Man nehme: dich und mich
Spitzenkoch aus New York beschäftigte, hatten sie sich sehr beeindruckt gezeigt. Mit etwas Glück verbreitete sich die Nachricht in der Kleinstadt wie ein Lauffeuer.
Als Frankie gerade auf ihr Zimmer zusteuerte, kam Nate aus dem Bad. Er trug ein frisches T-Shirt, hatte sich ein Handtuch um den Hals geschlungen und lächelte breit.
“Ich dachte schon, du würdest unten übernachten”, bemerkte er, als hätte er auf sie gewartet.
Frankie fehlten die Worte. Normalerweise war sie selten um eine Antwort verlegen, aber bei Nate wusste sie einfach nie, wie sie reagieren sollte.
“Du arbeitest einfach zu viel, Frances. Gute Nacht.” Damit verschwand er in seinem Zimmer.
Irgendwie kam sie sich danach verlassen vor, ärgerte sich aber gleichzeitig über ihre dummen Gefühle. Schließlich wollte sie ja gar nicht mit ihm zusammen sein, nicht wahr?
Sie beeilte sich im Bad, schaltete das Flurlicht aus und wollte wieder in ihr Zimmer gehen. Doch dazu musste sie an Nates Tür vorbei – und die stand offen. Unwillkürlich blieb sie stehen. Er saß aufrecht im Bett, mit einem Kissen im Rücken, und las. Als er sie bemerkte, schaute er hoch und grinste so breit, dass sie unwillkürlich das Gefühl bekam, in eine klug ausgelegte Falle gelaufen zu sein. Hastig wollte sie ihm eine gute Nacht wünschen und weitergehen, als sie sah, dass er sich am Hals kratzte.
“Hast du die Salbe nicht draufgemacht?”, fragte sie. Die Tüte, die sie ihm aus der Apotheke mitgebracht hatte, lag auf seiner Kommode.
“Nein, hab ich ganz vergessen.”
Frankie betrat das Zimmer und nahm die Salbe aus der Tüte. “Hier, dann mach es jetzt, sonst kannst du die ganze Nacht nicht schlafen.”
Doch als sie ihm die Tube hinhielt, streckte er ihr nur den Hals entgegen. “Würdest du das machen? Du kannst das bestimmt viel besser.”
“Ich bin keine Krankenschwester.”
“Es ist ja auch keine Operation am offenen Herzen.” Sein Grinsen wurde breiter, und sie bemerkte, dass einer seiner Vorderzähne eine sehr gut gemachte Krone trug. “Bitte.”
Frankie seufzte, griff nach einem Kleenex aus der Schachtel auf der Kommode und verteilte etwas Salbe darauf, die sie dann vorsichtig auf die geröteten Stellen tupfte.
Er gab einen Laut zwischen Stöhnen und Seufzen von sich und schloss die Augen. “Das tut gut.”
Irritiert hielt sie inne. Musste er so verführerische Geräusche machen? Das ließ sie daran denken, wie es wohl wäre, wenn er sie an sich zog und ihren Hals mit Küssen bedeckte …
“Schon fertig?”, fragte er enttäuscht.
“Äh, nein.” Hastig nahm Frankie die Arbeit wieder auf.
Als sie schließlich die Tube weglegte, öffnete er die Augen wieder. “Danke.”
“Wenigstens scheint es sich nicht weiter auszubreiten”, bemerkte sie und warf das zerknüllte Kleenex quer durch den Raum in den Abfalleimer neben der Tür.
“Guter Wurf.” Neugierig schaute er sie an. “Darf ich fragen, wie alt du bist?”
“Geht dich eigentlich nichts an, aber ich habe auch nichts zu verbergen. Ich bin einunddreißig.”
“Und wie lange führst du das
White Caps
schon?”
Frankie zögerte. Seine Fragen nach der Vergangenheit hatten sie schon am Nachmittag ganz durcheinandergebracht. Jetzt, in der Nacht, allein mit ihm in seinem Zimmer, kamen sie ihr noch intimer vor.
“Gute Nacht, Nate”, sagte sie, drehte sich um und ging hinaus.
“Warte …”
Nachdrücklich machte sie ihre Zimmertür hinter sich zu, doch schon Sekunden später klopfte es leise. Sie riss die Tür wieder auf und bedachte ihn mit dem strengen Blick, der normalerweise jeden abschreckte. “Was ist denn noch?”
Doch Nate lächelte nur. “Ich wollte nicht neugierig sein.”
“Doch, wolltest du.”
“Du bist sehr direkt. Das mag ich bei einer Frau.”
“Und es ist sehr nützlich, vor allem, wenn man belästigt wird.”
“Du fühlst dich wirklich von mir belästigt?”
Zögernd senkte Frankie den Blick. Sie mochte es nicht, dass er sie so durcheinanderbrachte, aber anlügen wollte sie ihn auch nicht.
“Ich verstehe nur nicht, warum”, sagte sie leise. “Ich bin nicht …”
Statt weiterzusprechen, strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sanft legte er eine Hand auf ihre Wange und nahm ihr mit der anderen die Brille ab. “Du bist
was
nicht?”
Ohne Brille fühlte sie sich nackt und schutzlos, als hätte sie ihr wichtigstes Kleidungsstück nicht an.
“Nicht was?”, wiederholte er.
“Wie Joy.” Noch direkter konnte nicht einmal sie es
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