Man nehme: dich und mich
stellte. Während sie den kühlen Wasserstrahl genoss, stellte sie sich vor, wie Nate mit dem alten Rasenmäher kämpfte und sich ärgerte, dass er seine Hilfe angeboten hatte.
Was kommt dieser Mann doch ungelegen, sinnierte sie, während sie sich die Haare einschäumte. Er war einfach zu attraktiv. Zu sexy. Zu verführerisch. Und zu allem Überfluss schien er Interesse an ihr zu haben – also war er offenbar auch zu kurzsichtig.
Als sie aus der Dusche stieg und sich abtrocknete, war der Spiegel beschlagen. Sie wischte ihn mit dem Unterarm sauber und betrachtete sich nachdenklich. Was findet Nate nur an mir?, überlegte sie und strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Na gut, ihr Haar war lang und voll, aber einfach nur langweilig braun. Ihre Augen … ja, mit denen war sie ganz zufrieden, zumal sie die dunklen Wimpern nicht einmal tuschen musste. Und die Zähne … Sie zog die Lippen zurück. Weiß und ebenmäßig, dank der guten Gene ihres Vaters.
Na gut, hässlich war sie also eigentlich nicht, aber einen Schönheitswettbewerb würde sie auch nicht gewinnen.
Am Besten, sie vergaß den Zwischenfall mit Nate einfach – er würde es ja auch tun, spätestens, wenn er in der Stadt eine andere fand. Hoffentlich bald, dann brachte er sie wenigstens nicht länger durcheinander.
Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, band sie sich die Haare mit einem Gummi zusammen, setzte die Brille wieder auf und ging ins Büro. Dort versuchte sie, die Buchführung zu erledigen, aber sie konnte sich einfach nicht konzentrieren.
Nate ging ihr nicht aus dem Kopf.
Alles erinnerte sie an ihn. Der Schreibtisch, weil er ihr geholfen hatte, ihn zu verrücken. Ihre Inventurlisten, weil er sie dafür gelobt hatte. Ihr Bleistift, weil er sich am Vormittag einen ausgeliehen hatte.
Liebe Güte, wie lächerlich! Vor vierundzwanzig Stunden hatte sie den Mann noch nicht mal gekannt, und jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken. Das mussten die Hormone sein. Schließlich lag die Sache mit David fast zehn Jahre zurück, und sie war jung und gesund. Früher oder später musste so was wohl passieren.
Weil sie mit der Arbeit sowieso nicht vorankam, beschloss sie zu überprüfen, ob der Speisesaal für die Abendgäste vorbereitet war. Dort fand sie Mrs. Little vor, die auf einen Tisch gestützt aus dem Fenster schaute, als gäbe es dort etwas besonders Interessantes zu sehen.
“Ist alles in Ordnung?”, erkundigte sich Frankie.
Erschrocken drehte die Frau sich um. “Äh … ja. Alles bestens. Entschuldigen Sie mich.”
Damit hastete sie hinaus, und Frankie ging sofort selbst zum Fenster. Sie erwartete, ein paar Eichhörnchen oder ein Murmeltier zu sehen. Solche “Naturschauspiele” brachten die Gäste aus der Stadt immer ganz aus dem Häuschen.
Doch was sie sah, ließ ihr den Atem stocken. Heiliges Kanonenrohr …
Nate mähte noch immer in ordentlichen Bahnen den Rasen. Doch das T-Shirt hatte er ausgezogen.
Kein Wunder, dass er sie so mühelos hatte hochheben können. Seine breiten Schultern und muskulösen Oberarme glänzten in der Sonne, und über dem Hosenbund zeigte sich ein beeindruckendes Sixpack.
Tja, als Koch bekam man wohl jede Menge kostenloses Muskeltraining. Ständig war man in Bewegung, hob etwas hoch, trug schwere Töpfe durch die Gegend … Trotzdem nahm sie an, dass er auch regelmäßig im Fitnessstudio trainierte. Kein Wunder, dass Mrs. Little so fasziniert gewesen war.
Frankie duckte sich vom Fenster weg, bevor er sie entdeckte, und stellte dann fest, dass sie völlig vergessen hatte, weshalb sie eigentlich in den Speisesaal gekommen war.
Erst später am Abend, nachdem alle anderen schon nach oben gegangen waren, gelang es ihr endlich, sich auf die Buchhaltung zu konzentrieren. So wenig wie heute hatte sie selten geschafft. Am Nachmittag war sie auch zu nichts gekommen, weil sie auf Mike Roy und seinen Besucher gewartet hatte, die aber nicht aufgetaucht waren. Erst um sechs hatte Mike angerufen und sich entschuldigt, dass etwas dazwischengekommen war und sie den Besuch um eine Woche verschieben mussten.
Gegen Mitternacht rieb sie sich müde die Augen. Besser, sie sah zu, dass sie ins Bett kam, sonst schlief sie noch am Schreibtisch ein. Wenigstens war der Abend im Restaurant gut gelaufen. Nate hatte
Coq au Vin
gemacht, und sogar Mr. Little war beeindruckt gewesen. Auch ein Ehepaar aus der Stadt hatte sie auf Chucks neue Kochkünste angesprochen, und als sie ihnen erzählte, dass sie jetzt einen
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