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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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Schauspielkarriere. Aber ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Angebote in den Folgejahren kamen, in denen man mir exakt die gleiche Rolle noch einmal angeboten hat. Weil die Produzenten sich offensichtlich nicht vorstellen konnten, dass ein Schauspieler auch einen Maurer spielen konnte, nachdem sie ihn einmal erfolgreich als Werber besetzt hatten.
    Es kommt noch etwas Zweites hinzu, das meine Auswahl heute begrenzt, und auch das hat natürliche Ursachen: Immer häufiger haben Filme eine Heldin und keinen Held. Vor allem im Lieblingsgenre des deutschen Fernsehfilms, im Krimi. Ich würde mal schätzen, dass heute 80 Prozent aller deutschen Fernsehkommissare von Frauen gespielt werden. Während es in der Realität sicher nicht mal 10 Prozent sind.
    Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass das Schulterholster eines Kommissars heute über einen Busen gestreift und die Waffe im Handtäschchen gesucht wird, zwischen Lippenstift und Tempos.
    Diese Entscheidungsprozesse in den Sendeanstalten funktionieren ja wie bei Ozeanriesen. Nachdem es jahrzehntelang so gut wie gar keine weiblichen Kriminalisten im Deutschen Fernsehen gab, wimmelt es jetzt davon. Wenn sich erst mal das Stichwort »frauenaffin« als Richtung durchgesetzt hat, dann geht es so weiter und weiter. Es scheint noch niemandem aufgefallen zu sein, dass der Frauensender tm3 schon nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche verschwunden ist. So begehrt sind die Themen, die gemeinhin als frauenaffin gelten, wohl doch nicht.
    Aber bis diesen Ozeanriesen einer bremst und bis es dann zum Anhalten kommt, vergehen erst mal zwanzig, dreißig Jahre. Also werden weiterhin die Kommissarinnen ihr Pistölchen im Handtäschchen suchen, ganz gleich, ob die Zuschauer das noch sehen wollen oder nicht. Hat sich ein Format einmal als halbwegs erfolgreich herausgestellt, wird es wiederholt und wiederholt, bis es wirklich der Allerletzte nicht mehr sehen kann. Dann fängt man langsam an, darüber nachzudenken, was man sich denn Neues trauen könnte. Ganz vorsichtig. Heimlich, still und leise. Damit später, falls es ein Misserfolg wird, bloß niemand als Verantwortlicher zurückverfolgt werden kann.
    Ich fordere daher jetzt einfach nach der Frauenquote auch einen Quotenrentner. Der kluge Mann baut vor.
    UNTERSCHÄTZTE LANGEWEILE
    Woody Allen hat mal in einem Interview gesagt, dass ihm wohl nie ein Meisterwerk gelingen werde, und er hätte auch eine Ahnung, warum: »Ich drehe jede Szene höchstens zwei oder drei Mal, weil ich möglichst früh nach Hause möchte.«
    Das verstehe ich gut. In der Tat bedeutet so ein Film einen wahnsinnigen Aufriss, das zehrt mitunter schon mal an den Nerven. Ein Grund mehr, seine Lebenszeit nur noch in gute Filme zu investieren.
    Ich habe mich ja schon sehr lobend über den Schauspielerberuf als solchen ausgelassen, und ich möchte an dieser Stelle auch nicht viel jammern. Nur kurz. Vielleicht wird es ja all diejenigen, die schon neidisch über eine Kündigung ihres Bürojobs nachgedacht haben, beruhigen, wenn sie nun erfahren, dass die Filmbranche auch ein paar Nachteile mit sich bringt.
    Das fängt schon mal mit den Arbeitszeiten an. Wenn man zum Beispiel im Winter einen Außendreh hat, der am Tage spielen soll, dann ist die Drehzeit sehr begrenzt. Schließlich wird es so gegen vier schon wieder dunkel. Deshalb wird auch mitunter schon zu nachtschlafender Zeit aufgestanden, damit man mit Maske und Kostüm durch ist und sofort anfangen kann zu drehen, sobald die Sonne das erste Mal hinter dem Horizont hervorlupft. Also steht man um vier Uhr auf, um danach, so gegen fünf, alleine im Hotelzimmer zu frühstücken. Der Fahrer wartet dann gegen halb sechs schon im Bodenfrost vor der Tür, um mich zum Drehort zu fahren. Dort ist es immer noch dunkel, wenn es in die Maske und anschließend ins Kostüm geht.
    Beim Dreh selbst geht es dann oft unglaublich zäh vonstatten. Man verbringt viel Zeit mit dem Ausleuchten, Proben und vor allem mit: warten, warten, warten. Die Hauptdarsteller bekommen am Drehort ein Wohnmobil gestellt, in das sie sich während der Wartezeiten zurückziehen. Das heißt, ich bekomme eigentlich immer eins, auch wenn ich eine Nebenrolle spiele. Das steht bei mir im Vertrag.
    Diese modernen Wohnmobile sind ganz bequem und ziemlich komfortabel ausgestattet. Da spiele ich dann an einem Musiklernprogramm auf dem iPad, schreibe an einem Buch oder Drehbuch, telefoniere oder lerne den Text für die nächsten Tage. All das

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