Man nehme: dich und mich
sagen.
“Ich weiß.”
Ungläubig spürte sie, wie er ihre Wange streichelte. “Wieso tust du dann so, als wärst du an mir interessiert?”, fragte sie leise.
Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und fuhr mit den Lippen sanft über ihre Wange, bevor er dicht an ihrem Ohr sagte: “Ich tue nicht nur so.”
Einen Moment lang wollte sie ihm einfach die Arme um den Hals schlingen und ihn ins Zimmer ziehen. Aber dann dachte sie an den Morgen danach – die Verlegenheit, die aufgesetzte Höflichkeit, die Erleichterung, wenn der andere endlich ging. Nur arbeitete Nate für sie, und das hoffentlich den ganzen Sommer lang. Sie wollte nicht jeden Tag daran erinnert werden, dass sie eine falsche Entscheidung getroffen hatte, und auch noch vor ihrer Familie so tun, als wäre nichts geschehen.
Wortlos starrte sie ihn an und versuchte, in seinen goldgrün gesprenkelten Augen die Antwort auf ihre Fragen zu finden. Doch dann trat sie entschlossen einen Schritt zurück, griff nach ihrer Brille und sagte entschieden: “Ich denke, das ist keine gute Idee.”
“Du hast sicher recht.”
“Da bin ich ja froh, dass wir einer Meinung sind.”
“Sind wir ja gar nicht.” Er lächelte breit. “Was wäre das Leben ohne ein bisschen Abenteuer? Risiko?”
Er hatte gut reden. Kühl zeigte sie auf seine Zimmertür. “Du willst einen Kick? In deinem Zimmer ist eine Steckdose. Ich bin sicher, wir finden einen nicht isolierten Schraubenzieher, den du reinstecken kannst.”
Lachend griff er nach ihrer Hand und drückte sie auf sein Herz. “Wirst du mich denn wiederbeleben, wenn mir das Herz stehen bleibt?”
“Ich werde den Notarzt rufen. Und hoffen, dass die Sanitäter gerade Knoblauchbrot gegessen haben, bevor sie eine Mund-zu-Mund-Beatmung machen.”
Damit wollte sie sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest. “Ich will nur noch eins wissen.”
“Da bin ich ja gespannt.” Sie entzog ihm mit Nachdruck ihre Hand und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Wann bist du das letzte Mal mit einem Mann ausgegangen?”
“Gibst du denn nie auf?” Sie wollte ihm die Tür vor der Nase zumachen, doch er stellte sich ihr in den Weg.
“Du hast meine Frage nicht beantwortet”, erinnerte er sie.
“Muss ich das denn?”
“Wenn du nicht unhöflich sein willst …”
“Obwohl du so neugierig bist?”
“Ich bin nicht neugierig, schließlich ist das eine begründete Frage. Neugierig ist man nur, wenn man ohne Grund fragt.”
“Hör zu, ich bezahl dich hier fürs Kochen. Alles, was nicht die Vorräte oder die Küche betrifft, geht dich überhaupt nichts an.”
Er hob eine Augenbraue. “Bist du nicht etwas zu hart?”
Wider Willen musste Frankie lachen. “Im Moment bin ich einfach nur müde. Mir tun die Füße weh und ich will endlich schlafen. Wenn du das hart nennst, solltest du vielleicht noch mal im Wörterbuch nachschlagen, denn normalerweise bedeutet das Wort was anderes.”
Sie versuchte, ihn wegzuschieben, doch er rührte sich nicht vom Fleck.
“Bekomme ich denn noch eine Antwort?”
“Aber bitte. Gerne doch.” Sie hob trotzig das Kinn. “Mein Leben besteht nur aus Partys. Mein Kalender ist mit Verabredungen so voll, dass ich den Männern Namensschilder gebe, weil ich sie sonst verwechsle. Toll, was?”
“Na ja, vielleicht kannst du mich ja irgendwann mal dazwischenschieben, und wir beide könnten ausgehen?”
Er lächelte unschuldig, aber darauf fiel sie mittlerweile nicht mehr rein. Wenn er sich erstmal was in den Kopf gesetzt hatte …
“Hölle und Verdammnis”, murmelte sie.
“Das war nicht gerade die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Und heißt das jetzt Ja oder Nein?”
“Das beschreibt nur, was mich meiner Meinung nach erwartet, wenn ich mich mit dir einlasse”, sagte sie.
“Aber warum denn?”
“Gute Nacht, Nate.”
“Glaub nicht, dass ich so leicht aufgebe.”
“Bist du immer so hartnäckig?”
Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. “Nur, wenn ich etwas unbedingt will.”
“Dann wird das wohl ein langer, einsamer Sommer für dich.”
Diesmal ließ er endlich zu, dass sie die Tür schloss. Aufatmend lehnte sich Frankie dagegen und erlaubte sich eine verrückte Fantasie. Was, wenn sie ihn tatsächlich reingelassen hätte? Dann würde er sie jetzt ausziehen und danach aufs Bett legen …
Sein hungriger Blick verfolgte sie, und sie konnte einfach nicht einschlafen. Bei der Vorstellung, was alles hätte geschehen können, wenn sie ihn nicht weggeschickt hätte, wurde ihr immer
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