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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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wärmer, und sie zog zuerst ihre Socken aus, schob dann die Decke weg und öffnete das Fenster. Doch es nützte alles nichts, und schließlich stand sie auf und holte den kleinen Tischventilator aus dem Schrank, den sie sonst nur im Hochsommer brauchte.
    Mittlerweile wünschte sie, sie wäre einfach am Schreibtisch eingeschlafen. Dann hätte sie am Morgen zwar einen steifen Hals gehabt, aber wenigstens ein paar Stunden Schlaf bekommen …
    Nate stand bei Sonnenaufgang auf, schlüpfte in ein Paar abgeschnittene Jeans und machte sich auf die Suche nach einer Leiter. Es musste eine richtig lange sein, so wie Dachdecker sie benutzten, und er war sicher, dass es irgendwo auf dem Grundstück eine gab.
    Nach zwanzig Minuten wurde er fündig. Er schnappte sich einen Schraubenzieher und trug die Leiter zu der Stelle, wo die Dachrinne durchhing. So leise wie möglich lehnte er sie an das Dach an. Als er den Eindruck hatte, dass sie sicher stand, kletterte er hinauf. Seine Höhenangst meldete sich, als er etwa die Hälfte geschafft hatte, doch er wollte sich von so einem kleinen Schwindelgefühl nicht ausbremsen lassen und biss die Zähne zusammen.
    Als er bei der Dachrinne ankam, sah er zufrieden, dass er das Problem tatsächlich mit seinem Schraubenzieher lösen konnte. Schon die ganze Zeit hatte ihn allerdings das Geräusch eines Ventilators gewundert, und nun kletterte er neugierig ein paar Sprossen hinunter und beugte sich etwas zur Seite, um durch einen Spalt im Vorhang in das Zimmer zu spähen, wo er das Gerät vermutete.
    Stattdessen sah er Frankie, und der Anblick war überwältigend.
    Sie lag auf dem Rücken im Bett und hatte die Decke weggestrampelt. Dabei war auch ihr T-Shirt hochgerutscht, sodass er eine perfekt geformte Brust und ihren flachen Bauch sah. Hingerissen starrte er auf ihren schlichten, weißen Baumwollslip, der ihm in diesem Augenblick verführerischer vorkam als die raffinierteste Spitzenwäsche, die er bei anderen Frauen je gesehen hatte.
    Plötzlich wurde ihm klar, was er da gerade tat, und er hoffte, dass sie nicht ausgerechnet jetzt aufwachte. Aber natürlich regte sie sich genau in diesem Moment – und er vergaß völlig, wo er sich befand und trat hastig einen Schritt zurück …
    Frankie wachte auf, weil vor ihrem Fenster jemand schrie, und sprang panisch aus dem Bett. Im selben Moment hörte sie, wie von außen etwas gegen die Hauswand schlug.
    Sie rannte zum Fenster, riss den Vorhang zur Seite – und starrte in Nates entsetztes Gesicht.
    “Was zum Teufel …”, stammelte sie.
    “… mache ich hier?”, beendete er den Satz für sie. “Ich repariere die Regenrinne.” Er löste vorsichtig eine Hand von der Leitersprosse und griff in seine Hosentasche, um ihr den Schraubenzieher zu zeigen. “Siehst du?”
    “Aber wieso?”
    “Weil ich nicht wollte, dass du aufs Dach kletterst.”
    Ganz offensichtlich war er noch dabei, sich von einem Riesenschrecken zu erholen, bemühte sich aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Obwohl er kalkweiß im Gesicht war, lächelte er charmant wie immer.
    “Und deshalb hast du dich beinahe runtergestürzt?”, schalt sie ihn sanft.
    “Ich muss nur noch die Halterung wieder anschrauben. Da oben.” Er ließ die Sprosse für zwei Sekunden los, um nach oben zu zeigen, und umklammert sie dann wieder so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Höhenangst, dachte sie. Er hat schreckliche Höhenangst und will es nicht zugeben.
    “Warum steigst du nicht einfach wieder runter?”
    “Nein, keine Sorge. Mir geht’s gut, und ich mache das eben noch fertig.” Doch dann schaute er aus Versehen hinab und kniff fest die Augen zusammen. “Auweia.”
    “Nate?”
    Zögernd öffnete er ein Auge.
    “Du solltest wirklich wieder runtersteigen.”
    “Ja, wahrscheinlich hast du recht.”
    Er rührte sich nicht von der Stelle.
    “Versuch es erst mal mit der Sprosse direkt unter dir. Ich bleibe hier und rede dir gut zu, okay?”
    “Das ist nicht nötig, mir geht’s gut.”
    “Du hast Höhenangst und hängst zehn Meter über dem Boden auf einer Leiter fest. Das nennst du gut?”
    “Ich habe vor gar nichts Angst.”
    Haha, dachte Frankie und zerbrach sich den Kopf, wie sie ihn sicher wieder nach unten lotsen konnte. Ablenkung, er brauchte Ablenkung. Und ein wenig Motivation.
    Die Lösung lag auf der Hand, war ziemlich verführerisch und ein klein bisschen gefährlich.
    “Also geh wieder rein”, sagte er gerade. “Ich verschnaufe nur einen Moment und

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