Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
Vom Netzwerk:
wie sie hoch droben auf einer Leiter balancierte, behagte ihm gar nicht.
    “Also sind Sie hier aufgewachsen?”, fragte er.
    “Geboren, groß geworden, zur Schule gegangen …”
    “Wo sind Ihre Eltern? Schon im Ruhestand?”
    Ihr Blick verdüsterte sich. “Nein, sie sind tot.”
    Schon der Tonfall ließ erkennen, dass sie das Gespräch damit für beendet hielt. “Das tut mir leid”, sagte er schnell.
    Man konnte direkt sehen, wie sie sich verschloss. Mit ausdruckslosem Gesicht erwiderte sie: “Danke, aber es ist schon lange her.”
    Er fragte sich, welche Gefühle sie wohl hinter der gleichgültigen Maske verbarg.
    “Ich habe vor fünf Jahren auch einen Elternteil verloren”, vertraute er ihr an. “Wir sind nie gut miteinander ausgekommen, aber trotzdem ändert der Tod alles.”
    Dass er die Veränderung in seinem Fall positiv fand, verschwieg er lieber, weil es bei Frankie ganz offensichtlich anders war. “Es dauert lange, bis man so etwas verkraftet”, fügte er hinzu.
    Doch sie zuckte nur die Achseln und schien nicht vorzuhaben, mit ihm darüber zu reden. Also fragte er schließlich: “Und was machen wir nun mit dem Rasen?”
    “Rasenmähen ist bestimmt nicht gut für Ihren Knöchel.”
    “Oh, ich bin hart im Nehmen.”
    “Witzig, das ist auch mein Motto.”
    Als sie lächelte, bemerkte er, dass ihre Brillengläser schmutzig waren. Schnell streckte er die Hand aus und nahm ihr die Brille ab, bevor sie sich wegdrehen konnte.
    “Hey, was soll das?” Sie griff danach, doch er hielt das Gestell mühelos außer Reichweite.
    “Ich will sie nur putzen.”
    “Geben Sie her!”
    Seelenruhig polierte er mit einem sauberen Zipfel seines T-Shirts die Gläser, wobei er sich um die eigene Achse drehte, damit Frankie sie nicht zu fassen bekam. Dann hob er die Brille hoch über ihren Kopf gegen das Licht, um zu prüfen, ob sie sauber war. “Na also, viel besser.”
    Er beugte sich hinunter, um ihr die Brille wieder aufzusetzen, doch Frankie sprang gleichzeitig hoch, und sie stießen zusammen. Instinktiv fing er sie in der Luft auf, damit sie nicht stürzte.
    Sobald er sie in den Armen hielt, blieb ihm vor Überraschung die Luft weg. Es fühlte sich so vertraut an, so richtig – und so verführerisch. Sie schien es auch zu spüren, denn sie schaute ihn entgeistert an.
    Wie schön ihre Augen waren! Tiefblau und mandelförmig, umrahmt von dichten, dunklen Wimpern. Eine Schande, dass sie sie immer hinter der Brille verbarg.
    “Lassen Sie mich runter”, flüsterte sie. “Ich bin viel zu schwer.”
    Dabei hätte er sie ewig so halten können.
    “Wollen Sie das wirklich?”, fragte er dicht an ihrem Ohr.
    Er spürte ihr Nicken an seinem Hals. Okay, er würde sie absetzen, aber trotzdem im Arm behalten. Dann konnte er sie auch viel besser küssen.
    Langsam ließ er Frankie dicht an seinem Körper hinuntergleiten. Als sie wieder auf eigenen Beinen stand, schmiegte sich ihr Busen an seine Brust, und an der Hüfte musste sie deutlich spüren, wie erregt er war. Ihre Hände lagen auf seinen Schultern. Atemlos fragte er sich, ob sie sich losmachen würde.
    Als sie sich nicht rührte, legte er ihr einen Finger unters Kinn. Nur widerwillig hob sie den Kopf.
    “Hi”, sagte er und bereute es sofort. Aber was sollte er sonst sagen? Meine Güte, Frau, wo hast du dich bisher vor mir versteckt? Oder, auch sehr beliebt: Warum gehen wir nicht nach oben, reißen uns die Kleider vom Leib und fallen übereinander her?
    Langsam lief sie rot an, und er wusste sofort, dass er einfach überhaupt nichts hätte sagen dürfen. Der magische Moment war vorüber.
    Frankie machte sich los, griff nach ihrer Brille und setzte sie auf.
    “Ich muss jetzt gehen”, sagte sie und drehte sich um.
    Er hielt sie an der Hand fest. “Geh nicht.” Er wollte ihr sagen, dass er kein Mann war, der jede Frau verführte, die nicht bei drei auf den Bäumen war. Dass er sie wirklich mochte und sie besser kennenlernen wollte. Dass sie sich Zeit lassen konnten …
    Mit einem spitzbübischen Lächeln hob sie den Kopf. “Aber ich will wirklich nicht länger stören.”
    Stören? Stirnrunzelnd überlegte er, was sie wohl meinte. Er hatte nichts weiter zu tun, als in diesen blauen Augen zu versinken. “Wobei?”, fragte er.
    “Beim Rasenmähen”, erwiderte sie, machte sich los und lief davon.
    Laut lachend schaute er ihr nach, bis sie um die Hausecke verschwunden war.

5. KAPITEL
    Ich hoffe, er hat Spaß, dachte Frankie, als sie sich unter die Dusche

Weitere Kostenlose Bücher