Schauspielerinnen der USA . So einen Weg würde man seinen Kindern trotzdem gerne ersparen. Auch der Darsteller von Kevin allein zu Haus hat sich mit Partys und Drogen aus dem normalen Leben katapultiert. Derzeit steht er eher selten auf einer Besetzungsliste, dafür aber auf der Fahndungsliste der Polizei – eine Strafe zur Bewährung hat er schon kassiert.
    Ich kenne genug Beispiele, auch von Kindern aus dem Kollegenkreis, denen das frühe Rampenlicht zu Kopf gestiegen ist. Das wird auch oft dann zum Problem, wenn die Familien auseinanderbrechen, die Eltern sich trennen und sich nicht mehr gemeinsam um ihre Schützlinge kümmern. Die Kinder verlieren dann schnell die Bodenhaftung. Gerade in so exponierten Zeiten, in denen sie auf einmal selber in der Öffentlichkeit stehen, brauchen sie eine strenge Führung. Sie brauchen jemanden, der sie berät, der ihnen sagt wo’s langgeht, dem sie vertrauen, der ihnen Dinge erklärt und an den sie sich anlehnen können. Sie brauchen Schutz.
    Deshalb werde ich bei Maya sehr genau darauf achten, wie sich das weiterentwickelt. Wenn sie wirklich Spaß daran findet, dann soll sie die Schule zu Ende machen und danach auf eine Schauspielschule gehen. Dann sollte sie anfangen Theater zu spielen, um das Handwerk richtig zu erlernen. Sie soll sich eine vernünftige Basis für den Beruf bilden, ein Fundament. Dann kann man hin und wieder auch mal einen tollen Film drehen und alles machen, was Spaß und auch Kohle bringt. Aber ohne richtige Ausbildung sind das doch alles keine Karrieren. Dann bleiben das doch immer »die Söhne oder Töchter von«. Es wird eben nichts mit Substanz daraus.
    Wenn das alles so laufen sollte, hätte ich nichts dagegen, dass Maya diesen Beruf ausübt.
    Wäre ja auch seltsam, wenn ich versuchte, sie von meinem eigenen Traumberuf abzuhalten.
    Es ist für einen Menschen immer gut, wenn er im Leben möglichst viele Dinge erlebt. Und sagen wir mal so: Ein öffentliches Leben – man kann davon halten, was man will –, das ist eben auch eine Erfahrung, die nur ganz wenigen Menschen offen steht im Leben. Über den roten Teppich zu gehen und von tausend Journalisten angebrüllt zu werden und Autogramme zu geben und gefilmt zu werden an jeder Ecke – das ist eben auch eine

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